Land meiner Träume collin1
bei, während die Jungen munter von ihren Erfolgen beim nachmittäglichen Angeln erzählten. Sie waren mit Joes Boot rausgefahren, und Hal ließ sich besonders begeistert über die Freuden des Angelns aus. »Du wärst wohl lieber Fischer als Bergmann?« »Ja, Pa. Joe wär jetzt bereit, mich zu nehmen.« »Du bist erst zehn Jahre alt.« »Nächsten Monat werd ich elf.« »Und du bleibst in der Schule, bis du zwölf bist.« »Aber, Pa …« »Lass ihn doch von der Schule abgehn, wenn er will«, unterbrach Joanna sie. ?Weder als Fischer noch als Bergmann braucht er mehr zu lernen.? »Ich will auch Fischer werden«, meldete sich Tommy zu Wort. Henry schaute seine jüngeren Söhne an und blickte dann über den Tisch zu seiner Frau. Drei sehr entschlossene Gesichter. »Wir reden später darüber, nachdem Meggan untergekommen ist.« Will bemerkte, wie still seine jüngere Schwester war. »Was ist überhaupt mit dir los? Du hast die ganze Zeit noch kein Wort gesagt.« Meggan schaute zu Will hinüber. »Ich hab heute einen weißen Hasen gesehen«, platzte es aus ihr heraus, bevor sie wusste, dass sie die Worte sagen würde. Kaum etwas, was sie hätte sagen können, hätte ihre Zuhörer so ergriffen. Mehrere Augenblicke herrschte Schweigen. Ein so intensives Schweigen, dass selbst das Feuer im Herd sein Knistern eingestellt zu haben schien. Sechs Augenpaare, blau, braun und das ungewöhnliche Grau von Wills Augen, blickten sie an. Zuerst zeigten alle Gesichter Schock. Meggan sah sie nacheinander an, während ihr Herz in dem bangen Bewusstsein zu pochen begann, dass sie nichts hätte sagen sollen. Auf Wills Miene machte sich fast sofort Skepsis breit. Sowohl Hal als auch Tommy verharrten in ängstlicher Scheu. Caroline und ihre Ma waren blass geworden. »Du machst Witze«, erklärte Will, doch in seinem Tonfall lag eher eine Frage. Meggan schüttelte langsam den Kopf. Könnte sie doch nur sagen, es sei bloß ein Witz gewesen. »Das ist wieder ein Omen«, flüsterte Joanna mit blassem Gesicht. »Genug.« Henry hatte für solchen Aberglauben wenig übrig. Sein Blick, den er wütend auf seine Frau gerichtet hatte, wanderte mit Strenge um den Tisch, bis er auf Meggan ruhte. »Ist das wahr, Meggan?« »Ja, Pa. Ich habe einen weißen Hasen gesehen.« Warum klang sie so in der Defensive, als h?tte sie etwas Falsches getan und w?rde ihn anflehen, sie zu verstehen? »Du hast dich doch von Pixies in die Irre führen lassen«, höhnte Will und unterstrich seinen Unglauben damit, dass er sich mit dem Finger an den Kopf tippte. »Das kommt davon, wenn du die ganze Zeit ganz allein durchs Moor streifst.« Meggans grollender, wütender Blick hatte keine Wirkung auf ihren Bruder. »Ich hab mich nicht mehr von Pixies in die Irre führen lassen als du, Will Collins. Ich sag wenigstens die Wahrheit«, fügte sie mit einem kurzen Seitenblick auf Caroline hinzu. Ihr fiel auf, dass ihre Schwester jetzt mehr als blass war. Caroline hatte Angst. Will war Meggans Blick gefolgt, auf Caroline. »Schau nicht so ängstlich drein, Caro. Die Kleine ist nur auf Beachtung aus, wie immer.« »Ich bin nicht klein«, fuhr Meggan auf und wünschte, sie säßen nicht auf gegenüberliegenden Seiten des Tisches. Es juckte sie in den Fäusten, auf die Brust ihres Bruders einzuschlagen. »Genug.« Henry Collins’ Befehl brachte sie beide zum Schweigen. »Ich weiß nicht, warum ihr zwei ständig zanken müsst.« »Will fängt immer an.« »Ha! Du regst dich doch immer gleich auf.« »Ich habe ›genug‹ gesagt.« Bruder und Schwester wussten, dass es nicht ratsam war, den Zorn ihres Vaters heraufzubeschwören. Meggan warf ihrem Bruder einen giftigen Blick zu, der ihm sagen sollte, wie sehr sie ihn hasste, und Will war deutlich anzusehen, dass er genauso schlecht auf seine jüngere Schwester zu sprechen war. Innerlich fragte Meggan sich jedoch, warum sie in letzter Zeit ständig zankten. Sie und Will hatten sich immer sehr nahegestanden. Nach ihrem Vater war er derjenige, den sie am meisten liebte, und der Einzige, der sie Megs nennen durfte. Doch diesen Kosenamen hatte er lange nicht mehr benutzt. »Ich denke, du könntest dir nächste Woche ein wenig Mühe geben, Will, nett zu deiner Schwester zu sein. Wenn sie erst mal nach Tremayne Manor gezogen ist, werden wir sie kaum noch zu sehen kriegen.? Will nickte schweigend und fing sich einen weiteren wütenden Blick von Meggan ein, die der Versuchung kaum widerstehen konnte, ihm die Zunge herauszustrecken. »Oh, hört
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