Landkarten des Lebens
sie besser davon ab, sich bestimmte Bereiche zu erschließen.
Weiße Flecken können aber auch Begabungen und Fähigkeiten sein, die wir aus irgendwelchen Gründen nicht ausüben und vernachlässigen. Filme zu machen, das war lange Jahre der weiße Fleck auf meiner persönlichen Lebenslandkarte. Dabei ist das Filmemachen früher sogar mein Beruf gewesen! Ich arbeitete als Redakteur und Regisseur für das Fernsehen und beschäftigte mich tagein, tagaus mit Filmen. Nach dem Tod meiner ersten Frau Bettina rückte dieser Bereich jedoch in den Hintergrund und noch einmal mehr, als ich das zweite Mal geheiratet hatte. Ilona und ich legten unseren beruflichen Schwerpunkt zu hundert Prozent auf den Aufbau der TYP Akademie, unseres gemeinsamen Unternehmens. Filme waren einfach kein Thema mehr für mich. Ich hatte neues Land erobert und altes zurückgelassen.
Mit den Jahren, die vergingen, wurde meine Sehnsucht nach den Filmen aber wieder größer. Ich versuchte, mir Zeit und Freiraum dafür zu nehmen, was schwierig war. Ilona spürte, dass viele meiner Energien dorthin wanderten und nicht mehr in unser gemeinsames Projekt. So kam es zu Konflikten zwischen uns – die mich viel Kraft kosteten und innerlich fast zerrissen. Denn natürlich war ich mit unserem Unternehmen nicht nur mir, sondern auch Ilona gegenüber eine Verbindlichkeit eingegangen, die ich unbedingt einhalten wollte. Auf der anderen Seite verspürte ich aber diese Sehnsucht nach meiner alten Tätigkeit. Ich wollte beides unter einen Hut bringen und wusste nicht, wie.
Die Wende kam mit dem Sabbatical, das Ilona und ich vor wenigen Jahren machten. In dieser Auszeit von unseren Jobs und unseren Verpflichtungen beschäftigte ich mich aus ganz pragmatischen Gründen mit dem Filmen: Ich wollte unsere viermonatige Schiffsreise einmal um die Welt dokumentieren. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Erfahrung hinter der Kamera gesammelt, in meiner Zeit beim Fernsehen gab es dafür immer einen Kameramann. Ich kaufte mir also vor Reiseantritt eine gute Videokamera, ein Stativ und eine Tonausrüstung. Während unserer Reise lernte ich dann nach und nach, wie man eine Kamera bedient. Zu jedem Land, das wir anliefen, und auch unterwegs auf hoher See, drehte ich kurze filmische Portraits. Ich stellte die Kamera auf das Stativ, postierte mich davor und erzählte einfach die Geschichte, die ich loswerden wollte. Natürlich nahm ich auch die entsprechenden Bilder von Land und Leuten auf, und so tastete ich mich langsam an die Technik heran. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung hatte ich so etwas wie einen inneren Zensor, auf den ich mich verlassen konnte: Ich wusste einfach, was im Film gut ankam und was nicht.
Das Ergebnis meiner Anstrengung war eine 40-teilige Reportage-Serie, die mit dem World-Media-Preis ausgezeichnet wurde. Das überraschte niemanden mehr als mich selbst. Als seinerzeit die Mail vom World-Media-Festival kam, dass sie meine Podcast-Reihe als Wettbewerbsbeitrag haben wollten, dachte ich noch, es handele sich um eine Verwechslung. Als ich dann tatsächlich den ersten Preis gewann, freute ich mich unbändig. Filmen war wirklich mein Ding, und dieser Preis war die Bestätigung dafür. Auch Ilona konnte das nun akzeptieren. Ich schaffte eine anständige Ausrüstung an und den nächsten Film produzierten wir gemeinsam, genauso wie den übernächsten, der gleich zwei Preise gewann.
Dass Filmen meine Berufung ist, spüre ich sehr deutlich – ich fühle mich von Gott gesegnet. Gesegnet deshalb, weil ich wenig Energie und Kraft dafür brauche. Diese Projekte laufen ganz leicht und locker. Ich muss mich nicht dazu aufraffen, muss mich nicht disziplinieren, es ist für mich die reine Lebensfreude, mich damit zu beschäftigen und die dafür notwendigen Dinge zu tun: Konzepte ausarbeiten, Drehbücher schreiben, die Crew zusammenstellen, Dreharbeiten arrangieren und durchziehen, Vertonung und Schnitt zu managen. Immer wieder erstaunt es mich, in wie wenig Zeit wie viel entstehen kann, wenn man sich nicht zu etwas zwingen muss. Heute investiere ich ungefähr die Hälfte meiner Zeit in die Filmerei, die andere Hälfte meiner Zeit fließt in die Akademie. Damit sind Ilona und ich glücklich.
Schritt 5 auf dem Weg zu Ihrem Lebenstraum:
Tragen Sie in Ihre Lebenslandkarte die weißen Flecken ein, die es in Ihrem Leben gibt. Welches sind die Bereiche, in die Sie sich nicht hineintrauen, die Ihnen verboten scheinen? Wo haben Sie keinen Zugang oder lassen Sie sich
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