Land der Sehnsucht (German Edition)
gegenüber. Darauf haben Sie mein Wort.“ Er wandte sich zum Gehen.
„Wissen Sie noch, was ich Ihnen darüber gesagt habe, dass man zufrieden sein muss, Brennan?“
Die unerwartete Frage ließ Jack innehalten. Er drehte sich zu Sampson um und wog seine Antwort sorgfältig ab. „Ja, Sir. Sie sagten, dass es schwer ist zu lernen, zufrieden zu sein. Aber es nicht zu lernen ist manchmal noch schwerer.“
Ein schwaches Lächeln leuchtete aus Sampsons Augen. „Reich zu sein kann einen Mann verändern. Es kann auch die Menschen um ihn herum verändern. Aber nicht zum Guten. Das macht es schwer, echte und falsche Freunde auseinanderzuhalten.“ Sampson verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und sah ihn an. „Zu lernen, zufrieden zu sein, hat mich viel gekostet, und das, was ich gewonnen habe, war bei Weitem nicht so viel wert wie das, was ich verloren habe.“
Ein Schatten zog über Sampsons Gesicht. Auch ohne zu wissen, von welchem Verlust der Mann sprach, spürte Jack, dass er für ihn sehr schmerzlich gewesen sein musste.
Sampson räusperte sich. „Aber der allmächtige Gott kann auch aus dem Schlimmsten Gutes entstehen lassen. Und ich glaube, jeder Mensch muss dafür Rechenschaft ablegen, was er mit dem tut, was Gott ihm anvertraut hat.“
Jack nickte. „Das sehe ich ganz genauso wie Sie.“
Ein Funkeln trat in die Augen des alten Mannes. „Kennen Sie die Formulierung, dass man so geben soll, dass die linke Hand nicht weiß, was die rechte gibt, Brennan?“
Jack sah Sampson an, der nach und nach sein Geheimnis ein wenig lüftete. Er lachte leise. „Ja, Sir. Diese Bibelstelle kenne ich.“ Miss Maudie winkte ihm wieder, und er winkte zurück.
Sampson schlug ihm auf den Rücken. „Dann ist es ja gut … dann ist genug gesagt, glaube ich. Gehen Sie jetzt, mein Junge. Sie werden auf dem Fest erwartet.“
* * *
Véronique folgte den anderen Gästen auf dem Weg, der vom weichen Schein der Laternen beleuchtet wurde, den Hang hinab zur Wiese. Sie sah sich nach Jack um. Das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatte, hatte er mit Miss Maudie gesprochen.
Es war seltsam, aber sie fühlte sich nicht unwohl dabei, allein hier spazieren zu gehen. Vielleicht trug auch der Schutz der Dunkelheit dazu bei, aber bis auf die Ladenbesitzer, denen sie Geld schuldete, hatte sie das Gefühl, heute Abend unter Freunden zu sein. Zweifellos wurde dieses Gefühl auch dadurch verstärkt, dass Madame Hochstetler heute Abend nicht hier war.
In einem großen Kreis waren Decken auf der Erde ausgebreitet, die von zwei Meter hohen Fackeln umgeben waren, die alles in goldenem Licht badeten.
Sie suchte sich einen Platz, setzte sich, streckte die Beine vor sich aus und rückte ihren Rock zurecht. Die Sonne, die jetzt hinter den Bergen verschwunden war, hinterließ einen schwachen orangefarbenen Schein auf den hohen Gipfeln. Sterne, die Gott zu Anbeginn der Zeit an den Himmel geworfen hatte, leuchteten mit einer Helligkeit, die sie noch nie zuvor bemerkt hatte.
Sie hörte hinter sich ein Lachen und schaute sich um. Miss Maudie wurde den Hang herabgetragen … von Bertram Colby! Die beiden steuerten geradewegs auf sie zu.
Monsieur Colby setzte Miss Maudie vorsichtig neben Véronique auf die Decke.
„Vielen Dank, Mr Colby.“ Miss Maudie strich über ihr Kleid. „Das war sehr nett von Ihnen, Sir. Und ich muss Ihnen sagen: Das war viel aufregender als dieser Rollstuhl, in dem Dr. Hadley mich den Hang herabgefahren hätte.“
Colby nahm seinen Hut ab. „Es war mir ein Vergnügen, Madam. Und ich trage Sie auch gern wieder zurück, wenn wir hier fertig sind, da Sie ja Ihren Stock nicht finden können.“
Miss Maudie blickte mit dem Charme eines jungen Schulmädchens zu ihm hinauf. „Seien Sie vorsichtig, Mr Colby! Wenn Sie so weitermachen, glaube ich womöglich noch, ich wäre gestorben und befände mich schon im Himmel.“
„Madam, da ich das Gefühl habe, schon im Himmel zu sein, bin ich Ihnen einen Schritt voraus.“ Lächelnd setzte Monsieur Colby seinen Hut wieder auf, tippte zum Gruß daran und entfernte sich.
Mit offenem Mund schaute Véronique diesem Racaille und Meister der schmeichelnden Worte nach. Als Miss Maudie sie angrinste, konnte sie sich ein Kichern nicht länger verkneifen.
Die ältere Frau beugte sich zu ihr herüber. „Wie soll ich Ihnen nur danken, Véronique, dass Sie mir diesen gut aussehenden Mann vorgestellt haben? Auch wenn ich ein wenig böse auf Sie bin, weil Sie den ganzen Weg von New York City bis
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