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LaNague 01 - Der Heiler

LaNague 01 - Der Heiler

Titel: LaNague 01 - Der Heiler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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machen. Chemotherapie konnte zu keinem Erfolg führen, weil ihre Enzymketten in Ordnung sind; und Psychotherapie war genauso wirkungslos, weil für diese Patientin der Psychotherapeut nicht existierte. Offensichtlich kann hier nur ein starker Psi-Einfluß und die Umgestaltung ihrer Phantasiewelt helfen. Übrigens war es sehr einfach, in ihren Geist einzudringen. Dadurch daß sie eine undurchdringliche Barriere gegen die Realität aufbaute, war sie vielleicht Psi-Kräften gegenüber völlig ungeschützt.«
    El und Webst schienen förmlich außer sich zu sein vor Freude über Dalts Erfolg. »Es ist unglaublich!« erklärte Webst. »Eine ganz neue Richtung in der Psychotherapie. Mr. Dalt, ich weiß nicht, wie wir Ihnen das vergelten können!«
    (»Sage ihm, was er dir dafür bezahlen kann.«)
    Wir können doch kein Geld dafür annehmen, daß wir diesem armen Mädchen geholfen haben!
    (»Er wird dich wieder um deine Hilfe bitten … und immer wieder. Es war nicht gerade eine Vergnügungstour – es ist eine ziemlich riskante Sache. Ich werde nicht zulassen, daß wir wieder in einen Geist eindringen, wenn wir nicht dafür entschädigt werden. Du bekommst etwas dafür, daß du etwas gegeben hast, erinnerst du dich?«)
    Das ist doch Unsinn.
    (»Das ist das Leben. Was nichts kostet, ist auch nichts wert.«)
    Das ist doch bloß eine Binsenwahrheit.
    (»Und trotzdem trifft sie zu. Nenne ihm einen Betrag.«)
    Dalt überlegte einen Augenblick und meinte dann: »Ich möchte ein Honorar für Sally … und für alle anderen, denen ich helfen soll.« Er nannte eine Summe.
    »Das klingt ganz vernünftig.« Webst nickte. »Ich will nicht mit Ihnen feilschen.«
    In Els Gesicht spiegelte sich Belustigung wider, vermischt mit einem Ausdruck des Erstaunens. »Sie stecken wirklich voller Überraschungen!«
    Auch Webst lächelte. »Wir geben ihm jeden Kredit, den wir aufbringen können, wenn er diese Opfer des Schreckens heilen kann. Wir werden sogar versuchen, ein höheres Budget zu bekommen. Ich werde mit Dr. Hyne sprechen und dafür sorgen, daß Sie in unsere Abteilung kommen; allerdings gibt es da ein ethisches Problem, das Sie vorher überlegen sollten. Sie führen ja eigentlich ein Experiment an geistig unzurechnungsfähigen Patienten durch, die nicht in der Lage sind, ihre Zustimmung zu geben.«
    »Und ihr Vormund?«
    »Diese Patienten sind allein, ohne Identität. Und ein Vormund wäre für das ethische Problem ohne Bedeutung – die Entscheidung liegt da bei Ihnen. In der Rolle des Arztes müssen Sie darüber entscheiden, ob ein experimentelles Vorgehen – oder selbst ein altbewährtes Vorgehen – dem Patienten eher helfen als schaden kann, und ob der mögliche Erfolg das Risiko wert ist. Und der Patient muß immer zuerst kommen; nicht Menschheit, nicht Wissenschaft, sondern der Patient. Nur Sie können eine Entscheidung treffen.«
    »Ich habe mich schon entschieden, bevor ich in Sally eingedrungen bin«, entgegnete Dalt mit einer Spur von Schärfe. »Es gab auf beiden Seiten etwas zu gewinnen: Ich würde etwas lernen, und ihr würde hoffentlich geholfen werden. Das Risiko lag, soweit ich es sehen konnte, ganz auf meiner Seite.«
    Webst überdachte Dalts Worte. »Mr. Dalt«, sagte er schließlich, »ich glaube, daß wir beide gut miteinander auskommen werden.« Er streckte Dalt seine Hand entgegen, und Dalt schlug fest ein.
    El kam an seine Seite und hängte sich bei ihm ein. »Willkommen in unserer Abteilung«, begrüßte sie ihn, und um ihre Mundwinkel spielte ein Lächeln. »Eine ganz schöne Wendung für einen Mann, der noch vor wenigen Stunden davon gesprochen hat, mit dem erstbesten Schiff von hier zu verschwinden.«
    »Ich habe jene Szene nicht vergessen, das können Sie mir glauben. Ich kann den Kodex, nach dem die Tolivianer leben, noch nicht bedingungslos akzeptieren, aber ich bleibe sehr gerne hier und sehe, ob alles auch so gut funktioniert, wie Sie sagen.«
    Während sie sprachen, hatte das Bildtelefon geläutet. Webst nahm den Anruf entgegen, und eilte dann plötzlich zur Tür. »Das war Big Blue – Sally ist gerade aufgewacht und hat um ein Glas Wasser gebeten!« Mehr brauchte er nicht zu sagen; El und Dalt schlossen sich ihm auf der Stelle an, als er sich auf den Weg zum Parkplatz machte.
    Die letzten blutroten Strahlen der Sonne beschienen die ambulanten Patienten im Hof, die gruppenweise zusammenstanden und tuschelten. Alle Augen richteten sich plötzlich auf das Fahrzeug, in dem Webst, Dalt und El saßen, als

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