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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Mutter hatte ihm Liebe und Anleitung
    gegeben und ihm das Gefühl vermittelt, dass sein Leben
    unter einem glücklichen Stern stand, aber wenn seine El-
    tern stritten, wandte sich sein Mitgefühl immer dem Vater
    zu, seinem blassen, sorgenvollen, pedantischen, niederge-
    drückten Vater. Männer verstehen Männer, Mechanismen
    mit nur wenigen Hebeln – ein irdischer Appetit auf dieses
    und jenes, atavistischer Kriegerstolz und Stoizismus. Frau-
    en sind leuchtende Mondgeschöpfe, die uns verletzen,
    wenn sie sich uns vorenthalten, und uns wieder verletzen,
    wenn sie es nicht tun.

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    XI Entwicklungen auf dem
    Hardware‐Sektor

    An Owen, Verführter und Verführer, haftete nun der Ge-
    ruch der Liebe. Er hatte sich, auf der Ebene der Pheromo-
    ne, als ein Mann etabliert, der einen Geschmack hatte für
    das, was Frauen geben konnten. Diskret, mit einem Mur-
    meln oder einem verstohlenen Händedruck, neckend und
    schmeichelnd, scharten sie sich um ihn. Die Zeit lief den
    Menschen seiner Generation davon, obwohl sie sich noch
    in den besten Jahren wähnten, mit unendlichen Möglich-
    keiten vor sich. Er gewöhnte sich langsam an den Anblick
    seiner ehemaligen Geliebten, die, einst privat so wollüs-
    tig, jetzt öffentlich schwanger war; sie jammerte so, dass
    jeder es hören konnte, welche Schmerzen das Kind ihr
    verursache, ihren Beinen, ihrem Rücken – ihrem schönen
    nackten Rücken. In den letzten Monaten musste sie viele
    Stunden im Bett zubringen, um diesen heiklen Eindring-
    ling in ihrem Körper nicht zu verlieren. Als das Kind, nur
    drei Wochen vor dem Termin, zur Welt kam, war es ein
    Mädchen, von dem alle sagten, es sei Ian wie aus dem Ge-
    sicht geschnitten. Das kleine Frühchen, kaum sechs Pfund
    schwer, hatte Ians scharfe, verschrumpelte Züge und sei-
    nen zusammengekniffenen Künstlerblick, wenn es aus der
    vanillegelben Baby-Tragetasche nach oben wie in zu grel-
    les Licht guckte. Owen war überzeugt gewesen, es würde
    ein Junge werden; es war, als sei ein Gewicht, eine Schwere
    von seinen Schultern genommen.

    274
    «Ganz der Vater», sagte Ed an Owens Ohr. Er lehnte sich
    von hinten auf Owen, umringt von Gästen, die sich auf der
    Sonnenveranda der Slades drängten, um den Säugling zu
    begutachten, der inzwischen drei Monate alt war, ein Mäd-
    chen mit rotem Gesicht und dünnem, feinem Haar. Es war
    Ostern im neuen Jahrzehnt, ungefiltertes Sonnenlicht fiel
    durch die kahlen Äste auf die Korbmöbel auf der Veranda,
    brach sich in den mittäglichen Cocktailgläsern und schien
    der kleinen Nina in die schlitzförmigen Augen. Die Ent-
    schlossenheit der Morisseys, mit den Namen ihrer Kinder
    alliterativ zu spielen, war in Owens Augen grob und warf
    rückblickend ein ungutes Licht auf die Freuden seiner Af-
    färe. Alissa trug noch das Gewicht des Kindes. Ihre Brüste,
    die für ihn gerade die richtige Größe gehabt hatten – je
    eine runde Hand voll –, pressten mit ihrer neuen Bürde
    gegen die seidene Bluse und die purpurne Jacke ihres Os-
    teraufzugs. Die Leute hatten sich fein angezogen, obwohl
    nur wenige zur Kirche gingen, auch nicht an Ostern. Die
    Slades, das konventionellste Paar in ihrem Kreis, gingen
    allerdings, und sie hatten sich angewöhnt, diese Brunch-
    Party zu geben, wie es inzwischen von ihrem Freundes-
    kreis auch erwartet wurde, als Teil des jährlichen Zyklus
    von Festen. In diesem Jahr kam das Baby dazu – wie um
    die Schar der Kinder aufzustocken, die langsam zu groß
    wurden, um noch beim Ostereiersuchen mitzumachen, das
    die Slades jedes Jahr pflichtbewusst veranstalteten. Owen
    entdeckte in dem Säugling mit dem roten kleinen Gesicht
    und den weit offenen stahlblauen Augen nichts von sich.
    Eds Hand auf seinem Rücken hatte eine irritierende Be-
    deutungsschwere, und um sich davon zu befreien, drehte
    Owen sich um und sah seinen Partner an.
    «Schwer, sich den Ziegenbart vorzustellen», sagte er.

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    Ed lächelte schwach. Auch er hatte, ohne Staceys Sala-
    te und Sprossen, zugenommen. Stacey hatte ihn verlassen
    und war zurück nach Kalifornien gegangen. Er war wieder
    Junggeselle, der reihum zum Essen eingeladen wurde, und
    erklärte es einfach damit, dass sie zu jung gewesen sei und
    einer anderen Kultur angehöre. Kalifornien war nicht nur
    ein anderer Bundesstaat, es war ein anderes Land. Con-
    necticut war ihr nie ganz real vorgekommen – zu grün, zu
    idyllisch, alles zu nah beieinander –, und da er viele Stun-
    den im Büro sein musste, war sie

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