Lallbacken

verbreitete diesen Unsinn nur, um seine mäßig informierte Leserschaft in Panik zu versetzen. Denn Lallbacke Sinn und auch die sogenannte Wirtschaftsredaktion von Bild haben zwar Magerquark im Hirn, aber sie wussten doch gewiss, dass die Rente weder kapitalgedeckt noch steuerfinanziert ist, sondern aus den eingezahlten Versicherungsbeiträgen stammt, und dass der Staat lediglich einen relativ kleinen Zuschuss zahlt. Stimmungsmache also. Vermutlich, um weitere neoliberale Sparprogramme zu Lasten der Geringverdienenden zu begründen, anzukündigen und durchzusetzen.
    Neoliberale Finanzexperten, Springer-Journalisten und von diesen Leuten beeinflusste Rentner sollten zur Kenntnis nehmen: Schon während der Okkupation Griechenlands durch Nazideutschland von 1941 bis 1944 wurden die Nazis nicht müde, die Griechen als Schieber und korrupt hinzustellen. Sie zerstörten über 400 Dörfer und verschuldeten den Tod von 7,2 Prozent der Bevölkerung. Die Säuglingssterblichkeit stieg auf achtzig Prozent, in den Sommermonaten 1944 wurden täglich zwischen 106 und 110 Griechen ermordet, außerdem hat sich die deutsche Seite bei der Ermordung von beinahe 60 000 jüdischen Menschen erheblich bereichert. Nach Abzug der Deutschen waren fast alle Straßen, Brücken, Tunnel, Bahnhöfe, Gleisanlagen, Eisenbahnen und alle wichtigen Hafenanlagen zerstört.
    Es ist nicht zu erwarten, dass diejenigen, die sich mit ihrer rassistischen Antigriechenhetze in Deutschland so hervorgetan haben, sich nun still und bescheiden in die Ecke verziehen und höflichst bei den Griechen anfragen: Wie können wir euch helfen? Im Gegenteil – wackere Streiter für die soziale Marktwirtschaft wie Dr. Josef Schlarmann von der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung richteten deutliche Worte an die »bankrotten« Griechen: »Ein Bankrotteur muss alles, was er hat, zu Geld machen – um seine Gläubiger zu bedienen. Griechenland besitzt Gebäude, Firmen und unbewohnte Inseln, die für die Schuldentilgung eingesetzt werden können.«
    Also, Akropolis verkaufen! Kap Sounion! Den Olymp! Kreta! Alles verramschen!
    Sicher wäre es am billigsten, Griechenland einfach den Türken zu schenken. Aber Irland auch den Engländern? Das gäbe wohl Probleme: Den Iren schlug aus den deutschen Medien seltsamerweise nicht eine Welle des Hohns und der Ablehnung entgegen. Dabei hat Irland außer einigen Dichtern auch nicht viel zu bieten – ein bisschen Irish Folk Music mit dem dürren Gepfeife der Tin Whistle und einen speziellen irischen Whisky, der aber auch nur dazu taugt, nachts das Gebiss reinzulegen.
    Merkels Finanzminister Schäuble ging die Sache gewohnt berechnend an – er arbeitete für die europäischen Profite und vor allem für die Gewinne der Banken, nicht indem der Staat diese Banken verstaatlichte, sondern indem der Staat verbankert wurde. Das bizarre Treiben der Ratingagenturen konnte und wollte er wohl auch nicht stoppen – diese größenwahnsinnigen Agenturen sind Eigentum von Finanzinvestoren, und sie werden finanziert von denen, die Finanzprodukte auf den Markt bringen. Da gehört Korruption also zur Geschäftsleitung, zumal die Regierungen diesen Leuten auch noch einen Status verliehen hatten, der es möglich macht, dass nicht die Staaten die Ratingagenturen kontrollieren, sondern die Ratingagenturen schreiben vor, was Staaten dürfen und was nicht. Mit denen musste Schäuble sich also gut stellen und mit den Banken sowieso.
    Warum es sinnvoll ist, dass verschuldete Staaten wie Griechenland das notwendige Geld auf dem Umweg über die Banken und nicht von der Europäischen Zentralbank direkt bekommen, das versuchten die Neoliberallala-Lallbacken von Spiegel -Online plausibel darzustellen: »Fakt ist: Banken sind im Wirtschaftssystem dazu da, Risiken zu bewerten und unter Umständen auch einzugehen. Würde die Europäische Zentralbank den Staaten direkt Geld leihen, würde sie alle Risiken allein schultern. Zudem beruft sich die EZB bislang selbst auf Ratings.«
    Darauf muss man erst mal kommen, dass Banken im Wirtschaftssystem dazu da sind, Risiken zu bewerten und auch einzugehen. Die Öffentlichkeit musste doch einiges zur Rettung dieser Institutionen abdrücken, schon vergessen? Für die Hypo Real Estate mindestens achtzig Milliarden, Commerzbank achtzehn Milliarden, Industriekreditbank zehn Milliarden, deckte der aufgespannte Bankenrettungsschirm allein in Deutschland nicht ungefähr 480 Milliarden Euro ab?
    Interessant wäre es zu erfahren, ob und, wenn ja,