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Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen

Titel: Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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ihren Hufschlag. Der Schnee, der die Eisdecke überzog, erschwerte das Vorankommen, aber die stolzen Tiere gaben ihr Bestes und trugen ihre Reiter über den gefrorenen Fluss, Schlacht und Sieg entgegen.
    »Jetzt!«, rief Barand, hob den Arm und ließ ihn fallen. Erneut wurde sein Befehl weitergeleitet, und nicht nur die Bogenschützen entlang des Westufers ließen ihre Geschosse von den Sehnen schnellen, auch die Pfeilschleudern kamen zum Einsatz.
    Steil stiegen Hunderte von Pfeilen in den grauen Himmel und überholten im Flug die angreifenden Reiter, um schließlich die Spitzen zu senken und mit tödlichem Zorn am gegenüberliegenden Ufer niederzugehen.
    Mit grimmiger Genugtuung sah Barand, wie ein Waldkrieger getroffen wurde. Gekrümmt kippte der Mann nach vorn und stürzte die steile Böschung hinab, überschlug sich mehrmals, ehe er am Flussufer liegen blieb.
    Allerdings brachte der Pfeilhagel kaum einem Dutzend Gegnern den Tod, da die Barbaren geschickt hinter Bäumen und ihren Schilden Zuflucht suchten.
    »Bogenschützen wieder bereit machen!«, wies Barand dennoch an, denn sein Ziel war es, der Reiterei Deckung zu geben, während diese die ungeschützte Fläche des gefrorenen Flusses überwand.
    Wie um seine Befürchtungen zu bestätigen, war im nächsten Moment jedoch ein hässliches Flirren zu hören, das vom anderen Ufer her an seine Ohren drang. Im nächsten Moment stürzte ein Schwarm von Pfeilen, so dicht, dass sich der Himmel aus dem milchigen Grau für einen Moment verfinsterte.
    »Schilde!«, brüllte Barand, und einen Lidschlag später prasselte das Verderben hundertfach über das Heer Iónadors herein.
    Der Marschall und seine Leibwächter, die sich rings um ihn postiert hatten, duckten sich in den Schutz ihrer großen mandelförmigen Schilde, die unter dem Einschlag der Pfeile erzitterten; gleich drei der gefiederten Geschosse bohrten sich in Barands Schild, und man konnte die heiseren Schreie Getroffener hören.
    Noch einen Augenblick wartete Barand, dann ließ er seine Deckung sinken, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
    Auch die Streitmacht Iónadors hatte den Hagel feindlicher Geschosse gut überstanden; hier und dort gab es Verwundete, aber die Reihen des Heeres standen nach wie vor geordnet und bereit zum Sturm.
    Die Reiterei hatte das jenseitige Ufer fast erreicht, als auch sie zum Ziel eines Angriffs wurde: Von Katapulten geschleuderte Felsbrocken stürzten aus dem grauen Himmel und schlugen mit vernichtender Wucht ein – das dicke Eis jedoch vermochten sie nicht zu durchbrechen. Hier wurde ein Kämpfer im vollen Ritt zerschmettert, dort scheute ein Pferd und warf seinen Reiter ab. Jedoch war die Anzahl der Brocken zu gering, als dass sie den Angriff hätte ins Stocken bringen können. Und indem sie ihre Tiere den steilen, verschneiten Hang hinauftrieben, gingen Iónadors Ritter zum Nahkampf über.
    Barand wartete nicht erst ab, wie der Zusammenstoß ausgehen würde. Mit einer entschlossenen Geste klappte er sein Helmvisier nach unten und ritt den Hügel hinab, von dem aus er das Vorrücken der Reiterei überwacht hatte. Er setzte sich, begleitet von seinen Unterführern und Leibwachen, an die Spitze des Hauptheers.
    Von Eolac, der ihn noch am Vorabend zu diesem Waffengang gedrängte hatte, war weit und breit nichts zu sehen. Klaigons Seher hatte es vorgezogen, den Ausgang der Schlacht an einem sicheren Ort abzuwarten, und obwohl ihn seine Leibwächter und Stellvertreter umgaben, fühlte sich Barand in diesem Augenblick so allein wie nie zuvor in seinem Leben. Ein Gefühl tiefer Einsamkeit erfüllte ihn, das wohl nur ein einziger Mann nachempfinden konnte. Derjenige nämlich, der ihm auf der anderen Seite des Flusses gegenüberstand und auf dessen Schultern ebenfalls die Last der Verantwortung ruhte.
    Galfyn, der Anführer des Waldheeres.
    Galfyn vom Falkenclan, dessen Stammestier Barand in seinem Wappen trug, der aber dennoch sein Feind war!
    Seltsame Trauer ergriff für einen kurzen Augenblick von ihm Besitz, die Barand jedoch rasch vertrieb. »Für Iónador und den Fürstregenten!«, gab er mit lauter Stimme die Losung aus, die aus Tausenden rauer Kehlen beantwortet wurde.
    Dann gab er seinem Tier die Sporen.

 
    4
     
     
     
    Alphart hatte dem Grauen ins Auge geblickt.
    Noch immer schauderte ihn beim Gedanken an die grobschlächtige, nach fauligem Blut stinkende Kreatur, in deren Gewalt sie sich befanden. Wie jeder in Allagáin kannte er die Geschichten, die man über den

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