Land der Sehnsucht (German Edition)
auf dem Sofa. „Mir ist bewusst, dass es schon spät ist, aber Lilly hatte das Gefühl, dass sie heute Abend nicht von hier weggehen kann, ohne vorher mit Ihnen zu sprechen.“
Véronique blinzelte und schluckte schwer. „Das verstehe ich sehr gut, Herr Pfarrer. Bitte glauben Sie mir, dass es meine Absicht war, heute Abend mit Ihrer Familie zu sprechen, bevor Sie diese Nachricht von jemand anderem erfahren. Ich hätte früher zu Ihnen kommen sollen, ich weiß, aber … mein Stolz stand mir im Weg. Und meine Angst davor, Ihre Reaktion zu sehen, wenn Sie die Wahrheit erfahren.“
Jack sah den Blick, den der Pfarrer mit seiner Frau und Lilly wechselte, bevor Véronique ihn bemerkte, weil sie den Kopf gebeugt hatte.
„Ich weiß nicht, was man Ihnen erzählt hat, Herr Pfarrer – Véronique hob ihren Blick –, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn ich Ihnen erklären dürfte, was passiert ist, damit es keine Missverständnisse gibt.“
„Miss Girard, ich weiß nicht genau, wovon Sie sprechen.“ Pfarrer Carlson trat näher. „Wir haben darum gebeten, mit Ihnen sprechen zu können, weil Lilly Ihnen etwas sagen will.“ Er strich mit der Hand über die dunklen Haare seiner Tochter. „Sie hat Angst, dass ihre Entscheidung Sie verletzt, oder, noch schlimmer, dass Sie von ihr enttäuscht sein könnten.“
Lilly ließ den Kopf hängen. Ihre Schultern zitterten leicht.
Véroniques Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. „Ich fürchte, jetzt verstehe ich nicht, wovon Sie sprechen.“
Hannah Carlson setzte sich neben ihre Tochter aufs Sofa. „Lilly“, sagte sie leise, dann flüsterte sie etwas, das Jack nicht hören konnte.
Lilly hob den Kopf. „Mademoiselle Girard, ich bin so dankbar für das, was Sie für mich tun wollen.“ Ihre Lippen zitterten. „Und bitte glauben Sie nicht, ich hätte mir das nicht genau überlegt und viel darüber gebetet. Aber ich habe beschlossen, dass ich mich nicht operieren lassen will.“
Verwirrung sprach aus Véroniques Gesicht.
„Ich habe die ganzen Informationen von dem Chirurgen gelesen, Mademoiselle, und ich hatte Zeit, darüber nachzudenken. Ich weiß, dass ich, wenn ich mich operieren lasse, eine gute Chance habe, wieder normal gehen zu können. Oder dass ich dann wenigstens weiter so gehen kann wie jetzt. Aber es besteht auch die Möglichkeit, dass ich danach gar nicht mehr gehen kann.“ Ihre Hände zitterten, als sie sprach. „Sie sind so mutig, Mademoiselle Girard. Sie haben Paris verlassen, um hierher zu kommen und Ihren Vater zu suchen. Sie sind in ein fremdes Land gefahren, in dem Sie niemanden kannten.“
Jack warf einen Blick auf Véronique, da er die Umstände kannte, unter denen sie Paris verlassen hatte. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
Lilly schob sich vom Sofa hoch und ging zu Véronique. „Aber je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr fühle ich innerlich – sie berührte die Stelle über ihrem Herzen –, dass ich es nicht machen sollte. Ich kann es nicht erklären. Ich hoffe nur, dass Sie nicht von mir enttäuscht sind.“
Véronique schob sanft eine Haarsträhne hinter Lillys Ohr. „Seit dem Tag, an dem ich in Willow Springs angekommen bin, bewundere ich deinen Mut. Ich glaube nicht, dass ich je von Ihnen enttäuscht sein könnte, Mademoiselle Carlson.“ Sie drückte Lilly herzlich an sich.
Sie lösten sich voneinander, und ein zittriges Lächeln zeigte sich auf Lillys Lippen. „Ich überlasse es einfach Gott, ob ich diesen Tanz je bekommen werde oder nicht.“
Véronique beugte sich zu ihr vor, bis ihre und Lillys Stirn sich berührten. „Oh, du wirst tanzen, ma Chérie. Davon bin ich fest überzeugt. Das weiß ich tief hier drinnen.“ Sie berührte die Stelle über ihrem Herzen.
Nachdem er die Carlsons zu ihrem Wagen begleitet hatte, kehrte Jack zum Haus zurück. Miss Maudie stand mit ihrem Stock in der Hand an der Haustür. „Ich dachte, Sie hätten ihn verloren.“ Er deutete auf ihren Stock.
„Oh, Véronique hat ihn wieder gefunden. Das liebe Mädchen. Mr Brennan, wie kann ich Ihnen nur für Ihre ganze Arbeit danken? Diesen Abend werde ich lange nicht vergessen.“
„Es war mir eine Freude, Madam. Und es lief gut, nicht wahr?“
„Auf jeden Fall.“ Miss Maudie zwinkerte. „Ich halte Sie nicht mehr lange auf. Mir fallen schon fast die Augen zu. Aber ich will Véronique noch etwas zeigen, bevor Sie aufbrechen, und ich wollte, dass Sie es auch sehen.“ Sie blickte zu Véronique hinüber, die auf der Veranda stand und sich
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