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Landkarten des Lebens

Landkarten des Lebens

Titel: Landkarten des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Gundula u Waelde Gause
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von Angst und Vorurteilen abhalten? Welche Glaubenssätze beherrschen Ihr Leben? Auch Fähigkeiten, die Sie nicht ausüben, können solche weißen Flecken sein. Oder Städte und Länder, in denen Sie gerne gelebt hätten, den Schritt dorthin aber nie gewagt haben – vielleicht weil Ihre Familie Sie nicht gehen lassen wollte oder weil Sie sich aus anderen Gründen an einen Ort gebunden haben. Überlegen Sie sich auch ganz gezielt, welche Bereiche, welche Orte Sie sich neu erobern wollen – und machen Sie sich einen Plan dafür.

    „Aus Ihnen wird doch nie etwas!“
    Für die weißen Flecken auf unserer Lebenslandkarte sorgen aber nicht nur wir selbst, sondern auch andere. Insbesondere die Menschen, die uns prägen, uns erziehen, uns ausbilden. Wer hat nicht schon von seinen Eltern den Satz gehört: „Also, ein Rechenkünstler wird ja wohl nicht aus dir!“, „Lass mal, das kannst du nicht, ich mach das schnell selbst“ oder „Unser Sohn ist total unmusikalisch!“ Eine sehr beeindruckende Geschichte dazu hat mir einmal ein Physiotherapeut erzählt. Während seiner Schulzeit auf dem Gymnasium hatte er einen Physiklehrer, der kein gutes Haar an ihm ließ: „Aus Ihnen wird doch nichts Gescheites, Sie haben keinerlei physikalisches Verständnis, vergessen Sie einfach alle Berufe, die damit irgendwas zu tun haben!“ Der Physiotherapeut absolvierte sein Abitur, durchlief seine Ausbildung und machte sich dann, nachdem er einige Jahre Berufserfahrung gesammelt hatte, selbstständig. Er wurde sehr erfolgreich, sein Betrieb hat mehrere Niederlassungen und viele Mitarbeiter. Eines Tages kam dieser Physiotherapeut in einen seiner Behandlungsräume, in dem bereits ein neuer Patient auf ihn wartete – und er erkannte in ihm sofort seinen alten Physiklehrer, ganz im Gegensatz zu dem älteren Herrn, der ihn gar nicht richtig anschaute, sondern ihm lediglich erzählte, wie er sich die Rückenschmerzen zugezogen hatte, derentwegen er nun dalag, nämlich beim Löwenzahnausreißen in seinem Garten.
    Sein Physiotherapeut und ehemaliger Schüler erklärte ihm nun ausführlich, dass es so etwas wie die Hebelwirkung gäbe, die ja bei seiner Körpergröße und Armlänge beträchtlich wäre und es deshalb auch überhaupt kein Wunder sei, dass er sich bei der Zusammenwirkung solcher Kräfte derart den Rücken gezerrt habe. Da sagte sein ehemaliger Physiklehrer zu ihm: „Sie sind ja ein richtiger Physik-Experte! Das hat man selten! Und ich weiß das, ich bin nämlich Physiklehrer!“ – „Ja“, antwortete da der Physiotherapeut. „Es ist schon erstaunlich, dass ich das alles weiß. Mein Physiklehrer bescheinigte mir nämlich früher einmal, dass ich niemals auf einen grünen Zweig kommen würde, weil ich so wenig physikalischen Sachverstand hätte.“ Dabei grinste er in sich hinein. Er ist ein feiner Mensch, der seinen ehemaligen Lehrer nicht der Peinlichkeit aussetzen wollte, sich ihm erkennen zu geben. Also kümmerte er sich um das, was sein Job war: den malträtierten Rücken seines Patienten zu kurieren.
    Diese Geschichte machte mir wieder einmal deutlich: Wenn wir uns auf solche Glaubenssätze festlegen lassen, wenn wir uns auf sie reduzieren lassen, dann legen wir uns fest. Dann sind wir tatsächlich in Physik eine Niete oder unmusikalisch oder haben zu dicke Beine, um Röcke anziehen zu können. Dann – und erst dann – hat unsere Lebenslandkarte einen weißen Fleck. Aber: Auch wenn sich solche Glaubenssätze über Jahre hinweg negativ auswirken und manchmal sogar den Charakter eines Fluchs haben können, so haben wir als erwachsene Menschen die große Chance, diese Glaubenssätze außer Kraft zu setzen und uns Heilung von diesem Fluch zu verschaffen. Wir können sie uns bewusst machen, sie aussprechen und dann handeln.
    Ich bewundere beispielsweise alle Menschen, die ein Musikinstrument spielen können. Schon als Kind war das so, und ich unternahm zwei Anläufe, es ihnen gleichzutun: Ich lernte Blockflöte und Tenorhorn zu spielen. Mit keinem dieser Instrumente habe ich es ernsthaft zu etwas gebracht. „Ich bin einfach total unmusikalisch“, war einer der Glaubenssätze, mit dem ich demzufolge aufwuchs. Als ich dann erwachsen war, wollte ich noch einmal wissen, ob das tatsächlich stimmte. Das konnte doch einfach nicht sein – wo ich so viel Spaß an der Musik hatte und es so sehr liebte, in Konzerte zu gehen! Ich wurde also Mitglied in einem Rundfunkchor, denn ich sang ausgesprochen gerne. Und siehe da, das klappte

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