LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
selbst erst sehr spät eine eigene Familie, aber als er erst einmal eine hatte, wurde sie zum Mittelpunkt seines Lebens. Junior war ein Kind, IBA das zweite. Er wollte, daß sie beide fortbestehen sollten. Mir war so etwas völlig gleichgültig.«
»Komm endlich zur Sache.«
»Ich bin dabei: dein Großvater – ein höchst überzeugender Mann – überredete Junior und seine Frau, einen Klon aus Junior zu nehmen. Ich half ihnen, alles zu arrangieren.« Er hielt inne. Bedauernd fuhr er dann fort: »Dieses Kind bist du.«
»Aber ich bin doch eine Frau. Und Junior Finch war ein Mann.« Der Blaster bewegte sich nicht. »Ein Klon ist ein exaktes genetisches Duplikat.«
»Sicher weißt du, daß man von einem Mann auch einen weiblichen Klon nehmen kann. Dazu braucht man lediglich das ›Y‹-Chromosom zu entfernen und das bereits vorhandene ›X‹-Chromosom zu verdoppeln. Das gehört zur Grundlagengenetik. Sie entschieden sich für einen weiblichen Klon, um einem eventuell später aufkommenden Verdacht von vornherein zuvorzukommen. Ein männlicher Klon würde als Erwachsener ganz genau wie sein Spender aussehen, und wenn dann jemandem Zweifel kamen, genügte ein einfacher Chromosomentest, um Junior ins Gefängnis zu schicken und dich in eine Molekülauflösungskammer. Es gibt Gesetze gegen Klone, das weißt du doch. Ein weiblicher Klon war sicherer.«
Jo senkte den Blaster. Sie glaubte ihm. Das gleiche Gefühl, das ihr vorher gesagt hatte, daß Old Pete log, sagte ihr jetzt, daß er die Wahrheit sprach. Und es paßte zusammen. Es erklärte eine ganze Reihe Dinge, besonders die Ehrfurcht, die die Vanek ihr gegenüber zeigten – sie hatten sie als das erkannt, was sie wirklich war.
Jo fühlte Respekt vor sich selbst in sich aufsteigen. Eigentlich müßte sie jetzt taumeln, müßte betäubt, erschüttert, niedergeschlagen sein. Aber das war sie nicht. Sie hatte den Eindruck, als ginge es nicht um sie, als spreche Old Pete von einer ganz anderen Person.
»Ich habe das alles vor dir geheimgehalten«, hörte sie Old Pete sagen. »Ich wollte, daß du es niemals erfährst. Nach Juniors Tod war ich der einzige, der es wußte. Selbst die Fachleute, die den Klon geschaffen haben, wußten nicht, an wessen Zellen sie arbeiteten.«
»Warum wolltest du es mir nicht sagen?«
»Weil ich keinen Sinn darin sah, warum ich dir erzählen sollte, daß du vor dem Gesetz keine wirkliche Person bist. Ich wußte nicht, wie du reagieren würdest, wenn du erfahren würdest, daß du ein Klon bist … dieses Wissen kann jemanden seelisch zerstören. Siehst du es jetzt ein? Junior Finch ist nicht tot. Er ist du – und du bist Junior Finch.«
Jo antwortete, ohne zu zögern, und ihre Stimme klang ruhig und voller Selbstvertrauen. »Nein. Ich bin Josephine Finch. Das bin ich immer gewesen und werde es auch immer sein. Junior Finch liegt da draußen irgendwo begraben. Josephine Finch wird als das weiterleben, was sie ist – als Josephine Finch!«
Es war eine Feststellung ihrer Identität, und Old Pete stand auf, das Gesicht vor Erleichterung erhellt. Jos Selbstbewußtsein hatte ihr geholfen, mit der Wahrheit fertig zu werden. Sie wußte, wer sie war und wollte auch bleiben, was sie jetzt war, egal, wie sie entstanden war. Schwankend ging er auf sie zu, bis er dicht vor ihr stand. Er legte ihr die Hände auf ihre Schultern und meinte: »Ich bin stolz auf dich … Josephine.«
Sie ließ den Blaster fallen und umarmte ihn. Sie wollte sprechen, wollte ihm sagen, wie glücklich sie war, daß sein einziges Vergehen darin bestanden hatte, sie beschützen zu wollen, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Old Pete verstand und hielt sie fest, bis seine Arme schmerzten. Dann schob er sie auf Armeslänge von sich. »Können wir jetzt Freunde sein?«
Jo nickte, lächelte und begann dann zu lachen. Old Pete fiel ein, und nur die Rückkehr von Larry samt seines Bettes verhinderte, daß ihnen vor lauter Lachen die Tränen kamen.
»Was ist denn so lustig?« fragte er. Seine Stimme klang jetzt kräftiger als vorher. »Und was machen Sie hier, Pete?«
Jo wartete, bis das Bett wieder auf seinem Platz stand, und setzte sich dann neben Larry.
»Er wollte sehen, ob wir Hilfe benötigen«, antwortete sie lächelnd.
»Das tun wir. Wir müssen so schnell wie möglich aus der Nähe von Proska fliehen!«
»Nein«, sagte sie. »Er ist tot. Die Vanek haben ihn umgebracht.« Und dann erzählte sie Larry und Old Pete von Proskas Erpressung bei deBloise.
»Was für
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