Land meiner Träume collin1
den ganzen Tag machen, wenn ich nicht mehr in die Grube gehen kann?« »Du kannst tun, was du willst, Pa. Ich kann euch ein sorgenfreies und behagliches Leben bereiten, wo auch immer ihr leben wollt. Ich weiß, dass du immer gesagt hast, du würdest gerne reisen, um neue Orte zu sehen. Jetzt kannst du reisen.« »Ich bin jetzt älter, Meggan. Ich ziehe nicht mehr durch die Welt.« »Denk darüber nach«, fügte Joanna flehentlich hinzu. »Wir könnten nach Hause zurückkehren.« »Zurück nach Cornwall? Nein, Joanna, das ist nichts mehr für uns. Australien ist jetzt unsere Heimat. Das andere Leben haben wir hinter uns gelassen.« »Vielleicht du und die Kinder. Ich bin hier nie heimisch geworden.« Henry warf seiner Frau einen scharfen Blick zu. »Das ist allein deine Schuld. Du hast dich in deiner Religion vergraben und alle, die gerne mit dir Freundschaft geschlossen hätten, von dir gewiesen.« Die Härte in den Worten ihres Mannes, die selten zu hören war, ließ Joanna erbleichen. Sie verteidigte sich. »In Cornwall würde ich Freunde finden.« »Was bedeuten mir Freunde, wenn Meggan und unsere Söhne in Australien sind?« »Wie oft bekommen wir denn Post von unseren Söhnen?« »Wir sind immerhin auf demselben Kontinent. Das allein zählt. Ich möchte nicht wie Phillip Tremayne werden, der ans andere Ende der Welt schickt, um seinen Sohn zu finden, bevor er vor seinen Schöpfer tritt.« Die Erwähnung von Phillip Tremayne brachte Joanna zum Schweigen. Sie nahm ihre Näharbeit wieder auf und überließ Vater und Tochter das Gespräch. Ihre Worte drangen kaum in ihr Bewusstsein, denn sie war in Gedanken v?llig mit der Vorstellung besch?ftigt, in das Land ihrer V?ter zur?ckzukehren. Die Sehnsucht, nach Hause zur?ckzukehren, hatte sie in den Jahren, die sie in Burra gelebt hatten, mit aller Macht unterdr?ckt. Da sie bis dato nie genug Geld gehabt hatten, eine solche Reise zu unternehmen, hatte sie auch nie ?ber ihren Wunsch gesprochen. Jetzt jedoch h?tte sie sich dank der Gro?z?gigkeit ihrer Tochter diesen Traum erf?llen k?nnen. Wenn sie ihren Mann doch nur ?berreden k?nnte. Jedes Mal, wenn Meggan ihre Eltern sah, flehte sie ihren Vater an, die Arbeit in der Grube aufzugeben. »Wenn der rechte Augenblick kommt, Meggan«, antwortete er darauf stets. »Und wann soll das sein, Pa? Wenn du nicht mehr arbeiten kannst?« »Ich bin Bergmann, bis ich etwas anderes finde, womit ich meine Tage füllen kann. Ich bin kein Mann für den Müßiggang.« »Wenn ich dich nicht überzeugen kann, die Arbeit in der Grube aufzugeben, Pa, dann lass mich Ma das Geld geben, um einen Urlaub in Cornwall zu machen, ja?« »Meinst du das ernst, Meggan?«, rief Joanna überrascht. »Ja, Ma. Ich würde dir eine Kabine buchen und mich um alles kümmern. Du bräuchtest es nur noch zu genießen.« Die strahlende Freude in Joannas Gesicht wich rasch einem Stirnrunzeln. »Ich möchte nicht allein reisen. Dein Pa will mich nicht begleiten.« Sie warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu, der mit dem erwarteten Kopfschütteln beantwortet wurde. »Ich könnte dich begleiten, Ma.« Der Gedanke, ihre Mutter auf der Reise zu begleiten, kam ihr just in diesem Augenblick. »Du kannst in deinem Zustand unmöglich reisen, wo das Baby schon so bald kommt.« »Nein, Ma. Die Reise würde warten müssen, bis das Baby mindestens sechs Monate alt ist.«
Die andere Freude in Meggans Leben in den Monaten des Wartens auf die Niederkunft war es, Jane in die Welt der Romane einzuführen. Eines Nachmittags hatte Jane Meggan nach dem Titel des Buches gefragt, das sie gerade las. Zufällig war es an diesem Nachmittag Verstand und Gefühl von Miss Austen. »Ich habe noch nie einen Liebesroman gelesen«, erklärte Jane. »Noch nie? Was haben Sie denn gelesen?« »Ich habe zwei Bücher von Charles Dickens gelesen. Sie haben Adam gehört. Davon abgesehen gab es bei uns nur Zeitschriften und ab und zu einmal eine Zeitung.« Sie lächelte. »Ich habe jedes Wort verschlungen. Der Rest der Familie fand mich seltsam. Keiner hat sich fürs Lesen interessiert.« »Haben sie Ihnen niemals Bücher gekauft?« »Ich habe nicht darum gebeten. Und da sie sich nicht für Romane interessierten, ist niemand auf den Gedanken gekommen, für mich Bücher zu kaufen.« »Sie müssen sich meine Bücher ausborgen, wann immer Sie wollen. Kommen Sie mit. Ich geben Ihnen Stolz und Vorurteil zu lesen. Es wird Ihnen bestimmt gefallen.« Jane fand so viel Gefallen an dem Buch, dass sie es immer wieder
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