Land meiner Träume collin1
uneingeschränkt. »Meine Liebe, das ist die beste Entscheidung, die Sie treffen konnten.« »Es macht Ihnen nichts aus? Ich habe ein schlechtes Gewissen, Sie zu verlassen. Die Zwillinge verstehen es vielleicht nicht.« »Sie werden es verstehen, wenn Sie es ihnen erklären, auch wenn sie Sie schrecklich vermissen werden. Wir alle.« Mrs. Heilbuth nahm Meggans Hand. »Ich habe Ihnen immer gesagt, dass wir Ihnen nicht im Weg stehen. Wir finden jemanden, der Ihren Platz einnimmt … nein, das ist falsch. Niemand wird je Ihren Platz einnehmen. Wir stellen für die Zwillinge ein anderes Kindermädchen ein. Es gibt viele, die diese Arbeit tun können. Ihre Stimme dagegen ist etwas ganz Besonderes.« Meggan umarmte ihre Dienstherrin leidenschaftlich. »Vielen Dank für Ihr Verständnis. Schreiben Sie für mich an Mr. Westoby? Ich habe das Gefühl, es wäre angemessener, wenn die Anfrage von Ihnen käme.« »Ich glaube, Sie haben recht. Ich schreibe noch heute Abend einen Brief und schicke ihn gleich morgen früh in die Stadt.« Jetzt, da die Entscheidung getroffen war, fand Meggan auch innerlich wieder mehr Ruhe. Die Sicherheit, dass sie das Richtige tat, wuchs mit jedem Tag. Am meisten bedauerte sie, dass sie die Zwillinge verlassen würde, die sie beide innig liebte. Vorerst sagte sie Barney und Sarah noch nichts von ihrer drohenden Abreise. Dazu war Zeit genug, wenn sie mit David Westoby alles besprochen hatte. Seine Antwort auf Mrs. Heilbuths Brief kam unerwartet schon mit der nächsten Kutsche. Der Wortlaut war kurz, fast knapp. Liebe Virginia,
kann keine Vereinbarungen treffen. Meine Schwester ist
krank.
Bitte entschuldigen Sie mich bei Meggan.
Mit freundlichen Grüßen
David Westoby
»Was meint er damit?«, fragte Meggan, als sie ihrer Dienstherrin das kurze Schreiben zurückgab. »Glauben Sie, Mr. Westoby hat seine Meinung über mich geändert?« »Nein, nein.« Mrs. Heilbuth schüttelte den Kopf. »So ein Mann ist David Westoby nicht. Sein wiederholtes Angebot, Sie zu fördern, war stets ehrlich gemeint. Wenn seine Schwester sich von ihrem Leiden erholt, bekommen wir sicher eine zufriedenstellendere Antwort.« Der zweite Brief kam erst zwei Wochen später. Sein Inhalt war gleichermaßen kurz gefasst. Liebe Virginia,
meine liebe Schwester ist vor drei Tagen gestorben.
Ihr Tod ändert die Sachlage, was Meggan betrifft. Ich komme nächste Woche nach Grasslands, um die Angelegenheit
zu besprechen.
Mit freundlichen Grüßen
David Westoby
»Was glauben Sie, was er damit meint?«, fragte Meggan wieder, nachdem sie die kurze Nachricht gelesen hatte. Mrs. Heilbuth runzelte verwirrt die Stirn. »Mr. Westoby hatte stets geplant, seine Schwester sollte Ihre Anstandsdame sein, damit nichts Anstößiges daran ist, dass Sie in seinem Haus leben. Vielleicht braucht er Zeit, um eine andere Person zu finden, die diese Rolle übernehmen kann.« »Vielleicht«, sagte Meggan niedergeschlagen, »hat er es sich doch anders überlegt, und ich bleibe hier in Grasslands. Die Zwillinge werden sich freuen.« Doch davon wollte Mrs. Heilbuth nichts wissen. »Quälen Sie sich nicht, Meggan, meine Liebe. Gedulden Sie sich noch eine Woche. Ich bin mir sicher, dass sich alles klärt.« Geduld war schwer zu finden. Obwohl sie selbst wochenlang voller Unentschlossenheit hin und her überlegt und lange gebraucht hatte, um einen neuen Weg einzuschlagen, quälte Meggan sich jetzt damit, dass dies womöglich nicht mehr möglich war, denn sie war sich sehr wohl der Schwierigkeiten bewusst, sollte sie eine solche Karriere ohne Aufsichts- und Begleitperson in Angriff nehmen. Ihre Moral würde sofort in Zweifel gezogen und von vielen in Versuchung geführt werden. Ihr Wunsch, zu singen, war nicht so groß, dass sie bereit war, dafür ihren Ruf aufs Spiel zu setzen. David Westoby kam eines Nachmittags spät, als Meggan und die Zwillinge unten am Bach waren und nach bunten Steinen und anderen Dingen suchten, die von Interesse sein konnten, denn sie wollten an ihrem Ende der Veranda auf einem kleinen Tisch eine Ausstellung von Fundstücken aus der Natur machen. Meggan sprach Mr. Westoby ihre Anteilnahme wegen des Verlusts seiner Schwester aus; doch abgesehen davon konnte sie erst mit ihm sprechen, als die Kinder ins Bett geschickt worden waren und die Erwachsenen sich zum Abendessen hinsetzten. Während des Essens drehte sich das Gespräch um die Abwanderung der Männer zu den Goldfeldern von Victoria und die Auswirkungen, die das auf den
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