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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Sie rollte sich von der Koje und ging wieder nach draußen, zu nervös, um noch länger stillsitzen zu können.
    Links von ihr umschwärmte ein Teil der Horde ein abgelegenes Pferdegestüt. Die Gebäude erblühten bereits in Flammen, vom moosigen Dach wallten schwarze, rußige Rauchstöße. Sie schaute weg. Vo r ihnen ragte ein roter Fleck über die Baumwipfel. Sie fuhr sich mit den Händen durch ihr strähniges Haar. „Verdammt …“ Sie blickte auf Maissa, dann auf die Pferde. „Zeit, an die Arbeit zu gehen.“
    Nach beträchtlichem Bemühen konnte sie endlich die Zügel aus Maissas verkrampften Händen nehmen. Nach und nach manövrierte sie den Wohnwagen zur östlichen Flanke der voranstoßenden Horde.
    Kreischende, schreiende Reiter galoppierten aus einem Hain hervor, fächerten sich zu einer Reihe aus; einer nach dem anderen feuerte einen Schwall von Armbrustgeschossen ab. Eines grub sich tief neben Maissas Kopf ins Holz, ein zweites brannte eine leichte Kerbe in Aleytys’ Schulter. Sie sprang auf die Füße, pflockte die Zügel an, schwang sich dann auf den Sitz hinauf, hielt sich mit festem Griff am Ornamentschnitzwerk fest.
    „He!“ Sie lehnte sich zur Seite, winkte mit der freien Hand in heftigem Protest.
    Der Seenländer senkte seine Armbrust und winkte die anderen zurück. Er wendete sein Reittier und ritt neben der weiter vordringenden Horde einher, wobei er ein wachsames Auge auf die stumpfgesichtigen Reiter und einen vorsichtigen Abstand zwischen ihnen und sich behielt; sein junges Gesicht zeigte Verwirrung, Verblüffung. „Was – he?“ schrie er zurück.
    „Hör auf, auf mich zu schießen.“
    „Warum sollte ich?“
    „Ich habe nicht gesagt: Hör auf, auf sie zu schießen.“
    „Was ist so Besonderes an dir, Frau?“
    „Kennst du Loahn, Arahns Sohn?“
    „Ich kenne ihn.“
    „Er wird dir von mir erzählen, davon, was ich hier mache. Lahela Gikena. Könntest du inzwischen deine Geschosse in eine andere Richtung lenken?“
    Er starrte sie finster an. „Du erzählst mir Sachen. Was hast du mit diesen Teufeln zu schaffen?“
    Sie tippte sich mit übertriebener Verärgerung an die Stirn. „Sieh mal, Freund.“ Ihre Stimme zerfaserte. Sie hustete, spie aus. „Ich habe nicht vor, dir meine Lebensgeschichte hinüberzubrüllen. Außerdem weiß ich nicht, wieviel diese Zombies mitbekommen. Geh zu Loahn, ja? Und sage ihm, Lahela habe gesagt, morgen abend.“
    „Was?“
    „Du hast mich verstanden.“
    Er schwenkte die Armbrust in einer weit ausladenden Geste, zog sein Pferd herum und galoppierte – immer wieder aus voller Brust „Ki-yi“ schreiend – davon.
     
    Aleytys ließ sich wieder auf dem Sitz nieder und nahm die Zügel auf. Die Schar der Seenländer preschte wieder herbei, um zu töten … nein, zu schlachten … Wesen der Horde zu schlachten, die niederfielen und unter den dahintrottenden Hufen der struppigen kleinen Reittiere verlorengingen. Die Horde schlug auf ihre Art zurück … Auf nur eine Art … Mit ihrer Übermacht. Die Horde ignorierte die Flohbisse; der Tod war ihr Ziel, deshalb waren sie hier … Je mehr starben, desto schneller war ihr Ziel erreicht.
    Nach einer kleinen Weile legte sie die Zügel wieder in Maissas Hände und schloß die Finger darum. Maissa saß unbeweglich da, ließ die Pferde stetig an der östlichen Flanke der Horde entlang dahinpreschen. Keine weiteren Geschosse wurden auf sie abgefeuert. Das war auch gut so. Aleytys lehnte sich an die Holzlatten zurück, wartete auf ein Zeichen, aus dem sie entnehmen konnte, daß sie der in einen Zombie verwandelten Frau trauen konnte, daß sie den Wagen an der Flanke der Horde hielt, anstatt ihn zum Wagen des Meisters zurückzulenken.
    „He, Lahela!“
    Sie sprang wieder auf den Kutschbock und hielt sich am Schnitzwerk fest. „Was?“ schrie sie zurück.
    „Loahn sagt: viel Glück.“ Er winkte ihr mit der Armbrust zu, dann jagte er davon, feuerte seine Bolzen so schnell in die Horde hinein, wie er die neuen Geschosse einlegen konnte.
    „Das ist nett“, murmelte Aleytys. Sie kletterte hinunter; der Wohnwagen schaukelte und schwankte über unebenen Boden, sie mußte sich mächtig festhalten. Sie runzelte die Stirn, nachdenklich wegen Maissa. Dann lockerte sie den Griff, starrte einen Augenblick lang auf sie hinunter und ging schließlich ins Innere des Wagens.
    „Seil … Brauche ein Seil …“ Sie fing an, die Schubladen aufzuziehen und ihren unordentlichen Inhalt zu durchwühlen. „Ich weiß, daß Kale

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