LaNague 05 - Der Tery
aus den tiefen Wäldern stärker sein würde als ihr Widerwille gegen ein redendes, denkendes, begreifendes Tier in ihrer Mitte. Es mußte eine andere Möglichkeit geben.
Er befreite sich von Adriel und rannte zu ihrem Vater. Mit langen Fingern umklammerte er den Arm des Anführers, der gerade mithalf, eine Grube auszuheben, und versuchte ihn wegzuziehen.
»Adriel!« schrie Komak, verärgert über die Störung, »Schaff mir deinen Schoßhund vom Hals, oder wir werden heute nacht kein Feuer haben!«
»Ich wette, er ist hungrig«, sagte sie und ging weg, um ihm Fleisch zu holen.
Diese Annäherung hatte also nicht funktioniert. Außer einer gesprochenen Warnung blieb ihm nur noch ein Ausweg.
Er machte große Sätze auf die Bäume zu und verschwand schließlich im Dickicht, ohne auf Adriels inständige Rufe zu hören. Er brauchte nicht lange, um die Aufklärer zu finden, die schon gefährlich nahe gekommen waren und direkt auf das Lager stoßen mußten. Er suchte kurz den Boden ab, griff nach einem faustgroßen Stein, kletterte auf einen überhängenden Ast und wartete.
Sie führten ihre Pferde im Gänsemarsch durch das dichte Gehölz und murrten über die Hitze und die schwierige Wegstrecke. Als der letzte Mann unter ihm vorbeikam, schleuderte der Tery den Felsbrocken auf seinen Kopf und sprang vom Baum. Mit einem dumpfen Klirren trieb das Geschoß dem Soldaten seine Stahlkappe tief in den Schädel, und sein Pferd bäumte sich auf, als der Tery der zusammensackenden Gestalt den Helm vom Kopf riß und verschwand.
Es war zu hoffen, daß der Verlust eines Mannes – ob vorübergehend oder endgültig, konnte der Tery nicht entscheiden – die Späher in solche Verwirrung stürzen würde, daß den Psi-Leuten genügend Zeit bliebe, einen Gegenzug vorzubereiten.
Den Helmrand zwischen den Zähnen, rannte er so schnell, wie seine vier schmerzenden Gliedmassen es zuließen, und stürmte ins Lager hinein, wo er sofort zu Komak eilte. Der Anblick einer Stahlkappe mit blutverschmiertem Rand genügte, um den großen Mann zum Handeln zu bringen. Er sprang auf und schaute sich um. Auf der Stelle brach eine heftige Betriebsamkeit im Lager aus.
»Was ist los, Vater?« fragte Adriel, die begriff, daß ein Befehl gegeben worden war.
»Soldaten! Dein Schoßtier hat uns eine Warnung gebracht.« Er führte sie zu ihrem halb aufgebauten Zelt. »Ich hätte Kitrus Leute niemals so tief in den Wäldern vermutet … aber der Tery war nur ein paar Minuten weg. Sie müssen gleich hier sein!«
Sie erbleichte. »Was sollen wir tun?«
»Wir können nur eins tun.« Er legte den Zeltstoff zu einem unordentlichen Bündel zusammen und schob es außer Sichtweite hinter einen Busch. »Wir haben nicht genügend Zeit, um zu fliehen – obgleich Dennel zu glauben scheint, das sei am besten.«
Er starrte über die Lichtung auf den Jungen, der unentschlossen inmitten des Tumults stand. »Aber ein vor kurzem verlassenes Lager zu finden ist fast so gut, wie die Gruppe selbst zu finden. Sie würden zur Burg laufen, und bald wäre die ganze Bande hinter uns her. Jetzt haben wir es wahrscheinlich nur mit einem Spähtrupp zu tun. Es bleibt uns nichts übrig, als ihnen eine Falle zu stellen und zu hoffen, daß sie nicht zu viele sind.«
Wie sich herausstellte, war Komaks Plan verteufelt einfach. Die Zelte waren schnell abgebrochen, und die Frauen und Kinder verließen mit allem, was sie tragen konnten, die Lichtung. Zwanzig Männer mit gespannten Bögen verbargen sich hinter den umstehenden Büschen. Der Tery schloß sich Adriel und den anderen Nichtkämpfern ein kleines Stück Wegs an, dann kehrte er zum Lagerplatz zurück.
Von einem in der Nähe stehenden Baum aus beobachtete er, wie der Trupp der Späher – einer unter ihnen mit blutigem, unbedecktem Kopf – vorsichtig Mann für Mann die Lichtung betrat. Sie untersuchten sorgfältig die halb ausgehobene Grube für das Lagerfeuer und unterhielten sich mit leiser Stimme. Die frisch umgegrabene Erde machte sie argwöhnisch.
Komak wartete, bis er sicher war, daß die Gruppe vollständig beisammen war, dann wies er mit Hilfe des Talentes jedem Bogenschützen ein Ziel zu. Auf jeden Soldaten kamen drei Bogenschützen; die zwei, die übrigblieben, bildeten die Reserve. Sein geistiger Befehl ließ 18 Bögen in perfekter Harmonie ihre Pfeile absenden. Fünf Soldaten krümmten sich und fielen sofort. Der sechste hatte sich überraschend gebückt, um den Boden zu untersuchen, und erlitt daher nur eine
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