Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landkarten des Lebens

Landkarten des Lebens

Titel: Landkarten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Gundula u Waelde Gause
Vom Netzwerk:
permanent prüfe, was wichtig ist – und oft auch den Spielball im Feld der Kinder landen lasse. Und wenn ich damit dann meine Absagen begründe, stoße ich glücklicherweise vielfach auf Verständnis.
    Immer wieder reden wir darüber, dass zu wenige Frauen Führungspositionen innehaben. Mir ist ziemlich klar, warum dies so ist. Wer Familie, wer Kinder hat, muss sich einfach entscheiden, welchen Weg er gehen will. Ein Banker, Vater von drei Kindern, dessen Frau selbstverständlich voll berufstätig war, stellte mir in einem Gespräch zu diesem Thema folgende Frage: „Wann sind früher Kinder überhaupt von den eigenen Eltern erzogen worden?“ Sicherlich war und ist es in bestimmten Kreisen durchaus üblich, dass Kindermädchen und Hauslehrer, später auch Internate die Kinder erziehen. Für mich wäre das nur schwer vorstellbar. Familientiere – wie mein Mann und ich es sind – ziehen an einem Strang und bemühen sich, Familie und berufliche Aktivitäten miteinander in Einklang zu bringen. Dabei ist es mir wichtig, dass es in meinem Leben und dem Leben meiner Familie eine größtmögliche Kontinuität gibt – meinen beruflichen Werdegang eingeschlossen. Denn wegen meiner beruflichen und sonstigen Ambitionen sollen sich meine Kinder und mein Mann nicht noch stärker einschränken müssen, als sie es ohnehin bereits tun.
    Dabei empfinde ich die selbst gewählte Beschränkung nicht als Last oder als Begrenzung. Der vermeintliche Verzicht hat auch etwas ungemein Positives. Es kommt im Leben nicht darauf an, dass man das Maximale erreicht, sondern darauf, dass man mit dem, was man erreicht hat, auch versucht, zufrieden zu sein. Dankbarkeit – das ist ein Schlüsselwort. Und Kontinuität. Die braucht die Seele. Um meinen verschiedenen Rollen überhaupt gerecht werden zu können, muss ich sorgfältig, präzise und zielorientiert vorgehen. Dinge auf den Punkt zu bringen, Sachverhalte zu verdichten, das habe ich viele Jahre beruflich trainiert. Das hilft mir auch im Alltag, wenn es gilt, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden.
    Ziemlich häufig werde ich gebeten, eine Schirmherrschaft für ein Projekt zu übernehmen oder eine Veranstaltung zu moderieren. Oftmals sind es durchaus wichtige Projekte, die es fast alle wert wären, unterstützt zu werden. Auch wenn ich vieles gerne übernehmen würde, muss und möchte ich manches bewusst absagen. Nicht immer allerdings schaffe ich es, konsequent genug zu entscheiden und Nein zu sagen. Von Zeit zu Zeit gehe ich bewusst über Grenzen hinweg und muss dann mit den Konsequenzen leben. Auch das gehört dazu. Es ist wichtig, sich immer wieder ein Stück zurückzunehmen und zu überprüfen, was man tut: „Was mache ich da überhaupt? Wer bin ich? Bin ich überhaupt der, den die anderen in mir sehen?“ Es braucht die Erdung, es braucht das Wissen um die eigenen Grenzen.
    Und dabei würde ich durchaus gerne auch mal etwas Neues wagen, Grenzen bewusst durchbrechen. Reisen sind Gelegenheiten, bei denen man immer wieder Neues entdeckt, unbekannte Landstriche, andere Lebensgewohnheiten. Besonders die Reisen in Länder der sogenannten Dritten Welt haben mir viel gegeben. Die Afrika-Touren, die ich für das katholische Hilfswerk missio unternehme, sind immer ein großes Abenteuer. Natürlich habe ich im Vorfeld Bedenken, ob ich gesund zurückkomme und was von Unfällen bis Unruhen alles möglich ist. Zudem ist es eine Herausforderung, eine längere Abwesenheit zu organisieren und die Familie darauf einzustellen. Dies alles ist mir aber auch Antrieb für neue Erfahrungen und für ein Weiterstecken der eigenen Grenzen. Wer träumt einen solchen Traum nicht? Aber wäre das Erreichen der vermeintlichen Ziele nicht das Ende aller Träume?





Rainer Wälde
Weiße Flecken: Ich wage es!

    Auf jeder Landkarte sind sie zu finden – weiße Flecken, auf denen keinerlei Markierungen zu sehen sind. Man kann nicht erkennen, ob es dort einen Wald oder offenes Feld gibt, weder Höhenlinien noch Straßen noch Wege sind eingezeichnet. Meist sind es militärische Sperrgebiete. Aber nicht nur auf den echten Landkarten gibt es solche Sperrgebiete und weiße Flecken, sondern auch auf den Landkarten unseres Lebens – meistens in Form von Glaubenssätzen, die wir von Eltern oder Lehrern mit auf den Weg bekommen: „Das wirst du nie lernen!“, „Aus dir wird nie ein Physiker!“ oder „Für so etwas bist du einfach nicht geschickt genug!“ Nichts schüchtert Kinder wirkungsvoller ein und hält

Weitere Kostenlose Bücher