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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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dem Karsk zugewandt. „Stein gegen Stahl, Sho Karsk.”
    Die graue Gestalt schob behandschuhte Daumen über die Gravur.
    „Es ist ein neuer Stein.” Der Ton war leicht verächtlich, als hielte sich der Käufer nur unter dem Zwang der Höflichkeit von einem Hohnlachen zurück.
    Stavver verbeugte sich mit ernstem Gesicht. Er drehte die Klinge so, daß die Spitze auf den Karsk zeigte, und nahm den Stein behutsam aus seinen Fingern. „Mein Bedauern, Sho Karsk, daß ich Eure Zeit verschwendet habe.”
    „Mann von den Falken.”
    „Ja?” Stavver drehte sich - schon mitten im Schritt zur Tür hin halb um.
    „Meine Augen werden langsam alt. Vielleicht…” Die schmale, seltsam unecht wirkende Hand streckte sich auf einmal glatt aus, wartete.
    Stavver zögerte. „Wenn der Stein nicht wertvoll ist…”
    „Du hast einen außergewöhnlichen Sohn, daß er ein so junger Richter über eine gute Klinge ist.”
    „Vielleicht, wenn das Licht heller wäre …” Stavver ging zum Tisch zurück und legte den Stein in die ausgestreckte Handfläche.
    Aber er setzte sich nicht mehr.
    „Obwohl es ein neuer Stein ist, ist die Gestaltung sehr attraktiv.
    Die Arbeit ist geschickt gemacht.” Die behandschuhten Finger glitten leicht über die polierten Konturen. „Stahl gegen Stein?”
    „Wie Ihr sagt.” Stavver nahm das Messer auf. „Gibt es eine Verpackung?”
    „Wie du sagst.” Der Karsk senkte eine Hand unter die Tischplatte und zog ein Quadrat aus feinem, weichem Leder aus einer versteckten Nische.
    Schweigend wickelte Stavver das Messer in das Leder ein, dann rammte er das Bündel hinter seinen Gürtel. Erneut zeigte er den Kopf.
    „Der Handel ist der beste, der beide Seiten zufriedenstellt.”
    „Wie du sagst.” Der Karsk schloß die Schatulle und stellte sie wieder an ihren Platz zurück. Bei diesem Tun mußte er einen Klingelknopf gedrückt haben, denn im offenen Türbogen erschien augenblicklich eine zweite, stumme, graue Gestalt. Der Käufer faltete seine Hände über der leeren Oberfläche des Tisches und sagte: „Mögest du mit vielen Söhnen gesegnet sein.”
    Stavver richtete sich steif zu seiner vollen Größe auf. „Mögen Eure Kinder so zahlreich sein wie die Blätter eines Baumes.” Er winkte Aleytys und stolzierte aus dem Raum.
    Draußen auf der Straße gingen sie an der unregelmäßigen Reihe von lamarchanischen Reisenden vorbei, die darauf warteten, ihre Karkesh-Klingen einzuhandeln. Auf halbem Wege zurück zum Lagerplatz grinste sie ein bekanntes Koboldgesicht an.
    „Hakea.” Aleytys blieb neben ihm stehen. „Bist du heute morgen der Klinge wegen unterwegs?”
    „Ja.” Er streute ein Grinsen in die Runde und tänzelte aufgeregt auf der Stelle, viel zu sehr außer Rand und Band, um stillstehen zu können.
    „Der Morgen war hoffentlich gut zu dir, Si’a Gikena?” Peleku lächelte sie an, dann blickte er finster auf seinen Sohn hinunter.
    „Deine Manieren junger Huale.”
    „Sehr gut, mein Freund.” Sie blickte Stavver nach, der zum Lager weiterschlenderte. Sie klopfte auf die Schlaufe. „Mein Sohn, jung wie er ist, hat jetzt seine eigene Klinge, die bis zu seiner Blutweihe beiseite gelegt wird. Was dir zu danken ist.”
    „Ist es nicht ein wenig früh? Er sollte seine eigene Wahl treffen.”
    „Dies hat er getan. Mein Sohn ist kein gewöhnliches Baby. Außerdem weiß ich nicht, wann ich wieder auf dieser Seite der Welt sein werde. Die Lakoe-heai leiten meine Füße oft auf seltsame Pfade.” Sie blickte wieder hinter Stavver her. „Besser, ich mache mich wieder auf den Weg. Guten Handel, mein Freund.”
    Sie holte Stavver ein, als er unter dem Torbogen durch auf den Lagerplatz schlenderte. „Hast du genug gesehen?”
    „Nein.”
    „Nein?”
    „Es wird reichen.” Er gluckste und zerzauste ihr Haar. „Man kann nie genug sehen, wenn man ein Ding absolut narrensicher über die Bühne bringen will.”
    „Habgierig.” Sie verlagerte Sharl auf die andere Seite und nahm seinen Arm. „Dann also heute nacht.”
    „Sprich von etwas anderem.”
    „Nun… Warum kriechen diese unheimlichen Burschen durch …
    durch derartige Wurmlöcher?” Sie fröstelte.
    „Offenbar nennen sie eine angeborene Agoraphobie ihr eigen.”
    „Huh?”
    „Angst vor offenen Flächen.” Er befreite seinen Arm und legte ihn um ihre Schultern, zog sie an sich; Seite an Seite gingen sie auf den Wohnwagen zu. „Auf gewisse Art und Weise ist das ein Segen für diese Welt. Hält den schuppigen Fuß vom Genick

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