Landleben
nie?»
«Nicht ganz nie.»
«Na, also. Wir sind verheiratet, und das hier ist zusätz-
lich, und am besten denken wir nicht zu genau darüber
nach. Du fragst, warum die Menschen die Dinge tun, die
sie tun. Die Menschen wissen es nicht, es ist tiefer als der
Verstand. Es sind Pheromone und alle möglichen program-
mierten Verhaltensweisen, wie der Nestbau-Instinkt. Hast
du schon mal Vögeln beim Nestbau zugeguckt und dir
überlegt, wie sie es eigentlich machen, dass sie die richti-
gen Zweige nehmen? Sie wissen es auch nicht.»
«Willkommen in meinem Nest», sagte er und meinte
den kargen, hohen, gemauerten Raum um sie herum, wäh-
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rend ein unbehagliches Gefühl ihn beschlich. Vielleicht
brauchte Ed ihn – bei einer kleinen Krise oder einem
Durcheinander, das niemand sonst entwirren konnte.
«Frauen brauchen Aufmerksamkeit», erklärte sie. «Sie
haben nicht die vielen Möglichkeiten des Mannes, sie zu
bekommen. Deshalb tun sie, was sie können, mit dem, was
sie haben »
.
«Du fickst, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen?»
«Wenn du es so sagst, klingt es dumm, aber ja, irgend-
wie schon. Denn in der Zeit, die ich bei dir bin, schenkst
du mir Aufmerksamkeit, obwohl ich jetzt merke, dass du
überlegst, wie du mich hier wieder loswirst, damit du mit
der Arbeit weitermachen kannst.»
«Das stimmt nicht. Ich bin verrückt nach dir.» Ein Er-
satz für den vergifteten Kelch des Satzes Ich liebe dich. Er
hatte es zu Elsie nicht gesagt, und jetzt sagte er es nicht
zu Alissa. Faye hatte es geglaubt, und er auch, und sie hat-
ten Schaden angerichtet. «Gib mir zwanzig Minuten, und
ich zeige dir, wie sehr.» Er sah sie vor sich auf dem harten
Fußboden knien oder wieder auf dem Sofa: die gelockten
daunenartigen
r
Hä chen in ihrem Nacken,
die glatten Kno-
ten ihrer Wirbelsäule.
«Ich weiß den liebenswürdigen Gedanken zu würdigen,
mein Herr», sagte sie, und sie umklammerte ihn mit ih-
ren Beinen, dann setzte sie sich auf und stellte die nackten
Füße auf den Fußboden. «Aber ich muss für Ians Abend-
essen einkaufen und die Sachen von der Reinigung abho-
len, bevor die Schule aus ist.» Alissa und Ian hatten zwei
Kinder – Norman, zehn, und Neysa, die gerade in die erste
Klasse gekommen war, was Alissa mehr Freiheit gab, ihr
aber auch, wie sie Owen erzählt hatte, genug Muße ließ,
ihre Affäre mit ihm anzufangen. Ihre Lippen hatten ge-
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zittert, als ihr Lachen über diese komische Verquickung
verklungen war. Obwohl inzwischen November war, trug
ihr Körper noch die Gold- und Silber-Unterschiede ihrer
Sommerbräune. Nachdem sie sich unter Anstrengungen
erhoben hatte, ließ sie sich wieder auf das quietschende
Kunstlederpolster fallen. «Ich glaube übrigens nicht, dass
es gut ist», sagte sie, «für die weibliche Gesundheit, wie
wild zu vögeln und dann aufzuspringen und Besorgungen
zu machen. Eigentlich sollen wir den Samen bewahren,
oder so ähnlich.»
Er bewahrte solche gelegentlichen Einblicke in das, was
es bedeutete, eine Frau sein – Phyllis gewährte sie ihm
selten; sie war sich ihrer Weiblichkeit bewusst, ließ sich
aber nicht dazu herab, länger dabei zu verweilen, während
Alissa so etwas wie die Philosophin der Stadt zu diesem
Thema war. «Eine Frau nimmt eher einen Schlag auf den
Kopf hin, als dass sie sich ignorieren lässt», sagte sie ein-
mal zu ihm. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er ihr je
einen Schlag auf den Kopf gab, aber der Gedanke daran
nährte die grausame Zärtlichkeit, mit der er ihren Rücken
betrachtete, wenn er es ihr auf schmerzenden Knien von
hinten besorgte. Nach der kleinen Verstimmung wegen
ihres Monatsbluts gestand sie ihm: «Als ich ein Teenager
war, verstehst du, und zur Frau wurde, habe ich mir vor-
gestellt, ich würde für Männer dann am attraktivsten sein,
wenn ich blutete.»
Es war eine so intime Illusion für sie, dass sie scheu ver-
stummte, und er wagte kaum, das Thema zu verfolgen.
«Was a
h st du gedacht», fragte er, «was Männer damit ma-
chen würden?»
Seine Geliebte errötete. «Oh, ich weiß nicht, Owen, frag
mich nicht aus, es war bloß so ein Gefühl. So ähnlich wie
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wenn man Milch hat, es fühlt sich sehr weiblich an. Erre-
gend.»
«Auch mit den Krämpfen?»
«Die Krämpfe sind nicht so toll», gab Alissa zu, «aber
dadurch bekommt eine Frau eine Beziehung zum Schmerz.
Man hat sie und man versteckt sie. Überhaupt ist am Ende
alles, was dich
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