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Land der Sehnsucht (German Edition)

Land der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Land der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamera Alexander
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Sie zwang sich zu einem Lächeln und war froh, dass Christophe ihr schon in der Kutsche von der Familie Descantes erzählt hatte. Sie erinnerte sich, das Ehepaar schon einmal bei einem Empfang gesehen zu haben. Monsieur Descantes war trotz seines respekteinflößenden Auftretens sehr freundlich, und seine Frau stand ihm darin in nichts nach. „Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, dass Sie Ihren Einfluss für mich geltend gemacht haben.“
    Monsieur Marchand hob eine Hand. „Sie haben diese Stelle nicht nur meinem Einfluss zu verdanken, sondern auch Monsieur Charvets Fürsprache. Er hat seinen eigenen guten Ruf in die Waagschale geworfen, als er Sie empfahl. Sie sind sich der Gepflogenheiten im Parlament vielleicht nicht bewusst, aber Sie haben zweifellos von Abmachungen gehört, die zwischen Verbündeten getroffen werden.“
    Sie nickte.
    „Verhandlungen finden statt, Abmachungen werden getroffen und besiegelt, und das alles mit einem einzigen Handschlag. Mehr ist nicht nötig. Das Wort eines Mannes ist die bindende Macht eines Abkommens. Nichts muss schriftlich festgehalten werden, da der Ruf eines Mannes, also der Mann selbst, die Garantie ist. Verstehen Sie, was ich Ihnen damit sagen will?“
    „Gewiss, Monsieur“, antwortete sie. Was auch immer besprochen worden war, ihre Stelle bei der Familie Descantes war bindend. Falls sie sich entscheiden würde, nicht für sie zu arbeiten, gäbe es keine andere Stelle für sie. Zusätzlich würde sie mit einer solchen Entscheidung sowohl Monsieur Marchands als auch Christophes Ruf großen Schaden zufügen.
    „Sie sind eine kluge, junge Frau, Mademoiselle Girard. Das ist einer der Gründe, warum ich Sie vor vielen Jahren als Gesellschafterin meiner Tochter ausgewählt habe. Francette brachte nie viel Eigeninitiative auf. Das liegt vermutlich zum Teil daran, dass sie in so jungen Jahren ihre Mutter verloren hat, aber ich gebe mir auch selbst die Schuld dafür. Als ihr einziger Elternteil habe ich ihr zu schnell zu viel gegeben.“
    Véronique war schon sehr lange zu dieser Schlussfolgerung gelangt, hatte aber selbstverständlich ihre Meinung nie laut geäußert.
    „Deshalb versuchte ich, eine Gesellschafterin zu finden, die meine Tochter herausfordern und sie durch ihr Vorbild inspirieren würde.“ Aus Monsieur Marchands Lächeln sprach eine starke Zuneigung. „Ich brauchte nicht lange zu suchen, da ich dieses Kind hier unter meinem eigenen Dach fand. Sie haben viel für Francette getan.“ Ein vielsagender Blick trat in seine Augen. „Sie haben getan, was ich nie gekonnt hätte.“
    Monsieur Marchands letzter Satz, gepaart mit seiner Miene, veranlasste Véronique, sich höher aufzusetzen. „Monsieur Marchand, ich …“
    Als sie seinen Blick sah, verstummte sie.
    „Véronique …“ Ein Seufzen kam aus seinem Mund. Sein Gesichtsausdruck trübte sich. „Ich möchte Sie bitten, mich nicht zu unterbrechen, Mademoiselle, während ich Ihnen die Situation darlege.“
    Von seiner informellen Anrede überrascht und deutlich an ihre Stellung in diesem Haus erinnert, nickte Véronique wortlos. Diese Ermahnung hörte sie schon zum zweiten Mal an diesem Tag.
    „Wie Monsieur Charvet Sie heute informiert hat, haben Sie eine Stelle bei den Descantes. Sie werden als Hauslehrerin und Gesellschafterin ihrer vier Töchter eingestellt. Aber was Monsieur Charvet nicht wusste und was ich ihm absichtlich verschwieg, ist, dass die Familie nicht nach England reist.“
    Er brach ab, und die Zeit schien still zu stehen.
    Véronique schaute diesen Mann an, den sie ihr ganzes Leben lang gekannt hatte, ohne ihn je wirklich zu kennen. Christophe drehte sich um und ihr Blick wanderte zu seinem Gesicht. Der Ausdruck in seinen Augen vermittelte ein einziges Gefühl, das alles andere in den Schatten stellte: Wut.
    Ihr wurde übel. Die Luft im Büro wurde plötzlich zu schwer zum Atmen.
    „Ihre Mutter und ich – Monsieur Marchands Blick blieb auf den kunstvollen Schreibtisch, hinter dem er saß, gerichtet –, wir unterhielten uns oft bis spät in die Nacht. Hier in diesem Zimmer. Im Laufe der Jahre wurden wir … Freunde. Nicht mehr“, fügte er schnell hinzu, als könnte er Véroniques Gedanken lesen. „Aber ich habe Ihre Mutter sehr in mein Herz geschlossen. Sie liebte Sie mehr als ihr eigenes Leben, Véronique. Sie erzählte mir von ihren Träumen für Sie, von ihren Hoffnungen. Und als sie ihrem Ende entgegenging … auch von ihrem Bedauern über ihre Versäumnisse. Ich gab Ihrer

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