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LaNague 03 - Der Staatsfeind

LaNague 03 - Der Staatsfeind

Titel: LaNague 03 - Der Staatsfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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sich jetzt genau im Fadenkreuz. Als er den Kopf noch einmal hob, um sein Ziel zu fixieren, fühlte er plötzlich einen stechenden Schlag an der rechten Seite seines Halses. Auf einmal war alles rot … seine Arme, seine Hände, die Waffe … alles schimmerte in hellem Rot. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, als er versuchte, sich von dem jetzt schlüpfrigen Sims zu erheben. Plötzlich schien etwas vor seinen Augen zu explodieren, und dem grellen, blendenden Licht folgte eine alles auslöschende Dunkelheit.
    Eine Frau unten in der Menge fühlte auf ihrer linken Wange etwas Feuchtes und wischte mit den Fingern über das Gesicht, um festzustellen, was es war. Ihr Mittel- und Zeigefinger war von etwas Klebrigem, Dunkelrotem überzogen. Ein weiterer dicker Tropfen fiel klatschend auf ihre Schulter, und dann ergoß sich ein gleichmäßiger roter Strom über die entsetzte Frau. Ihr Schreien und die erschrockenen Rufe der anderen hatten zur Folge, daß die Zeremonie sofort unterbrochen wurde und Metep Hals über Kopf von seinem Podium floh.
    Aus dem Wartungsraum wurde eilig eine Teleskopbühne herangerollt, die bis an das Sims ausgefahren wurde. Unter den fassungslosen Blicken der Herumstehenden wurden der blutleere Körper des verhinderten Attentäters und seine unbenutzte Waffe auf den Boden gesenkt. Seine Todesursache war für alle, die die Leiche sehen konnten, klar erkennbar: eine handgroße, sternförmige Scheibe, die von fünf gebogenen Schneiden eingefaßt wurde, war dem Mann in die Kehle gefahren und hatte die rechte Halsschlagader sauber durchtrennt.
    Während der Tote hinausgefahren wurde, verkündete eine Stimme über Lautsprecher, daß die Feierlichkeiten hiermit abgebrochen wurden. Bitte verlassen Sie die Halle. Imperiale Wachen, die im Umgang mit einer aufgeschreckten Menge vertraut waren, leiteten die Zuschauer in Richtung Ausgang.
    Broohnin stand unbeweglich in der Menge, die an ihm vorbeitrieb, den Blick auf den Toten gerichtet.
    »Wer war das?« murmelte er erstickt. Lauter wiederholte er dann seine Frage. »Wer war das?!«
    Eine Stimme ganz in seiner Nähe ließ ihn zusammenzucken. »Wir wissen nicht, wer hinter diesen Attentaten steckt. Aber seien Sie beruhigt, wir werden die Verantwortlichen schon noch finden. Gehen Sie jetzt bitte weiter.«
    Die Stimme gehörte einem Angehörigen der Imperialen Wache, ein junger Mann, der ihn völlig mißverstanden hatte, und der ihn jetzt in den Strom der nach draußen drängenden Menschen schob. Broohnin nickte zustimmend und wandte das Gesicht ab. Seine Untergrundorganisation arbeitete im Stillen, und niemand wußte von ihrer Existenz außer ihren Mitgliedern. Das Imperium wußte noch nicht einmal mit Bestimmtheit zu sagen, ob überhaupt eine gelenkte, revolutionäre Organisation bestand. Die Bombenattentate und Mordversuche an Metep erfolgten nämlich in so großen und willkürlichen Zeitabständen und schienen so zusammenhanglos, daß die Experten zu dem Schluß gekommen waren, es handle sich dabei jedesmal um das Werk irgendeines Unzufriedenen. Die Tatsache, daß solche Zwischenfälle in letzter Zeit immer häufiger vorkamen, versuchten sie, psychologisch zu erklären: ein Gewaltakt zog oft andere nach, da Nachahmer immer zur Stelle waren.
    Trotzdem hielt er das Gesicht abgewandt. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sobald er mit der Menge wieder unter freiem Himmel war, löste er sich von den übrigen und eilte geradewegs auf den Imperialen Park zu. Verächtlich spuckte er vor dem Schild aus, das den Namen des Geländes verkündete.
    Imperium! dachte er. Vor allem und jedem steht »Imperium« oder »Imperial«! Schien denn niemand außer ihm diese Worte so satt zu haben?
    Als er seinen Lieblingsplatz unter einem Baum erreicht hatte, ließ er sich auf den Boden sinken, streckte die Beine lang aus und lehnte sich mit dem Rücken gegen den Stamm. Er mußte jetzt zuallererst versuchen, sich zu beruhigen und seine Selbstbeherrschung wiederzufinden. Wenn er weiterging, lief er Gefahr, etwas Unüberlegtes zu tun, wie zum Beispiel sich im See unten am Fuß des Hügels das Leben zu nehmen. Den Broohnin preßte den Kopf gegen die harte Rinde des Keerni- Baumes in seinem Rücken und schloß die Augen, um gegen die Verzweiflung anzukämpfen, die sich seiner zu bemächtigen drohte. Sein Leben war ein einziger verzweifelter Kampf gegen jene Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit gewesen, und er hatte das Gefühl, als würde er diesen Kampf heute zum erstenmal

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