Landkarten des Lebens
unglaublich gut, führte viele Kriege, vergrößerte das Land, bekämpfte Ungläubige und schaffte am Ende Frieden. Doch damit nicht genug: Aus einem maroden Staat machte er ein blühendes Königreich. Seine zentrale Stärke war dabei seine schier unglaubliche Gottesfurcht.
Aus dieser Gottesfurcht heraus gelang es ihm auch, die Mauer zu akzeptieren, die Gott ihm in den Weg stellte – und das, obwohl er sich gerade anschickte, Gott ein prächtiges Haus zu bauen: einen Tempel in Jerusalem, der an Pracht alles bisher Dagewesene übertreffen sollte. Er hatte bereits Baumaterial gesammelt, Lieferverträge für Gold und Zedernholz geschlossen, als Gott ihm verbot, den Tempel tatsächlich zu bauen. Das war die Strafe dafür, dass David Ehebruch begangen hatte und seinen Rivalen ermorden ließ. David akzeptierte diese Mauer, diese Sackgasse, in die Gott ihn damit schickte. Den Tempel baute dann später sein Sohn Salomon, der einer der mächtigsten Könige in der Geschichte der Menschheit werden und zu dessen Tempel viele, viele Menschen pilgern sollten – zu seinen Nachfolgebauten und der von ihnen erhalten gebliebenen Klagemauer sogar bis zum heutigen Tag. Kann es einen besseren Beleg dafür geben, dass hinter den Mauern und Sackgassen auf unserer Lebenslandkarte immer ein göttlicher Fingerzeig steckt? Ich kenne keinen.
Gundula Gause
Meine Grenzen akzeptieren
Was ist wesentlich? Worauf kommt es an? Wo sind Grenzen des Machbaren und Sinnvollen, was ist zu wenig, was ist zu viel? In vielen Bereichen meines Lebens beschäftigen mich diese Fragen. Und ich weiß: Es braucht klare Prioritätensetzung, eindeutige Entscheidungen und konsequentes Zeitmanagement.
Eingebunden in Dienstpläne, Familie und vielfältige Verpflichtungen pendle ich praktisch zwischen unserer Wohnung und dem ZDF auf dem Mainzer Lerchenberg. Die Grenzen zwischen Beruflichem und Privatem sind nicht einfach zu ziehen. Es amüsiert mich immer, wenn ich gefragt werde, wann ich anfange zu arbeiten. Wer wie ich im Nachrichtenjournalismus arbeitet, ist fast ständig dabei, aktuelle Meldungen und Entwicklungen zu verfolgen, Zeitungen und online-Medien zu lesen sowie selektiv Radio zu hören. Und natürlich will ich, wenn ich mittags in die Redaktion gehe, wissen, was die Kollegen vom morgenmagazin gesendet haben, um mich in den Fluss der Berichterstattung zu integrieren.
Was schreiben die wichtigsten Zeitungen und Magazine, welcher Sachverhalt wird wie kommentiert? Was ist Fakt, was Deutung? Welche Entwicklung gilt es im Blick zu behalten? Einige Themen sind äußerst vielschichtig und manche erste Einschätzung erweist sich am Ende als nicht zutreffend. Die Welt wird immer komplexer, was sich am Beispiel der Krise vereinfacht so darstellen lässt: Zunächst begann das Megathema mit einer Immobilienkrise in den USA, die dann zu einer weltweiten Finanzkrise mutierte, die wiederum ihren Niederschlag in einer Wirtschaftskrise fand. Heute haben wir es mit einer Verschuldungs-, Banken-, Euro- und Staatenkrise, wenn nicht mit einer Parteien-, Demokratie- und Wertekrise zu tun. Wer da behauptet, alle Facetten zu verstehen, muss ein Genie sein, reichen doch die Wissensgebiete von Wirtschafts-, über Politik- und Finanzwissenschaften bis hin zu Jura oder Philosophie und Ethik.
Auch wenn ich nur jede zweite Woche auf Sendung bin, ist doch jeder Tag damit gefüllt, am Ball zu bleiben. Im Internet verfolge ich aktuelle Entwicklungen, darüber hinaus sehe ich auf meinem Handy die Eilmeldungen der Nachrichtenagenturen. Die Arbeit an den Beiträgen, die abends im heute journal gesendet werden, beginnt schon lange vor der Sendung. Die Kollegen und Autoren in der Redaktion sowie die ZDF-Korrespondenten recherchieren über Monate, bis zu dem Zeitpunkt, an dem ein Ereignis die Berichterstattung notwendig macht. Da werden Informationen gesammelt, Kontakte gesucht, Einschätzungen, sogenannte O-Töne von Experten eingeholt, Szenerien gedreht, Grafiken erstellt und Texte geschrieben. Mein Job ist es, aus der Vielzahl der Meldungen jenseits der Großereignisse auszuwählen, was mit welcher Prioritätensetzung zur Nachricht wird, was wir wie bebildern und erklären können. Es ist immer wieder eine Herausforderung, komplexe Sachverhalte auf eine leicht verständliche Ebene herunterzubrechen und fernsehgerecht aufzubereiten. In täglichen Redaktionskonferenzen verdichtet sich, was letztlich in welcher Form gesendet wird. Das Präsentieren der Nachrichten am Ende des Tages ist
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