Land meiner Träume collin1
trugen, ging er neben ihr her. »Kommen Sie mit mir nach Grasslands, Mrs. Collins? Sie sollten nicht hier allein bleiben.« »Ich muss zum Pfarrer gehen und mich um die Beerdigung kümmern.« »Soll ich den Pfarrer herbitten? Es kommen sicher Leute, die ihre Aufwartung machen wollen. Ihr Mann war wohlgelitten.« So konnte er die Nachricht, dass man Henry Collins am nächsten Vormittag um zehn Uhr beerdigen würde, mit nach Grasslands nehmen. Mrs. Heilbuth war sehr besorgt über das, was ihr Mann ihr mitzuteilen hatte. »Die arme, liebe Meggan. Sie hat ihrem Vater so nahegestanden. Was für eine Tragödie. Wir müssen es ihr verheimlichen, bis sie stark genug ist, den Schock zu ertragen.« Cookie war, als sie davon erfuhr, genauso einer Meinung mit Mrs. Heilbuth wie Mr. Heilbuth. Jane unterstützte Joanna Collins’ Wunsch, es Meggan zu sagen. »Wir können es ihr nicht verheimlichen. Wenn sie wach wird, will sie sicher wissen, warum ihre Eltern nicht gekommen sind, um ihr Enkelkind zu besuchen. Können Sie sie anlügen? Ich werde nicht lügen. Mrs. Heilbuth«, fuhr sie in sanfterem Tonfall fort. »Sie wollen doch sicher nur das Beste für Meggan. Versetzen Sie sich einmal in ihre Lage. Würden Sie nicht auch die Wahrheit wissen wollen?« »Sie haben recht, Jane. Meggan wird es uns nicht danken, wenn wir sie in Unwissenheit lassen. Wenn ich es ihr erzähle, kurz bevor sie das Baby füttert, findet sie im Stillen der Kleinen vielleicht Trost.« Mrs. Heilbuth weckte Meggan. »Wie geht es Ihnen, meine Liebe?« »Sehr gut.« Ihr Mund, der sich zu einem Lächeln verziehen wollte, erstarrte, als sie Mrs. Heilbuths ernstes Gesicht sah. »Was ist? Mein Baby?« Sie schob sich hoch, um einen panischen Blick in das Kinderbettchen zu werfen, und wurde fast überwältigt vor Erleichterung, als sie das Baby sich recken und gähnen sah. »Ihrem Baby geht’s gut, Meggan.« »Aber …?« »Ihr Vater, Meggan. Oh, meine Liebe, es gibt keine Möglichkeit, es Ihnen leichter zu machen.« »Er ist tot?« »Ja, meine Liebe. Letzte Nacht kam es in der Grube zu einem Bergsturz.« »Oh.« Sie schrie nicht auf, das könne nicht wahr sein, und schluchzte auch nicht vor Kummer. Sie lehnte den Kopf in das Kissen und schloss die Augen. Ein Leben ohne ihren Pa konnte sie sich einfach nicht vorstellen. »Wann ist die Beerdigung?« »Morgen um zehn Uhr.« »Ich will dabei sein.« Mrs. Heilbuth war schockiert. »Meine Liebe, Sie haben eben erst ein Kind zur Welt gebracht. Sie sollten mindestens zehn Tage das Bett hüten, ganz zu schweigen von einer viele Meilen langen Reise zu einer Beerdigung und zurück. Was ist mit dem Baby? Sie müssen hier sein, um es zu stillen.« »Ich nehme sie mit. Wenn ich sie gut einwickle, wird ihr nichts passieren.« Wieder zeigte Mrs. Heilbuth entsetztes Missfallen. »Seien Sie vernünftig, Meggan. Trauern Sie im Bett, wo Sie und die Kleine sicher sind. Ihr Vater wird das verstehen.« Aus der Wiege drang ein Wimmern. »Ich glaube, Ihre Tochter hat Hunger.« Mrs. Heilbuth holte das Baby aus der Wiege und legte es seiner Mutter in die Arme. Das kleine Mädchen schmiegte sich an Meggans Brust und suchte nach der Brustwarze. Meggan knöpfte rasch ihr Nachthemd auf, um das Baby anzulegen. Mit der anderen Hand liebkoste sie sein weiches, schwarzes Haar. »Ich nenne sie Henrietta, nach Pa.« Henrietta Constance, fügte sie im Stillen hinzu. Meine Tochter wird nach ihrem Vater und nach ihrem Großvater heißen. Das arme Kind, es wird weder den einen noch den anderen kennenlernen. Bei dem Gedanken weinte sie echte Tränen der Trauer. Mrs. Heilbuth saß bei Meggan und tröstete sie, so gut sie es vermochte, bis Jane ein Tablett mit Tee brachte. Die Zwillinge folgten ihr, denn sie wollten unbedingt das Baby noch einmal sehen. Als sie die Kleine in Meggans Armen sahen, liefen sie zum Bett. »Schau, sie ist wach«, sagte Sarah. »Kann ich sie auf den Arm nehmen, Meggan?« »Bitte«, ermahnte ihre Mutter sie. »Bitte?« »Ganz kurz. Komm hier rauf aufs Bett.« »Hat sie schon einen Namen?« »Sie heißt Henrietta.« Sarah hielt das Baby so vorsichtig wie zartes Porzellan. Ihr ganzes Gesicht strahlte vor Liebe und Staunen. Barneys Gesicht verriet ähnliche Gefühle, als ihm erlaubt wurde, den Platz seiner Schwester einzunehmen. Das Leben geht weiter, dachte Meggan, der das Herz überfloss vor Liebe. Pass auf sie auf, Pa. Sorg dafür, dass ihr nichts passiert. »Warum weinen Sie, Meggan? Sind Sie unglücklich, weil Sie ein Baby haben?«
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