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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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dieses vor Big Blue anhielt. Eine ältere Frau löste sich aus einer kleineren Gruppe und kam auf die drei zu.
    »Er ist es!« rief sie heiser, als sie den Wagen erreicht hatte. »Er hat die silberne Strähne im Haar, den Flammstein und die goldene Hand, die heilt!« Sie hielt Dalt an der Rückseite seines Anzugs fest, als er sich umdrehte. »Berühre mich mit deiner heilenden Hand!« rief sie. »Mein Geist ist krank, und nur du kannst mir helfen! Bitte! Ich bin nicht so krank wie Sally es war!«
    »Nein, warte!« Dalt versuchte sich ihrem Griff zu entwinden. »So kann ich nicht helfen!«
    Aber die Frau schien ihn nicht zu verstehen und wiederholte immer wieder: »Heile mich, heile mich!« Und über seine Schulter hinweg konnte Dalt sehen, wie die übrigen Patienten im Hof auf ihn zukamen.
    Plötzlich war Webst an seiner Seite, sein Gesicht war nahe an Dalts Gesicht, und seine Augen glänzten in der hereinbrechenden Dunkelheit. »Nun machen Sie schon«, flüsterte er aufgeregt, »berühren Sie sie. Sie müssen nichts weiter tun, strecken Sie nur Ihre linke Hand aus und legen Sie sie ihr auf den Kopf.«
    Dalt zögerte; er kam sich ziemlich albern vor, als er dann seine Handfläche auf die Stirn der Frau legte. Bei seiner Berührung bedeckte sie ihr Gesicht, huschte davon und murmelte »Danke, danke« durch ihre Hände.
    Der Damm schien damit gebrochen zu sein. Um Dalt herum waren auf einmal überall Patienten, und er sah sich einer wogenden Masse von ausgestreckten Händen gegenüber. Rufe wurden laut: »Heile mich! Heile mich! Heile mich!« Dalt wurde hin und her geschoben, man zerrte an seinen Kleidern und an seinem Körper, und nur unter großen Schwierigkeiten gelang es El und Webst, ihn durch die Menge der Bittenden in die Stille von Big Blue zu schieben.
    »Jetzt verstehen Sie sicher, warum er in seinem Beruf ein As ist«, sagte El sanft und deutete mit dem Kopf auf Webst, während sie Dalt einen Drink in seine Hände drückte, eine Hand, die selbst hier in der Sicherheit von Big Blue ein schwaches, aber unverkennbares Zittern erkennen ließ. Das Geschehen auf dem Hof hatte ihn entnervt – die Hände, die Stimmen, die Leute, die in dem Dämmerlicht nach ihm griffen und riefen, die ihn anflehten, ihre psychologische und physiologische Bürde von ihnen zu nehmen; obwohl sich das Ganze erst vor wenigen Augenblicken ereignet hatte, schien es im nachhinein immer unwirklicher zu werden.
    Er schüttelte die Erinnerung ab und nahm einen tiefen Schluck aus seinem Glas. »Da kann ich nicht ganz folgen.«
    »Nun, wie er die Situation sofort als Massenhysterie einschätzte und sie zu einem guten Zweck ausnutzte: Die Bedeutung des Suggestionseffekts in der Medizin ist bis auf den heutigen Tag noch nicht voll erkannt. Da unten im Hof waren eine Menge chronisch kranker Patienten, die von einem Mann gehört hatten, der ein Wunder vollbrachte, und sie wollten alle einen Teil von diesem Wunder auch für sich.«
    »Aber wie haben sie das herausgefunden?«
    El lachte. »Nachrichten innerhalb der Stationen verbreiten sich schneller als der Schall!«
    Webst schaltete das Bildtelephon aus, das ihm eine Reihe eiliger Berichte übermittelt hatte, drehte sich zu ihnen um und grinste. »Seht, Blinde sehen, Taube hören, Lahme gehen«, verkündete er und mußte angesichts des entsetzten Ausdrucks auf Dalts Gesicht lauthals lachen. »Nein, so dramatisch ist es sicher nicht, aber wir haben einige symptomatische Besserungen zu verzeichnen.«
    »Das hat aber nichts mit mir zu tun!« fuhr Dalt auf, und seine Stimme verriet Verärgerung. »Ich habe nichts getan – die Leute glauben nur, ich hätte ihnen geholfen.«
    »Das ist es! Sie haben sie nicht selbst geheilt, aber Sie fungierten als Katalysator, durch den der Geist dieser Leute wieder Einfluß über ihren Körper gewinnen konnte.«
    »Mit anderen Worten, ich bin ein Gesundbeter.«
    »Da draußen im Hof waren Sie es – und Sie sind es noch immer, mehr als je zuvor. Wir haben jetzt die seltene Gelegenheit, das Phänomen der psychosomatischen Heilung untersuchen zu können, etwas, das den Studenten der Verhaltensforschung mehr als alles andere fasziniert. Es ist die Macht des Geistes über den Körper im Einsatz … wir wissen fast nichts über die Triebkraft dieser Beziehung.«
    (»Ich könnte Ihnen einiges darüber erzählen«), meldete sich Part.
    Du hast für heute abend schon genug gesagt, mein Lieber.
    »Und Sie stellen einen idealen Brennpunkt dar«, fügte Webst hinzu. »Sie haben

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