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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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oberflächliche Fleischwunde am rechten Oberarm. Als er sah, was seinen Kameraden zugestoßen war, wandte er sich um und lief auf den Busch zu. Die zwei Reserveschützen trafen ihn, bevor er sechs Schritte gemacht hatte.
    Kein Wort war während des gesamten Vorfalls gesprochen worden, und als es vorbei war, gab es kein Jubeln. Der Tery hätte sich für taub gehalten, wären da nicht das Rascheln der Blätter und die Geräusche der Vögel und Insekten gewesen. Er begann zu ahnen, daß diese Psi-Leute in größerer Anzahl und mit einem stärkeren Kampfeswillen die Wälder vollständig beherrschen und sogar eine echte Bedrohung für Kitru, ja vielleicht sogar für den Oberlord Mekk werden könnten.
    Bevor man Frauen und Kinder zurückholte, wurden die Soldaten sorgfältig im Busch beerdigt; ihre Pferde fingen die Psi-Leute ein und trieben sie zu den eigenen. Dann schlugen sie hastig das Nachtlager auf und bauten es am folgenden Morgen genauso hastig wieder ab. Dennel war nicht da. Seitdem Komak beschlossen hatte, den Spähtrupp aus dem Hinterhalt zu überfallen statt zu fliehen, hatte ihn keiner mehr gesehen. Die Gruppe brach also ohne ihn zu einem langen Gewaltmarsch in die tiefen Wälder auf.
    »Er wird uns schon wiederfinden«, sagte Komak zu Adriel, als sie ihr Zelt zusammenpackten. »Er kann genausowenig auf sich selber aufpassen, wie er kämpfen kann. Er braucht uns, nicht umgekehrt.«
    »Er war immer lieb zu mir.«
    Komak legte einen Arm um die Schultern seiner Tochter und lachte. »Das ist auch der einzige Grund, warum ich ihn freudig begrüßen werde, wenn er zurückkommt!«
    »Ist er denn wirklich solch ein Feigling? Er sagt, er sei vor allem darum besorgt, das Talent zu schützen.«
    »Ich weiß, was er sagt. Ich weiß aber auch, daß er zu Tode erschrocken ist. Letzte Nacht, bei dem Hinterhalt, sollte ich eigentlich über einundzwanzig Bogenschützen verfügen. Aber Dennel lief weg. Ich wette, er läuft immer noch. Er behauptet, wir wären besser dran, wenn wir uns in kleinere Gruppen aufspalten. Dann könnten wir nämlich auch im Falle eines umfassenden Großangriffs auf uns ziemlich sicher sein, daß ein paar von uns überleben und das Talent weitergeben.«
    »Das klingt vernünftig.«
    »Oberflächlich gesehen, ja. Aber ich glaube nicht, daß sich Dennel im geringsten für das Fortbestehen des Talentes interessiert. Ich glaube, sein eigenes Überleben ist alles, was ihn kümmert.«
    Komak hielt inne, dann grinste er anzüglich. »Außerdem hat uns die letzte Nacht ja bewiesen, daß es von entscheidendem Vorteil sein kann, in einer großen Gruppe von Leuten zu reisen, die sich wortlos und augenblicklich miteinander verständigen können. Ich glaube, der Junge wollte nichts weiter als weglaufen, und ich würde mir nicht zu viele Sorgen um ihn machen. Ich bin sicher, daß er sich nicht um uns sorgt. Dein Tery ist ein besserer Freund – dreimal soviel wert wie Dennel.«
    Adriel wandte den Kopf und sah, wie ihr Schoßtier auf allen vieren unter den Psi-Leuten herumspazierte. Statt ihn zu ignorieren oder ihm einen Hieb zu versetzen, wenn er im Weg stand, lächelten sie ihm zu, riefen ihn an, kraulten ihm den Rücken und fütterten ihn mit Fleischbrocken. Er war so etwas wie ein Held geworden und hatte sich einen festen Platz im Stamm erobert.
    Sie erklärten sich sein Verhalten vom Vorabend als eine natürliche Reaktion auf die gnadenlose Behandlung durch die Soldaten, die seine Haut in Streifen geschnitten hatten: Der Tery war zufällig auf die Aufklärer gestoßen, hatte instinktiv einen von ihnen angegriffen und dessen Helm als Trophäe zurückgebracht. Er galt nun als wertvolles Wachtier.
    Als sie schließlich anhielten, sank die Sonne bereits hinter die Bäume. Einige der Psi-Leute machten sich gar nicht erst die Mühe, ihre Zelte aufzuschlagen; sie aßen ein wenig getrocknetes Fleisch und sanken unter dem Licht der Sterne in Schlaf. Am nächsten Morgen wurden sie von einem leichten Nieselregen geweckt.
    Es war eine übermüdete und fröstelnde Gruppe, die sich mit schmerzenden Gliedern in einem engen Kreis nahe beim Feuer zusammendrängte und eine schweigende Lagebesprechung abhielt. Schließlich riß Komak sich los und ging verärgert zu Adriel, die mit dem Tery beisammensaß. Hinter ihm löste die Gruppe sich allmählich auf.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Vater?«
    »Sie wollen hierbleiben. Wir sollten uns noch weiter von der Burg entfernen, aber die Frauen sind erschöpft, die Kinder weinen, und die

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