Land der Mythen 02 - Die Flamme der Sylfen
leblos zu Boden ging – für seine Kumpane schien dies das Signal zum Angriff zu sein.
Unter wüstem Gebrüll, die unförmigen Gliedmaßen schwenkend, setzten sie vor. Dass Alphart einen weiteren Pfeil auf Reisen schickte, der diesmal sogar sein Ziel fand, und ein Troll brüllend vor Schmerz und Wut niedersank; dass sich der Bärengänger unter heiserem Gebrüll auf einen der Angreifer stürzte und ihn zu Fall brachte; selbst dass ein neuerlicher Lichtblitz aus dem Eschenstab des Druiden zuckte und wieder einen der Unholde ins Jenseits beförderte – all das fiel nicht mehr ins Gewicht angesichts der schieren Übermacht, mit der die Trolle über die Gefährten herfielen.
Schon waren sie heran, durchbrachen die Schlachtordnung Yvolars und seiner Freunde mit der Wucht eines Steinschlags, und im nächsten Moment war jeder der Gefährten auf sich gestellt und musste für sich allein kämpfen.
»Nimm das!«, rief Leffel beherzt und stach zu, als die Pranke eines Unholds nach ihm greifen wollte. Die von Zwergenschmieden gefertigte Klinge durchdrang mühelos Fell und Haut, brachte dem Troll jedoch kaum mehr als einen Kratzer bei. Schon fühlte der Gilg, wie er von unwiderstehlicher Kraft gepackt und in die Höhe gerissen wurde, und in hohem Bogen flog er davon. Mux erging es kaum besser. Todesmutig wollte er sich einem der Kolosse in den Weg stellen – der Troll jedoch bemerkte ihn nicht einmal. Der klobige Fuß des Unholds trat den Kobling in den Schnee, ohne dass dieser auch nur einen Funken Widerstand leisten konnte.
Alphart hingegen kämpfte, wie man es von einem Wildfänger erwarten konnte. Erbittert setzte er sich zur Wehr und ließ noch einen Pfeil von der Sehne schnellen, ehe er zu seiner Axt griff. Mit wuchtigen Schlägen ließ er die Waffe kreisen, um sich die Trolle vom Leib zu halten, und brachte einem der Angreifer eine tiefe Wunde bei; bis zum Stiel drang das Blatt in das Bein eines der Unholde, woraufhin dieser einen heiseren Schrei von sich gab und einknickte. Sofort war Alphart über ihm, um ihm mit einem zweiten, tödlichen Hieb den Rest zu geben. Noch während er jedoch ausholte, zuckte von irgendwo die Pranke eines anderen Trolls heran und riss ihn von den Füßen.
Der Hieb traf allerdings den länglichen Schild der Vergessenen, den Alphart auf dem Rücken trug, und so wurde ihm ein Großteil seiner Wucht genommen. Der Wildfänger überschlug sich dennoch. Die Axt entglitt seinem Griff. Bäuchlings landete er im Schnee, wo er benommen liegen blieb. Mit verschwimmenden Blicken sah er Yvolar, der sich noch immer erfolgreich verteidigte.
Der Druide hatte einen Kreis aus Feuer um sich gezogen, nicht unähnlich dem, der Alphart und seine Gefährten vor den Wölfen des Dunkelwalds gerettet hatte, damals, vor langer Zeit.
Die Trolle standen dicht vor der Flammenwand, die keine Nahrung brauchte und von der auch keine Hitze ausging, und für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Reglos stand der Druide, den Stab erhoben, und taxierte seine Gegner aus zu schmalen Schlitzen verkniffenen Augen durch das zuckende Feuer hindurch. Dann aber siegte der Blutdurst der Kreaturen über ihre Vorsicht. Unter wüstem Gebrüll setzte der erste Troll durch das Feuer, das nur Blendwerk war und keinen wirklichen Schaden anrichten konnte – anders als der Lichtblitz, der dem Unhold entgegenzuckte und ihn in einer knisternden Entladung gleißender Energie vergehen ließ. Damit jedoch schienen auch Yvolars Kräfte erschöpft – den übrigen Trollen, die gleichzeitig angriffen, hatte er nichts mehr entgegenzusetzen. Schon hatte der erste den Druiden erreicht, packte ihn und riss ihn in die Höhe – und Alphart wusste, dass dies das Ende war.
In einem letzten Aufbäumen seines Willens und verzweifelter Kraft versuchte sich der Wildfänger auf die Beine zu raffen, um dem Druiden zu Hilfe zu kommen, aber es gelang ihm nicht. Im Gegenteil – kaum, dass er sich regte, zuckte abermals eine mörderische Faust heran und schmetterte ihn zu Boden, dass er jeden einzelnen Knochen in seinem Körper knacken hörte. Wie aus weiter Ferne vernahm er das Gebrüll des Bärengängers und die verzweifelten Flüche, mit denen Yvolar die Unholde bedachte.
Beides aber wurde plötzlich von einem schrecklichen Laut übertönt, von einem Stöhnen, das aus dunklen Tiefen rührte und aus jedem Spalt und jeder Ritze im Fels zu dringen schien.
Der jahrtausendealte Berg erbebte, als würde er sich unter unerträglichen Schmerzen winden,
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