Land meiner Träume collin1
auf, ihr beiden«, rief Caroline. »Falls Meggan wirklich einen weißen Hasen gesehen hat …« »Hab ich.« »… kann das nur bedeuten«, fuhr Caroline fort, ohne auf ihre Schwester zu achten, »dass etwas Schreckliches passiert.« Caroline nahm, wie ihre Mutter, jeden Aberglauben, der ihr je zu Ohren gekommen war, für bare Münze. »Das ist nur eine alte Legende, Caroline.« »Und was ist mit letztes Mal, als ein weißer Hase gesehen wurde, Pa? Ich war zwar erst neun, aber ich erinner mich sehr gut daran.« Caroline steigerte sich immer mehr in ihre Unruhe hinein. »Sie hat recht, Henry«, flüsterte Joanna und legte Caroline einen Arm um die Schulter, um sie zu trösten. Sie warf ihrer jüngeren Tochter einen Blick zu, in dem die Frage lag, wie sie bloß so ein ungeratenes Kind in die Welt hatte setzen können. Dann sah sie ihren Ehemann flehend an. »Vielleicht sollte keiner von uns morgen in die Grube gehen«, scherzte Will. Nur dass niemand es lustig fand. Henry seufzte und blickte seinen Sohn ob seiner Leichtfertigkeit mit gerunzelter Stirn tadelnd an. »Darüber macht man keine Witze. Glaubst du, ich hätte es vergessen? Es war das Erste, was mir in den Sinn gekommen ist. Deswegen darf kein Wort von dem, was Meggan gesagt hat, diesen Raum verlassen.« Er schaute in die Gesichter seiner Familie. »Versteht ihr das?« »Warum nicht?«, fragte Hal. »Weil Pa es gesagt hat«, fuhr Will ihn an, dem der Spaß vergangen war. »Sachte, Sohn. Vielleicht ist es recht, dass die Kleinen es erfahren. Wenn die Bergleute von Meggans weißem Hasen hören, weigern sie sich wahrscheinlich, in die Grube zu gehen.« »Warum?«, wiederholte Hal. »Vor acht Jahren, als du gerade ein Würmchen von drei Jahren warst und Tommy noch ein Baby, hat es in der Grube ein Unglück gegeben. Eine Woche, bevor es geschah, lief der arme alte Davy Hallett herum und sagte, er hätte in der Nähe der Grube einen weißen Hasen gesehen. Die meisten Leute haben ihn ausgelacht, denn er war immer schon der Dorfdepp. Einige bekamen Angst wegen des alten Aberglaubens, es bedeute, dass ein Unheil geschieht. Andere spotteten, weil die Legende besagt, ein weißer Hase mit einem schwarzen Hund, und das drüben Richtung Breage, am Wheal Vor. Dann ist die Grube eingebrochen, und die Männer sind alle umgekommen. Jetzt sagten die Leute, der Aberglaube sei wahr, und seither haben sie wohl Angst davor, dass wieder ein weißer Hase gesehen wird. Und deswegen wird keiner von euch ein Wort darüber verlieren.« Meggan fing an zu zittern. In ihrer lebhaften Fantasie sah sie sich als Vorbotin des Bösen. »Glaubst du, es wird was Schreckliches passieren, weil ich einen weißen Hasen gesehen hab, Pa?« »Nein, Kind, und du musst dir keine Sorgen machen. Es ist ungewöhnlich, um diese Jahreszeit einen zu sehen, das ist alles. Und es war weit weg von der Grube.« Henry Collins schaute noch einmal in die Gesichter seiner Familie. »Habt ihr das alle verstanden?« Er wartete, bis alle genickt hatten. »Gut. Und falls einer in Versuchung gerät, etwas zu sagen, dann soll er innehalten und daran denken, welche Panik unter denen entstehen könnte, die den alten Aberglauben fürchten. Besonders unter denen, die bei dem Unglück im Jahr sechsunddreißig Familienangehörige verloren haben.« Er unterbrach sich noch einmal, um sich davon zu überzeugen, dass er seiner Familie deutlich gemacht hatte, wie wichtig es war, die Sache geheim zu halten. ?Und jetzt essen wir fertig zu Abend.? »Und danach, Meggan«, sagte Joanna, »machst du mit deiner Näharbeit weiter, schließlich wollen wir deine Kleider nächste Woche fertig haben.« Meggan zog eine Grimasse. »Ich kann Nähen nicht ausstehen. Kann Caro das nicht für mich machen, und ich übernehm ihre Pflichten?« »Nein, kann ich nicht«, erwiderte Caroline. »Du bekommst viel zu oft deinen Willen. Wahrscheinlich musst du auch für Miss Tremayne nähen, wenn du ins Herrenhaus ziehst.« »Das wird dem Gör aber nicht gefallen«, stimmte Will ihr zu. Diesmal versetzte Meggan ihm einen festen Tritt gegen das Schienbein, was ihr einen Schmerzensschrei von ihrem Bruder und einen ordentlich festen Klaps aufs Handgelenk von ihrer Mutter eintrug. »Ich weiß nicht, wo du dein Temperament herhast, Miss. Du solltest lernen, es zu zügeln, sonst bezweifle ich, dass du im Herrenhaus eine Woche überlebst. Und du wirst mit deiner ausgelassenen Art keine Schande über deinen Vater und mich bringen. Darüber kannst du beim Nähen
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