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Land Spielen

Land Spielen

Titel: Land Spielen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Mezger
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und Rudolf kreuzt grinsend die Finger.
    Während die ungeübte Raucherin zittrig an der Überdosis zieht, während sich dieses dumpfe Gefühl die Wirbelsäule hocharbeitet und auf die Schläfen drückt, plaudert der Pfarrer fröhlich, fragt die Neue, die nun doch schon ein knappes Jahr hier ist, aus, wie es sich so lebt. Vera sagt: »Gut.« Sie sagt: »Schön ist es hier. Schön ruhig.« Sie denkt, dass der Pfarrer gefälligst wieder zu seinen überalterten Jüngern gehen soll, diese vormittägliche Pause, dieser Gartenplatz, diese Frühlingssonne, die gehören nur ihr. Der Pfarrer fragt sie, wie sie denn mit den Dörflern zurechtkäme, »gut«, sagt Vera, die kein Problem hat mit Dorfbewohnern, weil sie dieselbe Sprache spricht, weil sie kann, was sie können: schweigen.
    »Die können manchmal etwas engstirnig und dickköpfig sein, eine unästhetische Kombination«, der Pfarrer lacht über seine Pointe. Gottes Gesellschaft scheint fröhlich zu machen, oder ist es doch der Klare? Der Pfarrer beginnt zu husten, sagt, er rauche einfach zu viel, das werde ihn noch vorzeitig ins Grab bringen, »und wer hält dann die Trauerrede?« Und apropos Rauchen, er müsse jetzt leider los, die Gebete der Frau Fabrikantin müssten erhört werden, sagt er, klopft dabei auf die Tasche seines Sakkos und lacht schon wieder. Wir wussten, dass der Dorfpfarrer Opium unter das Volk bringt, dass er auch Zigaretten schmuggelt, ist uns neu.
    »Du gewöhnst dich schon noch an das Leben hier, eigentlich sind alle ganz nett«, sagt der Pfarrer zum Abschied, hält Vera, die sich schon lange und gerne an das Leben hier gewöhnt hat und die Leute nett findet, kurz am Oberarm fest. Dann schreitet der Ermunterer von dannen, lässt Vera mit Nikotinüberdosis und Übelkeit zurück. Auch sie muss wieder zur Arbeit, weiß, dass sie ab jetzt genauer schauen muss, ob das schwarze Pfarrerauto in der Auffahrt parkt, sie hat keine Lust, in ihrer Ruhe gestört zu werden.
    *
    Moritz und Christine. Sie sitzen also da, geblendet von der Frühlingssonne, an die Holzwand gelehnt. Moritz bedauert, dass Gitterrollen breit genug sind für zwei Rollensitzer, dass seine Schulter nicht zufälligerweise Christines Schulter berührt, man müsste kein Wort verlieren über diese Berührung, könnte einfach schweigend dasitzen. Solange man nicht sprechen muss über das hier, ist das hier nichts.
    Und es wird höchstens zu etwas, weil jetzt der Nachbarsbauer mit seinem Rapid die Dorfstraße hochfährt, weil er vom Rapid aus den Faulenzer und seine Zeitvertreiberin genau sieht. Moritz und Christine hören es knattern, kommen sich plötzlich ertappt vor, grüßen den Nachbarsbauer reflexartig mit leicht erhobener Hand. Der Nachbarsbauer spreizt seinen linken Zeige- und Mittelfinger kurz vom Steuer ab, das ist sein Gruß an die Nichtstuer, dann ist er an der Scheune vorbei, fährt weiter seines Weges, denkt sich sein Ding.
    Moritz und Christine schauen dem Fahrzeug hinterher, dann rafft sich Moritz auf. »Jetzt muss ich mich aber wirklich einmal um den Zaun kümmern«, sagt er, »die Schafe blöken schon seit Tagen.« Und Christine klettert wie er vom Thron, steht etwas verloren da, als Moritz die erste Zaunrolle vom Stapel hebt, als der gemeinsame Platz an der Sonne dem Pflichtgefühl weichen muss. Und sich der gefederte Sitz in einen Schafzaun zu verwandeln beginnt.
    Sie schaut unserem Arbeiter eine Weile zu, bietet ihm dann, um nicht weggeschickt zu werden, ihre Hilfe an. Sie wird dankend angenommen, endlich muss unser Meister des Besserkönnens nicht mehr alles selbst machen. Er rollt den Maschendraht entlang der Holzpfähle aus, Christines erste Aufgabe ist das Zuschauen. Moritz richtet das eine Zaunende auf, Christine hält es, während Moritz mit festen Schlägen die ersten Krampen einschlägt. Eine unten, eine in der Mitte und eine oben. Dann gehen die beiden zum nächsten Pfahl, auch hier wird das Gitter aufgerichtet, Moritz zieht daran, damit es gut gespannt ist, Christine hält es fest und Moritz schlägt die nächsten Krampen ein.
    Christines Kleidung ist ungeeignet für diese Tätigkeit, sie zieht dennoch ihre Jacke aus, man bewegt sich von Pfahl zu Pfahl, das Duo scheint sich einzuspielen, Christines Kopf ist rot vor Hitze. Moritz nimmt jeweils drei Krampen aus der Schachtel, steckt zwei in den Mund, kniet sich hin, um die dritte so bodennah wie möglich einzuschlagen, die zweite in der Mitte, ungefähr auf Schenkelhöhe. Bevor er die letzte ganz oben einschlägt,

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