Lamarchos
und spielte fröhlich mit seinen Zehen, vollkommen vertieft in das Gefühl seines eigenen faszinierenden Ichs. Sie schaute zu Stavver hinüber. Der Schlaf machte ihn kraftlos, die Disziplin seines Gewerbes war jedoch stark genug, alle Störungen um ihn herum zu überwinden. Er schlief jedesmal, bevor er in der Nacht arbeitete. Er schlief und erlaubte nichts und niemandem weder von außerhalb noch von innen - diese Zeit der Leere zu stören, die Körper und Geist für die ungeheure vor ihm liegende Anstrengung, während der seine Sinne bis zu den Grenzen gefordert sein würden, schärfte. Sie seufzte und legte sich wieder auf die Pritsche.
Als sich ihr Körper in Trance verlangsamt hatte, murmelte sie in die Stille in ihrem Kopf: „Diesmal hast du wirklich die Drähte gezogen, Begleiter. Ich nehme also an, du kannst mich warnen, bevor ein ungelegener Schlafwandler über uns stolpert.”
Ein Gefühl der Belustigung und Zustimmung.
„Gut. Und … äh … einen kleinen Stups, bitte. Für mehr gibt es in den Fluren dort keinen Platz. Ich würde mir den Kopf kaputtschlagen.”
Ein kurzes Aufblitzen von Humor kitzelte wie Insektenfüße über ihr Gehirn.
„Ich glaube, ich belasse es lieber dabei. Wenn du dich nur bereithältst, uns aus den sumpfigen Stellen herauszuziehen.”
Ein Gefühl der Einwilligung.
„Und mich warnst, wenn sich uns Wächter oder andere Nachtschwärmer nähern.”
Bernsteinfarbenes Aufleuchten. Einwilligung.
„Komisch. Diesmal ist es leichter, mit dir zu reden, Begleiter.
Vielleicht, mit etwas mehr Zeit und Übung …” Sie seufzte. „Egal.
Lassen wir das bis später. Ah…” Sie atmete tief ein, stieß sich dann hoch, lehnte sich an die Wand. Ihr Kopf tat weh; sie vertrieb den Schmerz. Sie schloß ihre Augen und errichtete eine Mandala in ihrem Geist.
Die nächste Stunde verbrachte sie in Meditation; langsam absolvierte sie die Mandalas, die Vajd sie gelehrt hatte. Langsam, langsam drehten sich die großen Kreise vor ihr, brachten Trost und Ruhe in ihre Ungewißheit.
Eine Hand berührte ihre Schulter. Sie schaute auf, ganz langsam, und sah Stavvers besorgtes Gesicht über sich schwimmen. Ihr Mund dehnte sich zu einem Lächeln, dann fielen die Mundwinkel herunter, da sie vergessen hatte, sie hochzuhalten. Seine Stimme drang rauh an ihre Ohren. Fern. Als würde er durch Watte zu ihr sprechen. „Wach auf, Leyta. Zeit zum Essen.”
Aleytys schaukelte von einer Seite zur anderen, um sich aus der Bewegungslosigkeit zu lösen. „Ich glaube, ich bin zu weit gegangen.”
Stavver schüttelte den Kopf. „Das begreife ich nicht.” Er streckte sich und gähnte. „Mach mir Tee, ja? Ich muß den Nebel herausspülen.”
„Ja, Herr, gewiß, Herr, alles, was du wünschst, Herr.” Ihr Lächeln verblaßte. „Miks.” Er war an der Tür, seine Hand an der Plane.
„Warte einen Augenblick, bevor du hinausgehst.”
Er lehnte sich an die Rückwand und lächelte sie verschlafen an.
„Was ist los?”
„Setz dich. Bitte.” Sie wartete, bis er sich auf der Pritsche niederließ; sein Gesicht verzog sich unter einem belustigten, leicht ungeduldigen Stirnrunzeln. „Ich gehe heute nacht mit dir.”
„Nein.”
„Miks, ich würde mich heraushalten, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, helfen zu können. Nein. Laß mich zu Ende reden. Ich habe - irgendwie - Kontakt zu dem Diadem bekommen. Sieh mal. Du sagst, du bist der Beste. Maissa sagt, du bist der Beste, und sie mag dich nicht. Aber jeder Dieb kann in eine Klemme geraten, auch wenn er der Beste ist. Du hast gesehen, was das Diadem fertigbringt. Und das war längst nicht alles. Es warnt. Du gehst spät hinein, wenn alle vernünftigen Wesen schlafen - aber wie willst du die Handlungen der Karkiskya voraussehen? Es könnte Wächter in den Fluren geben. Ich weiß nicht, vielleicht hast du Instrumente, die dasselbe für dich tun könnten, Miks, aber das ist trotzdem kein Grund, diesen zusätzlichen Vorteil zurückzuweisen. Du hast mir gesagt: Lerne immer soviel wie möglich, selbst wenn du dieses Wissen nicht benötigst. Ist es hier nicht dasselbe?” Sie legte ihre Hände in den Schoß und wartete auf seine Antwort.
Stavver saß da, die Stirn gerunzelt, die Augen auf einen Punkt hinter ihr konzentriert. Nach einer Minute blinzelte er. „Du willst unbedingt mitgehen?”
„Ja.”
Er richtete sich gerade auf, rieb sich über die Nasenspitze. „Du hast bisher keine Anzeichen von Hellseherei gezeigt.”
„Was ist das?”
„Laß es gut
Weitere Kostenlose Bücher