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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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sprichst du?«
    »Von unserem Kerkermeister«, gab Walkar zur Antwort.
    »Wer soll das sein?«
    »Der Blutbercht«, erwiderte der Bärengänger tonlos. »Er war es, der uns überfallen und gefangen hat. Wir hatten keine Möglichkeit, uns zur Wehr zu setzen.«
    »Der Blutbercht?«, fragte Alphart zweifelnd.
    Er hatte von dem Unhold gehört, der im Wildgebirge hauste, ihn aber für eine Erfindung gehalten, mit der man kleine Kinder erschrecken wollte. »Seid brav, oder der Blutbercht wird euch holen«, pflegte man ihnen zu sagen. »Er frisst Menschen und Tiere, und seine Mütze ist rot gefärbt mit dem Blut der Unglücklichen, die ihm in die Hände fallen…« Andererseits hatte der Wildfänger in den vergangenen Wochen manches leibhaftige Wesen erblickt, das er bis dahin für eine Sagengestalt gehalten hatte.
    »Noch vor wenigen Stunden habe ich gedacht wie du«, versicherte Urys, der die Gedanken des Jägers zu erraten schien. »Aber der Blutbercht ist so wirklich wie du und ich. Und er hat Hunger und Durst. Hunger auf unser Fleisch und Durst nach unserem Blut.«
    Alphart sah seine Gefährten zusammenzucken. Erwyns Augen blitzten feucht, Leffel und Mux schienen förmlich erstarrt vor Angst und Entsetzen. Walkar war der Einzige, der nicht zusammengesunken auf dem Boden kauerte, aber auch bei ihm war die Furcht unübersehbar. Wie ein gefangenes Raubtier ging er vor der rostigen Gittertür auf und ab, die den Ausgang verschloss. Jenseits davon erstreckte sich eine weitere Höhle, in der ein Feuer brannte. Wachen waren nicht zu sehen.
    »Warum verwandelst du dich nicht einfach?«, fragte der Wildfänger Walkar. »Wie furchterregend der Blutbercht auch sein mag – mit einem ausgewachsenen Bären kann er es sicher nicht aufnehmen.«
    »Wie gern würde ich das«, entgegnete Walkar leise. »Aber der Bercht weiß um meine Fähigkeit und hat mir die Bärenhaut genommen. Ohne sie vermag ich meine Gestalt nicht zu ändern.«
    »Verstehe«, knurrte Alphart, und er sagte sich einmal mehr, dass auf Zauberei und derlei übernatürliche Dinge eben doch kein Verlass war. »Was ist mit unseren Waffen?«
    »Alle weg«, erklärte Urys zerknirscht. »Er hat sie uns abgenommen.«
    »Verdammt, wie war das möglich?«, fragte Alphart aufgebracht. »Habt ihr euch nicht verteidigt?«
    Statt etwas zu erwidern, blickte der Zwerg nur betreten zu Boden. Auch die übrigen Gefährten schienen Alphart nicht antworten zu wollen, und er fragte sich, woran das liegen mochte. Angestrengt versuchte er, auch noch den letzten Rest Benommenheit loszuwerden und sich an die letzten Augenblicke zu erinnern, ehe die Keule des Feindes ihn getroffen und ins Reich der Träume geschickt hatte – und plötzlich dämmerte ihm, wie der Unhold seine Gefährten hatte gefangen nehmen können, ohne dass sie sich dagegen gewehrt hatten…
    »Es war meinetwegen, nicht wahr?«, fragte er leise. »Ich bin der Grund, dass ihr nicht gekämpft habt…«
    »Er… er drohte, dich zu töten«, erklärte Erwyn etwas unsicher.
    »Ihr verdammten Narren!«, polterte Alphart los. »War euch nicht klar, dass ihr euch damit selbst in Todesgefahr bringt?«
    »Wir wollten dich nicht verlieren«, antwortete der Junge mit rührender Einfalt.
    »Ein guter Freund ist lieb und teuer«, sagte Mux. »Man verfüttert ihn nicht an ein Unge… Unge… Ungetüm.«
    »Und was ist mit unserer Mission?«, fragte Alphart aufgebracht. »Hat sie nicht Vorrang vor dem Leben eines Einzelnen? Wäre es nicht das, was der alte Mann euch sagen würde? Sollte Vanis’ Spross nicht so entscheiden?«
    Erwyn blickte verlegen zu Boden. Jener Tag, an dem die Versammlung der Zwerge verkündet hatte, dass er der Auserwählte sei, der letzte Spross des Sylfengeschlechts, schien Ewigkeiten zurückzuliegen. Fyrhacks Zurückweisung hatte ihn tief getroffen, Angst und Selbstzweifel nagten an ihm. »Und wenn«, sagte er leise. »Unsere Welt verdiente es nicht zu überleben, würde das Leben eines Freundes nicht mehr zählen.«
    Darauf wusste der Wildfänger nichts zu erwidern. Sein Jähzorn lief ins Leere und verwandelte sich in Wut auf sich selbst.
    Und auf den verdammten Druiden…
    Yvolar hätte ihm niemals die Führung der Gruppe anvertrauen dürfen. Er hätte wissen müssen, dass ein Einzelgänger wie er dazu nicht geeignet war und bei der erstbesten Gelegenheit versagen würde. Im Nachhinein verwünschte sich Alphart dafür, dass er nicht auf Mux’ Warnung gehört und die Schlucht gemieden hatte. Hätte nur er für

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