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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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an ihre Brüste gepreßt.
    Durch eine bogenförmige Öffnung in der gegenüberliegenden Wand des hallenden Raumes trat die stumme Prozession in einen weiteren häßlichen Korridor mit bogenförmiger Decke. Ein paar Schritte weiter hielt der Karsk erneut an; eine weitere Tür öffnete sich. Er trat zurück. „Tretet ein, bitte.”
    Stavver runzelte die Stirn. „Was erwartet uns?”
    Geduldig wiederholte der Karsk seine Worte: „Tretet ein, bitte. Der Käufer wartet.”
    Stavver ignorierte Aleytys mit dem angeratenen männlichen Stolz und marschierte in den kleinen Raum hinein, eine Hand auf dem Messergriff. Aleytys trat hinter ihm über die Schwelle; im Bewußtsein ihrer Würde als Gikena hielt sie ihren Kopf hoch erhoben. Nachdem sich Stavver auf dem Verkäuferstuhl niedergelassen hatte, setzte sie sich auf einen Vorsprung, der aus einer Seitenwand herauswuchs. Sie setzte Sharl bequem auf ihren Schoß, nahm den Batikstoff von seinem Gesicht, ihre Blicke pendelten von Gesicht zu Kapuze, das Handeln begann.
    Der Karsk saß schweigend da, wartete; behandschuhte Hände waren in die weiten Ärmel seines Gewandes gesteckt.
    „Ich komme, um Stein gegen Stahl zu tauschen.” Stavver saß auf der Stuhlkante, das Rückgrat sehr gerade, seine Blicke bohrten sich in die Dunkelheit unter der weit vorgezogenen Kapuze. Den Beutel mit dem Poaku hatte er auf seinem Schoß liegen, eine langfingrige Hand schützend darüber gelegt.
    Der Karsk neigte seinen Kopf. Dann schob er seinen Stuhl zurück, zog eine lederne Schatulle aus einer Schublade des Tisches hervor und setzte sie sanft und präzise auf die ebene Fläche vor sich. Mit, trotz der polsternden Dicke der Handschuhe, sicher zugreifenden Fingern klappte er die Verschlüsse auf und schwang den Deckel hoch.
    Als er die Schatulle herumdrehte, flammte an der Decke ein Licht auf und streichelte die Klingen, die in ordentlichen Reihen im Deckel und Unterteil geborgen waren. Stavver beugte sich vor, sog den Atem ein, dann sank er auf den Stuhl zurück.
    Aleytys bemühte sich, ernst zu bleiben, während sie Stavver bei der Arbeit beobachtete; sie bewunderte seine leicht untertriebene Darstellung eines schlauen, aber nervösen Eingeborenen. Sharls kleiner Körper lag über ihren Knien und strahlte eine Wärme aus, die ihre Aufmerksamkeit entwaffnete, sie dermaßen ablenkte, daß sie der vor ihr ablaufenden Szene weniger als die volle Aufmerksamkeit schenkte. Sie beugte sich über ihn. Er würde bald aufwachen. Hungrig. Sie seufzte und hoffte, er würde damit warten, bis sie wieder im Lager waren.
    Stavver stellte den Beutel mit dem Poaku auf den wuchtigen Tisch und griff in die Schatulle hinein; eine Klinge nach der anderen zog er heraus. Jede drehte und wendete er in seinen Händen, prüfte Schärfe und Ausgewogenheit, legte schließlich alle bis auf drei beiseite. Dann stieß er seine Hände in den Beutel und zog den Poaku heraus. Seine Hände bewegten sich so geschickt wie die des Karsk: Er legte den grünen Stein auf die Tischplatte, die gravierte Seite dem Käufer zugewandt. „Stein gegen Stahl”, sagte er barsch.
    „Wie es Sitte ist.” Die Antwort war kurz und scharf. „Ein Stein, eine Klinge.”
    Stavver nickte kurz. Er riß die drei Klingen hoch und war mit ausreichender Plötzlichkeit auf den Füßen, um den Karsk so zu, verblüffen, daß dieser zurückzuckte. Ohne sich darum zu kümmern, zeigte er die Messer feierlich dem Baby; eines nach dem anderen hielt er dem Kleinen vors Gesicht. „Weck den Jungen auf, sagte er kühl, die Lippen verkniffen, um sein Lachen zurückzuhalten, während er ihr zuzwinkerte.
    Aleytys bedachte ihn mit einem sengenden Blick, zögerte, dann schüttelte sie Sharl sanft wach. Das Baby blinzelte zu den glänzenden Gegenständen hoch, seine langen, gebogenen Wimpern bewegten sich langsam über große, grüne Augen auf und ab.
    Aleytys fröstelte, aber ihr Gesicht war ausdruckslos; der Kleine kaute auf ihrer Faust herum und ignorierte die ersten beiden Klingen, die Stavver über sein Gesicht hielt. Als das dritte Messer über ihm erschien, trat Sharl gegen Aleytys’ Rippen und griff nach dem glänzenden Ding.
    Aleytys keuchte und zog ihn von der Klinge weg, fest preßte sie ihre Lippen zusammen, verschloß ihren Mund vor dem Strom von Worten, die sie Stavver entgegenschleudern wollte.
    Der Dieb knurrte zufrieden. Die ersten beiden Messer schob er weg. Das von Sharl bestimmte legte er behutsam auf die Mitte des Tisches neben den Poaku, den Griff

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