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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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bist zweimal darin vorge-
    kommen.»
    «Bitte, Schätzchen», sagt sie, ohne den Kopf zu drehen.
    «Könntest du mir das nicht später erzählen? Ich versuche
    gerade, Enron zu verstehen – wie sie das gemacht haben,
    wie sie diese Vermögen für sich abgezweigt haben.»
    «Später habe ich ihn bestimmt vergessen, aber macht
    nichts», sagt er und spürt, wie der Bildersturzbach in sei-
    nem Kopf verdunstet, funkelnd, als wäre darin ein Elixier
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    von ihr, von ihrer beider gemeinsamem Leben enthalten.
    «Macht nichts. Sag mir, was für heute auf dem Programm
    steht.» Es war Samstag, in seiner Kindheit sein L
    l
    ieb ings-
    tag, jedoch bedrohlich formlos in seinem Ruhestand.
    Mit irritiert klappernden Augenwimpern sagt Julia, wäh-
    rend sie auf die Version der Times von atemberaubender
    Konzernkorruption starrt: «Nichts, erst abends Cocktail bei
    den Achesons.»
    «Oh, Gott. Müssen wir da hin?»
    «Natürlich, mein Lieber. Miriam ist eine meiner besten
    Freundinnen. U d Br
    n
    ad ist dein Freund.»
    «Sie werden alle eingeladen haben. Man wird uns nicht
    vermissen.»
    «O doch. Warum tust du mir das jedes Mal an? Du amü-
    sierst dich doch immer, wenn du erst mal da bist. Du bist
    sogar richtig charmant, in deiner schüchternen Art.»
    «Ich tue nur so, als ob ich mich amüsiere. Ich habe mir
    mit diesen Menschen nichts zu sagen. Nichts.»
    Owens Lebenswerk ist die Schaffung und Überwa-
    chung von Computer-Software gewesen, und seit er sein
    letztes kleines Büro in Boston, eine Vier-Personen-Con-
    sultancy-Firma (drei Männer und eine Frau) aufgegeben
    hat, weiß er nur wenig mit anderen zu reden. Die Tech-
    nologie hat ihn in geometrischen Sprüngen und Sätzen
    hinter sich gelassen; seine schmucken Algorithmen und
    Schaltungen sparenden, gegabelten Befehle WENN ...
    DANN, seine SONST- und OBWOHL-Schlaufen sind in-
    zwischen so hausbacken wie Patchworkquilts. Angesichts
    des Chip-Potenzials eines Desktop-IBM-Klons für tau-
    send Dollar schwindelt und ekelt es ihn. All das Klingeln
    und Pfeifen: realistische dreidimensionale Computerspie-
    le, in Realzeit animiert; fest verdrahtete Programme, um

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    digitale Fotos zu speichern, zu schneiden und abzutönen,
    um digitale Home-Videos zu bearbeiten, um in hundert
    verschiedenen Schriften zu drucken, Programme, mit de-
    nen man Musik spielen kann, die in Zehntausende von di-
    gitalisierten Tönen zerlegt ist, Programme, mit denen man
    die endlos wachsende Bibliothek von Babel im Internet zu
    Rate ziehen kann; Programme, mit denen man Viren und
    Würmer und Spam und unerwünschte E-Mails abwehrt.
    Der Einbruch von Dot-Com-Unternehmen hat die ganze
    Industrie in Verruf gebracht, auch diejenigen, die wie er
    ausgestiegen sind, als sie beinahe ganz oben waren. In der
    sich als korrekt erweisenden Annahme, dass die Clinton-
    Seifenblase sich nicht lange halten ließe, hatte Owen den
    Lauf der – in der Seifenblase der zwanziger Jahre getätig-
    ten und durch den Crash von 1929 ausgelöschten – Inves-
    titionen umgedreht. Er hatte für den alten Mann, den er
    von allen, die er früh geliebt hatte, am reinsten liebte, Ra-
    che genommen.
    Anders als seine Mutter war Grandpa Rausch nicht allzu
    gegenwärtig gewesen, noch wie Owens Vater allzu abwe-
    send, sondern gerade richtig: Er saß ruhig in der Mitte des
    Sofas mit der Rückenlehne aus Rohr, während Owen auf
    dem Wohnzimmerteppich mit seinen Tinker Toys und sei-
    nen Kriegsflugzeugen aus Blei spielte oder den Lionel-Zug
    immer wieder im Kreis und vor- und zurückfahren ließ, bis
    der kleine schwarze Transformator heißlief und einen leich-
    ten, gemütlichen Geruch von Verbranntem verströmte, wie
    seine Mutter, wenn sie bügelte. Diesen Geruch verströmte
    sie auch, wenn sie an ihrem Frisiertisch saß und mit dem
    langstieligen Lockenstab an ihr kastanienrotes Haar ging.
    Seine Mutter war heiß, heiß wie die Platte des Kohleofens
    in der Küche, gefährlich anzufassen, obwohl sie die Küche
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    erwärmte und sogar das ganze Haus. Sie hatte das Tempe-
    rament der Rothaarigen, das, was sein Vater eine «schwa-
    che Sicherung» nannte, und ihre Hand schnellte vor und
    schlug Owen ins Gesicht, bevor er sich ducken konnte.
    Sein Leben lang wünschte sich Owen Frauen, die kühl und
    be

    sonnen waren, außer w

    enn er sie sich (was immer selte-
    ner vorkam) anders wünschte.
    «Sprich über die neuesten Nachrichten, die Wirtschaft»,
    riet ihm Julia. «Ob wir wieder gegen den Irak in den Krieg
    ziehen sollen

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