LaNague 01 - Der Heiler
überstieg. Er lächelte düster. »Ich glaube nicht, daß dies nötig sein wird.«
Lenda sah erleichtert aus, aber Petrical runzelte die Stirn. »Irgendwie finde ich Ihren Ton nicht gerade ermutigend.«
Dalt zögerte. Er wollte sie nicht zu schroff abweisen, allerdings hatte er nicht die Absicht, in einem dem Terra-Tarkanischen Krieg ähnlichen Konflikt verwickelt zu werden, dessen Ausmaß die augenblicklichen Auseinandersetzungen in Zukunft durchaus annehmen konnten. Er hatte noch eine ganze Reihe Jahre zu leben – nach normalen Zeitbegriffen –, aber für einen Mann, der daran gewöhnt war, in Jahrhunderten zu denken, erschien diese Zeitspanne schrecklich kurz. Er wußte, daß wenn der zu erwartende Kampf auch nur halb so lange dauern würde wie der T-T Krieg, jeder Beitrag, den er leisten konnte, nur unbedeutend war, gleich wie groß die in ihn gesetzten Erwartungen der beiden Männer auch waren. Und außerdem gab es für ihn noch einiges zu tun. Was, das wußte er noch nicht, aber die ihm verbleibenden Jahre gehörten ihm allein, und er hatte die Absicht, sie nicht zu verschwenden, und jeden Tropfen Leben aus ihnen herauszupressen, den sie für ihn bargen.
»Ich werde darüber nachdenken«, versprach er ihnen, »und Ihnen meine Entscheidung in ein paar Tagen mitteilen.«
Lenda preßte die Lippen zusammen, ohne etwas zu sagen. Petrical stieß einen resignierenden Seufzer aus und erhob sich. »Uns bleibt wohl nichts anderes übrig als abzuwarten.«
»Richtig«, stimmte Dalt zu und stand ebenfalls auf. »Einer meiner Sicherheitsleute wird Sie hinausbegleiten.«
Niedergeschlagen verließen die beiden Männer den Raum, und Dalt blieb allein zurück, konfrontiert mit einem chaotischen Wirrwarr von Gedanken und Gefühlen. Er durchschritt sein Arbeitszimmer in bedrückender Einsamkeit. Er fühlte sich schuldig und wußte nicht warum. Es war doch schließlich sein Leben. Er hatte kein Messias sein wollen; man hatte dieses Image für ihn zurechtgezimmert. Er hatte den Menschen nur einen Dienst erweisen wollen. Warum sollte er nun mit der Vergangenheit belastet werden, wenn die Zukunft so unglaublich kurz zu sein schien?
Seine Gedanken schweiften zurück zu Part, so wie er die letzten drei Tage ständig an ihn hatte denken müssen. Es lag nun auf der Hand, daß ihre beiden Geiste zu lange zusammen gewesen waren; die plötzliche Trennung ihrer geistigen Verbindung zeigte nun ihre verheerende Wirkung. Er fühlte sich ohne Part nicht vollständig – er war wie ein kastriertes Tier, ein Krüppel.
Er war nun wütend – innerlich über seine eigene Verwirrung, äußerlich über … was? Über was immer auch Part getötet haben mochte. Jemand oder etwas hatte ihm dort unten am Strand einen Teil seines Ichs geraubt. Der Geist, mit dem er zwölfhundert Jahre seines Lebens geteilt hatte, mit dem er so vereint gewesen war wie keine zwei Geiste je vorher, war ausgelöscht worden. Die Wut tat ihm gut. Er schürte sie weiter: Wer oder was immer es gewesen war, das Part getötet hatte, es würde dafür bezahlen müssen; eine solche Tat durfte nicht ungesühnt bleiben.
Er ging zum Videocom und drückte den Code für die Wachstation ein. »Haben diese beiden Männer schon das Grundstück verlassen?« fragte er.
Der Sicherheitschef teilte ihm mit, daß sie gerade vor dem Tor waren.
»Schicken Sie sie zurück.«
*
»Ein Muster für diese Angriffe ist im Moment noch nicht erkennbar«, sagte Petrical gerade, »oder es gibt ganz einfach keins.« Er war jetzt in seinem Element, wo es darum ging, die Vorsitzenden der planetarischen Sekten der Kinder des Heilers zu informieren.
Dalt verfolgte die Versammlung auf einem Videoschirm in einem der Räume, die man ihm in der Zentrale der Förderation zur Verfügung gestellt hatte. Als der Heiler war er ein paar Minuten zuvor vor der Gruppe aufgetreten und hatte einige Worte in die beklemmende Stille gesprochen, die bei seinem Erscheinen eingetreten war. Er war noch immer überrascht, daß niemand seine Identität anzweifelte. Seine Ähnlichkeit mit den Millionen und aber Millionen Holos vom Heiler in den Heimen überall in der Galaxie war natürlich vollkommen. Aber eine solche Ähnlichkeit konnte jeder erreichen, der sich ein bißchen Mühe gab. Nein, es lag nicht nur an seiner äußeren Erscheinung. Sie schienen zu spüren, daß er der Echte war. Und was noch wichtiger war, sie wollten, daß er der Heiler war. Ihre Wache durch die Generationen hindurch hatte sich angesichts
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