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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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verständnislosen Mann etwas zu, dann folgten sie alle drei Adriel, die zu ihrem wartenden Vater ging.
    »Nun erklärt uns mal, was das alles soll!« verlangte die Frau scharf, als sie außer Hörweite der Dorfbewohner waren. Sie hatte abgehärmte Gesichtszüge, und ihr rabenschwarzes Haar war straff nach hinten gezogen. »Und benutzt gefälligst eure Zungen, damit euch mein Mann verstehen kann.«
    »Wir sind mit einer Gruppe von Talenten unterwegs, die als einzige Kitrus große Vernichtung unserer Artgenossen in der Burg überlebt haben«, erklärte Komak. »Wir möchten, daß ihr mit uns kommt. Wir sind jetzt 53 und brauchen jedes Talent, das wir finden können.«
    »Warum?« fragte die Frau argwöhnisch und offen feindselig.
    »Aus Sicherheitsgründen natürlich. Oberlord Mekk wird der Burg einen Besuch abstatten, und zur Vorbereitung seiner Ankunft hat Kitru die Wälder nach Terys und Talenten durchsuchen lassen.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Wir werden hierbleiben.«
    »Das kann gefährlich werden«, sagte Komak zu ihm. »Was sollte Kitrus Leute davon abhalten, mit einem Finder herzukommen und deine Frau und dein Kind aufzustöbern, geradeso, wie wir es getan haben?«
    »Wir leben hier draußen völlig isoliert«, sagte er. »Fast vergessen. Ich war zwei- oder dreimal in meinem Leben in der Burg, und keiner dort hat gewußt, daß mein Dorf überhaupt existiert. Und hier weiß ich als einziger, daß meine Frau und mein Sohn das Talent besitzen. Ich glaube, wir können es riskieren, hierzubleiben.«
    »Na schön«, sagte Komak nach einer Weile. Er war offensichtlich enttäuscht. »Wir werden für eine Zeitlang unser Lager etwas westlich von hier aufschlagen. Falls ihr eure Meinung ändern solltet …«
    »Vielen Dank«, sagte der Mann. »Aber das Nomadenleben in den Wäldern ist nichts für uns. Wir werden es darauf ankommen lassen.« Er legte einen Arm um seine Frau und den anderen um seinen Sohn, als die drei wieder zu ihrer Hütte zurückgingen.
    »Ist es nicht ungewöhnlich, daß ein Psi einen Nicht-Psi heiratet?« fragte Adriel ihren Vater, während sie in den Wald zurückkehrten.
    »Sehr ungewöhnlich. Die Liebesbeziehung zwischen zwei Talenten ist unvergleichlich stärker und intensiver als alles, was ein Nicht-Talent erleben kann. Aber die Frau und ihr Junge sind die einzigen Talente hier in der Gegend, es ist also ungewöhnlich, daß sie niemals einen Psi-Liebhaber gehabt hat und überhaupt nicht weiß, was ihr entgeht.« Sein Blick wurde abwesend und schien den Wald, durch den sie wanderten, gar nicht wahrzunehmen. Adriel fragte sich, ob er an ihre Mutter dachte.
    »Ich wünsche ihnen jedenfalls Glück«, sagte sie schließlich in dem Versuch, ihren Vater aus seiner Träumerei zu reißen. »Man braucht sehr viel Mut, um so wie sie der Vernichtung zu trotzen.«
    »Oder sehr viel Narrheit. Die Trennungslinie ist da nicht immer klar.«

 
VII
     
    Dennel kehrte erst vier Tage nach dem Hinterhalt zurück. Er blieb für sich; vermutlich schämte er sich wegen seines Verhaltens.
    Adriel und der Tery waren inzwischen unzertrennlich geworden und schenkten Dennel keinerlei Beachtung. Sie brachte ihrem Gefährten neue Worte bei und widmete ihm fast ihre gesamte Zeit. Ihre Hand ruhte auf seinem Rücken, und sie sprach zu ihm, wenn sie nebeneinander durch das baumbestandene Grasland nahe beim Lager wanderten. Zwar hatte sie nicht den leisesten Verdacht, daß er jedes ihrer Worte verstehen konnte, doch sie wußte, daß er nur ihr zuhörte, daß er nicht heimlich ein telepathisches Gespräch mit jemand anderem führte, während sie mit ihm redete – was in der Vergangenheit des öfteren geschehen war, wie der Tery erriet.
    »Du hast es wirklich gut«, sagte sie zu ihm, als sie auf einer grasbewachsenen Anhöhe saßen und die buntschillernden Bauminsekten bei ihrer täglichen Routine beobachteten. »Dich hält nichts. Du kannst kommen und gehen, wie es dir paßt, und du bist immer zu Hause, egal ob du bei uns bleibst oder sonstwo hingehst. Aber ich – ich sitze hier fest inmitten einem Haufen von Leuten, die sich beleidigt fühlen, wenn man ihnen zumutet, ihre Zunge zu benutzen.«
    Sie lachte. »Früher habe ich einmal geglaubt, ich würde eine vornehme Dame werden – kannst du dir das vorstellen? Der Sohn eines Adligen verliebte sich in mich, und ich sah mich schon in den feineren Vierteln der Burg wohnen. Vor ein paar Monaten dann erließ Mekk sein Dekret, und seitdem lebe ich wie eine Wilde.«
    Der Tery

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