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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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beschloss ich, nach dem Frühstück zunächst an der Waterfront Ausschau nach Jabu Mahlangu, dem alten Gitarrenspieler, zu halten.
    Beim Frühstück war ich nicht der Erste.
    Eine junge Frau, die ich auf Mitte Dreißig schätzte, saß am Fenster und sprach mit einem der Junior Manager des Hotels. Als ich vom Buffet zurückkam, sah sie kurz auf, und ich lächelte ihr zu. Sie tat, als sähe sie mich nicht, und wandte sich wieder dem Hotelangestellten zu. Ich war unangenehm überrascht, denn ich bildete mir etwas darauf ein, die Frau wieder erkannt zu haben, obwohl sie eine neue Frisur hatte. In Heathrow waren ihre jetzt kurzen und strohblonden Haare noch schulterlang und dunkelblond gewesen. Wenn man stundenlang gemeinsam im Nebel festsitzt und auch noch denselben Anschlussflug verpasst, merkt man sich die eine oder andere Person. Und so sollte mein Lächeln nicht mehr als ein Zeichen der Verbundenheit gedeutet werden - auch wenn meine Leidensgenossin nicht gerade unattraktiv war.
    Doch Frauenbekanntschaften waren nicht das, was ich in Südafrika suchte. Und trotzdem: Von der Blonden ignoriert zu werden, verstimmte mich.
    Gegen halb zehn heizte die Sonne den Dunst weg, und es wurde wärmer.
    Ein Taxi brachte mich über die Serpentinen der Küstenstraße nach Kapstadt. Die Häuser von Clifton klebten wie Schwalbennester über und unter mir an den Steilhängen, und der Blick hinaus auf den dunklen Atlantik ließ den antarktischen Benguela-Strom ahnen. Mein Taxifahrer war nicht von der geschwätzigen Sorte, gab sich jedoch Mühe, dem vermeintlichen Touristen Orientierungshilfen anzubieten. Clifton Beach kommentierte er mit: Schick und Luxus. Auf dem Weg durch das Seebad Sea Point ließ er mich wissen, alles sei etwas heruntergekommen und bei Nacht keinesfalls sicher. Und bei Green Point erkundigte er sich nach meinem Handikap beim Golf.
    An der Waterfront ließ ich mich auf dem Parkplatz vor dem Haupteingang der Einkaufspromenade absetzen. Nicht nur wegen der Nähe zum Hafen hatte der luftige Neubau etwas von einem gigantischen Schiff. Es lag auch an den Holzplanken und Stahltrossen, die den vielen Treppen und Etagen den Charakter von Niedergängen und Decks verliehen. Supermärkte, Boutiquen, Cafés, Kneipen und Nobelrestaurants reihten sich aneinander wie auf einer jener riesigen Hochseefähren, auf denen sich alles um zollfreies Shopping dreht.
    Wieder im Freien, bot sich mir ein weiter Blick über die Hafenanlage. Doch noch bevor ich die Aussicht richtig genießen konnte, stürzte sich ein fliegender Händler auf mich. Er nahm mich in Manndeckung und bot mir Musikkassetten an. Der Mann war dunkelhäutig. Seine Haare waren blond gefärbt und zu einer Frisur gestylt, mit der er aussah wie ein Hamster nach einem Stromschlag.
    Ich versuchte den Freak auszublenden und konzentrierte mich auf die Waterfront. Jedes Gebäude, ob Lagerhalle oder Verwaltungsblock, präsentierte sich mit frischen Farben im Sonnenlicht. Schlepper, Fähren und Segelschiffe pflügten durchs Wasser oder dümpelten an ihren Liegeplätzen. Auf jedem Kai, auf allen Landungsbrücken und in den Docks herrschte Betriebsamkeit. Arbeiter, Geschäftsleute und Erholungssuchende verschmolzen zu einer einzigen lebendigen Menge. Der Hall von Hammerschlägen, das Zischen von Schweißbrennern und gellende Schiffssirenen begleiteten laute Musik und fröhliches Kinderlachen. Ein Pantomime nutzte die Klangkulisse als Begleitmusik zu seinem ganz persönlichen Stummfilm.
    Der fliegende Händler hielt Parallelkurs zu mir, lockte unterwegs andere Kunden, schien mich jedoch nicht ganz aufgeben zu wollen. Auf dem Weg zum Victoria & Alfred Hotel passierten wir einen Chor in bunten Gewändern. Frauen und Männer wiegten sich rhythmisch in den Hüften und verbreiteten mit mächtigen Stimmen gute Laune. Es folgte eine Blaskapelle in Uniform, deren Musiker etwas steif wirkten. Doch dafür swingte ihre Musik umso mehr. Und schließlich kam ich an zwei bleichen Engeln der Heilsarmee vorbei, die mit brüchigen Seniorenstimmen der allgemeinen Lust am Leben Paroli boten.
    Vor dem Hotel hielt ich Ausschau nach Jabu Mahlangu, aber weder der Gitarrist, noch sein Partner, der Saxophonist, waren zu sehen oder zu hören. Ich setzte mich in ein Café am Ende der Hotelgalerie, das luftigen Schatten und den Blick auf den Kai bot, bestellte einen doppelten Espresso und ein Mineralwasser und behielt die nähere Umgebung im Auge. Vielleicht war ich nur etwas zu früh für die tägliche

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