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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zu folgen – Haworth fühlte es. Es war nicht mehr wichtig, ob er hinter der riesigen Verschwörung steckte, die das Imperium an den Rand des Ruins getrieben hatte, oder ob er nur ein Helfershelfer des eigentlichen Anführers war; die Öffentlichkeit kannte jetzt sein Gesicht, und in den Augen aller würde er fortan als Robin Hood leben.
    Oder sterben …
    Wieder drängte sich ihm der Gedanke auf, den er eben noch verworfen hatte. Wenn der umjubelte Messias tot war, besaß die erregte Menge niemanden mehr, dem sie folgen konnte, keine Alternative zu Metep und dem Imperium. Sicher, sie würden über seinen Tod aufgebracht sein, aber sie würden auch führerlos dastehen … und wieder zu beeinflussen und zu manipulieren sein.
    Es würde vielleicht funktionieren. Es mußte einfach funktionieren. Aber wer sollte es tun? Haworth wollte niemand einfallen, dem er vertraute und der nahe genug herankommen konnte. Also blieb nur er selbst übrig. Der Gedanke stieß ihn ab – weniger die Vorstellung des Tötens an sich, als vielmehr die Tatsache, daß er den Mord selbst würde ausführen müssen. Er gab gewöhnlich nur die entsprechenden Befehle und überließ anderen die Schmutzarbeit. Pech war nur, daß es ihm jetzt an ›anderen‹ mangelte.
    Er ging zu einem Safe in der Wand und tippte den Öffnungscode ein. Einen winzigen Augenblick zögerte er, bevor er den handtellergroßen Blaster herausnahm. Er hatte ihn gekauft, als die Unruhen ausgebrochen waren, als die Straßenbanden in die reicheren Nachbarschaften hinausgezogen waren und sich nicht um Ansehen oder Position ihrer Opfer kümmerten. Haworth hätte sich allerdings nie träumen lassen, daß er ihn einmal benutzen würde.
    Fast hätte er die Waffe wieder in den Safe zurückgelegt. Er würde nicht ungestraft davonkommen können. Und doch … mit einer plötzlichen, entschlossenen Bewegung schlug er die Safetür zu und befestigte die Halteklammer des Blasters um sein Handgelenk.
    Soweit er es beurteilen konnte, blieb ihm keine andere Wahl. Robin Hood mußte sterben, wenn sein Leben nicht jede Bedeutung verlieren sollte. Vielleicht ergab sich ja auch eine Gelegenheit, ihn zu töten, ohne dabei entdeckt zu werden. Der winzige Blaster konnte in einem solchen Winkel zu seinem Handgelenk gestellt werden, daß es für die Herumstehenden so aussah, als kratze er sich im Gesicht, während er in Wirklichkeit sein Ziel anvisierte. Mit einiger Vorsicht und viel Glück kam er vielleicht doch ungeschoren davon.
    Wenn nicht – wenn er Robin Hood tötete, aber dabei als sein Mörder erkannt wurde, dann würde ihn die Menge zweifellos auf der Stelle in Stücke reißen. Haworth zuckte die Achseln. Es war das Risiko wert. Wenn Robin Hood am Leben blieb, würde er die Ziele, nach denen er ein ganzes Leben gestrebt hatte, nie mehr erreichen können; wenn er ihn aber tötete und dabei entdeckt wurde, würde es ihn das Leben kosten. Haworth wußte nicht zu sagen, welche der beiden Möglichkeiten die schlimmere war.
    Wenn er zur Ausführung gelangte, würde der Plan Robin Hoods das Ende von all dem bedeuten, wofür Haworth gearbeitet hatte. Er würde die Macht verlieren, die Zukunft der Außenwelten so zu modellieren, wie er es für richtig hielt. Er würde keine Geschichte machen, sondern irgendwo als Fußnote enden. Ohne daß er zur Wahl aufgestellt worden war, besaß er eine der größten Machtpositionen im Imperium … und wahrscheinlich trug auch er einen Teil der Schuld an der jetzigen Situation des Imperiums. Aber er war jetzt überzeugt, daß er alles wieder in Ordnung bringen konnte. Alles, was er dazu brauchte, war etwas mehr Zeit, etwas mehr Einfluß und kein Robin Hood.
     
    Zwölf Aufseher begleiteten LaNague zur Freiheitshalle. Unter ihnen entdeckte er auch ganz vorn Boucher und Steen, obwohl die beiden eigentlich keinen Dienst hatten. Die übrigen Gefangenen des Top-Sicherheitssektors riefen ihm aufmunternde Worte zu, als er aus seiner Zelle den Gang entlang geführt wurde. Auch die anderen Aufseher sparten nicht mit ermutigenden Bemerkungen.
    »Boucher hat mir gesagt, Sie befürchten, daß jemand versuchen könnte, Sie umzubringen«, flüsterte ihm Steen zu, während sie den Tunnel durchquerten, der unter dem Komplex verlief und vor dem Geheimgang zur Friedenshalle endete. »Ich glaube zwar, daß Sie verrückt sind, aber ich bin trotzdem mitgekommen. Heutzutage sind nämlich viele Leute verrückt.«
    LaNague konnte nur nicken. Wieder überkam ihn das unheimliche Gefühl,

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