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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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meisten glauben, der Ort hier sei sicher genug.«
    »Ich bin auch müde.«
    »Wir sind alle müde!« sagte er bissig, wurde aber gleich nachgiebiger. »Tut mir leid. Ich habe dir ja gesagt, daß ich diesen Posten nie gewollt habe. Aber auf einem muß ich bestehen: Ich werde selbst ein paar Späher aussenden, die die Umgebung kontrollieren sollen, bevor wir uns hier fest niederlassen.«

 
VI
     
    »Essen«, sagte sie mit kläglicher Stimme und hielt ein kleines Stückchen Fleisch hoch. »Na komm. Sag’s jetzt: Essen …«
    Die Sonne stand bereits halb im Zenith, und Adriel hatte dem Tery seit dem Frühstück Unterricht erteilt. Sie war entschlossen, ihrem neuen Schoßtier das Sprechen beizubringen. Der Tery entschied sich schließlich, es zu riskieren und seiner Herrin eine Freude zu machen, indem er ihr eindringliches Beispiel nachahmte.
    Er täuschte eine große Anstrengung vor und brachte krächzend »Essen« heraus.
    Adriel saß wie erstarrt und riß die Augen vor Verblüffung weit auf.
    »Essen«, krächzte er wieder.
    Komak, der in der Nähe saß, drehte den Kopf, als er die ungewohnte Stimme vernahm. »War das etwa …?«
    »Ja!« sagte Adriel atemlos. »Er war es! Er hat gesprochen! Hast du es gehört? Er hat gesprochen!« Schnell gab sie dem Tery den Fleischbrocken, den sie ihm vorgehalten hatte, und hielt einen neuen hoch. Doch die Demonstration der neuerworbenen Fähigkeit des Tery wurde durch die Ankunft eines der Späher, die Komak ausgeschickt hatte, unterbrochen.
    Nach einigen Sekunden telepathischer Unterredung wandte sich Komak an seine Tochter.
    »Es sieht so aus, als ob wir dich brauchen werden.«
    »Tatsächlich?« Das hatte sie halbwegs erwartet.
    »Nach Osten scheint es ein winziges Dorf zu geben. 20 oder 30 Einwohner vielleicht, und einer oder zwei von ihnen könnten das Talent besitzen. Es liegt an dir, sie zu finden.«
     
    *
     
    Zwölf gewölbte Lehmhütten erhoben sich im Kreis um einen großen Platz aus gestampfter Erde. Adriel bedeutete dem Tery, sich im Busch verborgen zu halten, dann ging sie, sich eng an den Arm ihres Vaters klammernd, auf die Hütten zu. Komak blieb am äußeren Rand der Behausungen stehen und ließ sie alleine zur Mitte des Platzes weitergehen.
    Keiner wußte so recht, wie das Talent funktionierte, Adriel am allerwenigsten. Ihre Mutter hatte vergeblich versucht, es ihr zu erklären, bevor sie krank wurde und starb. Der eine Bestandteil des Talentes war eine zusätzliche gesonderte Stimme, die keineswegs automatisch an die hörbare Stimme gekoppelt war, sondern mit der Willenskraft aktiviert werden mußte. Der andere Bestandteil war die Aufnahmefähigkeit, die ständig funktionierte, außer sie wurde absichtlich außer Kraft gesetzt. Die meisten Talente entdeckten ihre besondere Begabung zuerst über dieses Aufnahmeorgan.
    Adriel verstand nichts von alledem. Das Talent war für sie nur ein Summen in ihrem Kopf, ein vages Gefühl, das ihr so vertraut war, daß sie es beinahe berühren konnte. Alle diejenigen, die das volle Talent besaßen, waren nicht in der Lage, die Herkunft der Psi-Wellen zu lokalisieren. Bilder tauchten hinter ihren Augen auf, Worte erklangen in ihren Ohren, Ideen explodierten in ihrem Kopf. Aber von wo kamen sie? Nur Adriel wußte, von wo. Sie stand aufrecht da und beobachtete die Einwohner des winzigen Dörfchens, die nun aus ihren Hütten kamen. Sie starrten den Eindringling neugierig an und flüsterten miteinander, entfernten sich aber nicht weit von den Eingängen ihrer Behausungen. Einmal, zweimal schritt Adriel langsam im Kreis an ihnen vorbei. Dann hielt sie an und fixierte einen Mann, eine Frau und einen etwa zehnjährigen Jungen.
    Zu ihrer Rechten verspürte sie ein schwaches, vertrautes Gefühl, das, wie sie wußte, vom Talent ihres Vaters herrührte. Doch da war noch etwas anderes, ein starkes Summen weiter vorne in ihrem Kopf, das von dem Trio vor ihr ausging. Sie bewegte sich auf sie zu, bis sie auf Armeslänge vor ihnen stand. Das Summen wurde mit jedem Schritt stärker.
    Der Mann war negativ, aber die Frau und der Junge waren eindeutig Talente, sogar starke. Sie legte eine Hand auf die Schulter der Frau, die andere auf den Kopf des Jungen, dann schaute sie sich zu ihrem Vater um.
    Die beiden Talente folgten ihrem Blick zu Komak, und das war der Augenblick, in dem er Kontakt mit ihnen aufnahm. Mit beruhigendem Lächeln strahlte er sie durch seine rote Mähne hindurch an und winkte sie zu sich. Die Frau flüsterte ihrem

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