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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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zum Waldrand. Er wollte immer noch wissen, was sich im Bereich jener Schimmernden Furcht befand, und er war entschlossen, es eines Tages herauszufinden. Die Große Krankheit hatte viele eigenartige Dinge in der Welt entstehen lassen, und die Schimmernde Furcht war gewiß eines der merkwürdigsten. Vielleicht könnte er sich durch die Baumkronen heranpirschen und dann von oben hinunterschauen … ja, das könnte gehen …
    Aber nicht heute. Heute war er zu müde und ausgebrannt. Alles, was er jetzt wollte, war die Psi-Leute finden, etwas essen und sich beim Feuer zum Schlafen niederlegen.
    Er behielt die Sonne zu seiner Linken und bewegte sich tiefer in den Wald hinein. Er war noch nicht weit gekommen, als er auf eine alleinstehende Hütte stieß. Sie war verlassen. An ihrer Seite bemerkte er einen kalten Brennofen, um den herum Tontöpfe und Schalen gestapelt waren. Er warf einen Blick in die Hütte … sie war sauber, auf dem Boden stand eine Drehscheibe, und in der Ecke befand sich ein kleiner steinerner Herd.
    Das mußten Behausung und Werkstätte des Mannes sein, der ihn gefunden hatte, nachdem die Soldaten ihn liegengelassen hatten. Tlad nannten sie ihn. Der Tery überlegte, ob er sich niederlassen und auf Tlads Rückkehr warten sollte oder nicht. Er entschied sich dagegen. Er schuldete dem Mann viel mehr als Dankbarkeit. Doch wie sollte er ihm das zeigen? Gesprächen zwischen Adriel und den Psi-Leuten hatte er entnommen, daß dieser Tlad zu denen gehörte, die gerne für sich blieben, nicht leicht Freundschaften schlossen und überhaupt wenig Bedürfnis nach der Gesellschaft anderer Menschen verspürten. Einen Tery würde er also bestimmt noch weniger um sich dulden.
    Der Tery drang wieder in den Wald ein, dem einzigen Ort, wo er wirklich hinzugehören schien.
    Als er sich weiter auf die Stelle zubewegte, wo er die Psi-Leute vermutete, begannen die körperlichen und seelischen Strapazen des Tages ihren Tribut zu fordern, und er kroch in ein nahe gelegenes Gestrüpp, um sich auf einem Graspolster auszuruhen. Da schien es ihm, als ob er etwas voraus leise Stimmen höre. Es war noch zu früh, als daß er schon die Psi-Leute eingeholt haben könnte, und müßiges Geplapper war ganz bestimmt nicht charakteristisch für sie, so glitt er lautlos am Boden entlang, um zu erkunden.
    Ein aus sechs Soldaten bestehender Spähtrupp rastete im Baumschatten, während ihre Pferde in der Nähe grasten. Seine ganze Erschöpfung löste sich mit einem Schlag auf, und eine blindmachende Woge des Hasses durchlief ihn. Aber er blieb, wo er war. Er wußte, daß er nur noch über geringe Kraftreserven verfügte, und sogar unter den günstigsten Bedingungen wäre die ungestüme Attacke, zu der ihn seine Gefühle hinreißen wollten, der reine Selbstmord gewesen. So umging der Tery die Soldaten und setzte seinen Weg fort. Er wußte, daß seine Stunde noch kommen würde. Er mußte nur warten. Und außerdem … der Hauptmann war nicht dabeigewesen.
    Schon bald darauf traf er auf die Psi-Leute. Aus Gründen, die er nicht kannte, hatten sie ihren Marsch ziemlich früh eingestellt und waren nun damit beschäftigt, das Lager aufzuschlagen. Adriel war die erste, die ihn entdeckte.
    »Der Tery ist da!« rief sie und sprang auf die Füße, wobei sie beinahe die Schale auf ihrem Schoß umgeworfen hätte. »Er ist zurückgekommen!« Sie lief auf ihn zu, fiel neben ihm auf die Knie und schlang ihre Arme um seinen Hals. »Du bist zurückgekommen!« murmelte sie, während sie ihn an sich drückte. »Die anderen haben gesagt, du wärest auf und davon, aber ich wußte, daß du zurückkommen würdest!«
    Das war eine angenehme Begrüßung, doch hatte der Tery keine Zeit dafür. Es war ihm gerade klargeworden, daß der Spähtrupp auf seinem Weg vermutlich nahe am Lager vorbeikommen würde, so nahe, daß eine Entdeckung unvermeidlich wäre. Die Soldaten waren nur zu sechst, daher bestand keine Gefahr eines Angriffs; wenn man ihnen aber gestattete, mit einer auch nur ungefähren Vorstellung vom Aufenthaltsort der Psi-Leute in die Burg zurückzukehren, würde die Vernichtung auf dem Fuße folgen, und zwar gründlich. Er mußte sie unbedingt warnen.
    Aber wie? Er wagte nicht zu sprechen, weil er die Entdeckung fürchtete, daß er reden konnte … und nicht nur reden, sondern auch denken, denn seine Warnung würde ihnen beweisen, daß er über logische Fähigkeiten verfügte. Der Tery konnte nicht sicher sein, daß ihr Mitgefühl für dieses verlorene Geschöpf

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