Lamarchos
des Lamar-chaners fern.”
„Hm. Was wirst du den Rest des Tages machen?”
„Schlafen.”
„Bloß schlafen?”
Er kicherte und drückte sie an sich. Sie konnte fühlen, wie sich seine Rippen verschoben. „Nun, vielleicht nicht den ganzen Nachmittag.”
5
,,Ah.” Aleytys berührte die Handfläche mit den Fingerspitzen. „Ich sehe eine Zeit der Veränderung für dich kommen. Eine Zeit, in der du bereit sein wirst, eine Wahl zu treffen.”
Das Mädchen bewegte sich aufgeregt auf seinen Knien und beugte den dunklen Kopf über ihre Handfläche. „Makaoi. Siehst du ihn?
Wird er meinen Vater fragen …?”
Aleytys warf ihr einen schiefen Blick zu und unterdrückte ein Lächeln. „Es könnte sein. Allerdings sind hier die Waagschalen ausgewogen. Sieh diese Linie. Ihre Abzweigungen gehen hier nach rechts, aber auch nach links. Dein Leben wird bald eine Veränderung erfahren, eine Zeit wird kommen, in der du zwischen Freude und Kummer balancierst. Und schau, hier: das Versprechen von Söhnen.”
Erneut klopfte Aleytys auf die Handfläche, leicht berührten ihre Finger das mollige Fleisch. „Da ist noch etwas.”
Das Mädchen atmete ein. ,,Ay, Gikena, was ist es, was ist es?”
„Sieh die Kerbe in dieser Linie. Sie bedeutet, daß Kummer bevorsteht. Für eine kleine Weile wirst du eine tiefe Unglückseligkeit durchmachen. Aber sie wird vergehen, und danach wird dein Leben gradlinig verlaufen. Wie alle Dinge vergehen, so wird auch diese Zeit des Schmerzes vergehen.” Feierlich schloß sie die kleine Hand zu einer Faust. „Das ist alles.” Sie zog ihre Hände fort, die Augen als Zeichen der Entlassung gesenkt.
Nach einer so tiefen Verbeugung, daß ihr Kopf beinahe die Knie berührte, sprang das Mädchen auf die Füße und rannte davon; und dabei starrte sie noch immer wie gebannt auf die Hand.
Aleytys blickte kurz auf die geduldigen Gestalten die mit gekreuzten Beinen dasaßen und mit der Gelassenheit eines Volkes, das die Zeit eher nach dem Wechsel der Jahreszeiten als nach dem verdrießlichen Ticken von Uhren maß, abwarteten, bis sie an der Reihe waren. Sie seufzte. „Leyilli?”
„Si’a Gikena?” Maissa beugte sich fürsorglich über sie, ihr spitzes Gesicht zu höflicher Artigkeit geglättet.
„Ich habe dieses dumme Zeug satt.”
Maissa beugte sich tiefer, bis ihr Atem gegen Aleytys’ Haar wischte. „Sei nicht dumm. Verändere deine Gewohnheiten nicht ausgerechnet an diesem Tag aller Tage.”
Aleytys’ Hände ballten sich kurz zu Fäusten, dann öffneten sie sich wieder. Sie wischte über den Batikstoff, dann klatschte sie sich auf die Knie. Ohne ein weiteres Wort sprang sie auf die Füße und ging ohne Eile zu ihrem Wohnwagen hinüber. Maissa schluckte ihren Ärger hinunter, ihre Kehle war wie zugeschnürt, so daß sie kein Wort hervorbrachte; sie riß das Leder mit dem in den Falten verfangenen Kissen hoch und folgte Aleytys in den Wohnwagen hinein.
Stavver lag auf der Pritsche ausgestreckt, tief eingeschlafen, sein Körper wie der einer Katze entspannt. Auf der anderen Seite des engen Raumes schniefte Sharl friedlich in seinem Morgenschläfchen.
Aleytys berührte die Locken ihres Babys, trat dann einen einzigen Schritt zurück und schaute liebevoll auf den anderen Schläfer. Sein schwarzes Haar verwirrte noch immer das Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte, obwohl sie sich allmählich daran gewöhnte. Sie ließ ihre Finger über seinen Kopf huschen, brachte das seidige Haar kaum in Unordnung, dann streichelte sie die strähnigen Locken neben seinen Ohren, fühlte, wie eine sanfte Zärtlichkeit sie durchströmte, und sie fragte sich, wie es wohl wäre, einfach bei ihm zu bleiben, zu vergessen, daß …
Maissa schlug die Planen beiseite und schleuderte das Leder auf den Boden. Als Aleytys ihr ein erschrockenes Gesicht zuwandte, zischte sie: „Was glaubst du, was du machst? Willst du alles ruinieren? Los, geh wieder raus!”
Stavver bewegte sich unruhig, erwachte aber nicht. Aleytys setzte sich auf die Pritsche, neben ihn, ihre Hüfte berührte seinen Körper unterhalb der Rippen. „Es wird ihm nicht gefallen, von dir geweckt zu werden.”
Maissa krümmte ihre kleinen Hände zu Krallen. „Dummes Miststück! Kapierst du denn überhaupt nichts? Ich begreife nicht, wie du ausgerechnet an dem Tag, an dem er hineingeht, von deinen normalen Gewohnheiten abweichen kannst! Mußt du diese verdammten Schlangen denn mit Gewalt auf uns aufmerksam machen, damit sie uns
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