Landkarten des Lebens
wie ich sie mir wünschte. Ich war verzweifelt! Ich sagte zu Ilona: „Wir müssen beten, damit unser Komponist noch eine göttliche Eingebung bekommt!“ Das taten wir, und anschließend rief ich ihn an, um ihm zu sagen, dass wir jetzt alles auf eine Karte setzen wollten und er noch bis zum Nachmittag dieses Tages Zeit bekäme, um die Musik doch noch so zu komponieren, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich setzte alles auf diese eine Karte, gab im Presswerk Bescheid, dass sich die Datenlieferung etwas verzögern würde. Und dann wartete ich. Nachmittags um drei kam endlich die heiß ersehnte Mail vom Komponisten mit der Audiodatei. Und was soll ich Ihnen sagen? Als ich sie mir anhörte, hatte ich eine Gänsehaut und mir stiegen vor lauter Rührung Tränen in die Augen. Diese Musik war etwas komplett anderes. Sie war neu, sie war großartig. Sie war göttlich inspiriert.
Und da wusste ich wieder einmal: Wer neues Land erkundet, hat Gott an seiner Seite. Wer sich mutig neue Bereiche und Gebiete erschließt, wird von Gott beschenkt – mit neuen Erfahrungen und neuer Leidenschaft. Wagen Sie es! Mut zum Leben! Das wünsche ich Ihnen von Herzen.
Gundula Gause
Weiße Flecken auf der Karte
Immer wieder beschäftige ich mich auch mit abgelegenen oder weniger bekannten Regionen unserer Erde. Dies tue ich privat aus persönlichem Interesse, aber auch als Redakteurin, die die Welt überwiegend vom Schreibtisch durch das Fernsehauge sieht. Sobald ein Ereignis auf einen Ort hinweist, der bislang ein weißer Fleck auf unserer Karte gewesen sein mag und ihn gewissermaßen bekannt macht, wird über ihn berichtet, als habe er eine ungeheure Bedeutung für uns. Oft werden wir von Zuschauern gefragt, warum wir beispielsweise immer nur von Aggressionen zwischen Israelis und Palästinensern berichten und nicht von der Schönheit der Weinberge am Golan. Deswegen bemühen wir uns, auch in unserer Tagesberichterstattung hin und wieder einen ruhigen Blick auf ein Land oder eine Region zu werfen, ohne dass es einen konkreten Anlass gibt. Dies ist natürlich nur selten möglich, denn oft genug bleibt aufgrund der dichten Nachrichtenlage weder Zeit noch Raum für solche Abstecher.
So bin ich froh über mein ehrenamtliches Engagement für das katholische Hilfswerk missio, das mir reale Abstecher zu so manchen weißen Flecken beschert. Seit ungefähr zehn Jahren bin ich Schirmherrin des sogenannten Afrikatages, der ältesten kirchlichen Kollekte der Welt, und befasse mich seither immer wieder mit verschiedenen Ländern dieses armen Kontinents, über den üblicherweise nur berichtet wird, wenn eine Hungersnot wieder Hundertausende bedroht oder ein Krieg wie in Ruanda unzählige Menschenleben kostet.
Sich diesem Thema zu nähern ist zunächst einmal Basisarbeit und zwar von einer ganz anderen Art als der, die ich in meinem Berufsalltag gewohnt bin. Dort habe ich im Lauf der Jahre recht oft Nachrichten über Ereignisse in Afrika zu formulieren gehabt und trotzdem war dieser Kontinent für mich lange Zeit so etwas wie ein weißer Fleck auf der Landkarte. Auch die Fakten zum Beispiel über die weltweite Ausbreitung von AIDS zusammenzutragen und dazu eine Nachricht zu schreiben, ist eine distanzierte, fast sterile Art, sich mit den Problemen dieser Welt zu befassen. Aber auf einer meiner Reisen nach Afrika die aidskranke Zanele kennenzulernen, Anteil an ihrem Schicksal zu nehmen und ihr ein Stück Unterstützung zukommen zu lassen, das ist eine kleine Lebensgeschichte. Das ist die Eroberung eines weißen Flecks.
Zanele wurde als Kind von ihrer Mutter verlassen und von einer fremden Familie aufgenommen. Dort wurde sie im Alter von neun Jahren von einem jungen Mann vergewaltigt und dabei mit dem Virus infiziert. Als Jugendliche wurde sie im südafrikanischen Durban von einem Sozialarbeiter der dortigen katholischen Kirche aus ihrer verzweifelten Situation gerettet. Er kümmerte sich um sie, organisierte eine Unterkunft in einem Kinderheim in kirchlicher Trägerschaft, Schulbesuch sowie medizinische Betreuung und Aidsmedikamente für die damals 12-Jährige. Zanele gibt das Gute, das ihr getan wurde, weiter, indem sie sich in Durban um Straßenkinder kümmert. Heute ist sie tatsächlich eine glückliche junge Frau, die trotz des Virus ein Kind erwartet.
Drei Reisen habe ich bislang nach Afrika unternommen: 2004 nach Kenia, 2007 nach Südafrika und im Sommer 2011 in den Senegal. Diese Reisen waren keine Vergnügungstouren, um die Schönheit der
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