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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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und Reitturniere, einschließlich Polo. Julia tat
    so, als könne sie nicht glauben, dass diese Sportarten an der
    Highschool von Willow nicht angeboten worden waren und
    dass seine Vorstellung von einem glücklichen, erfüllten
    Sommer darin bestanden hatte, durch den Garten zu lau-
    fen, vorbei an der Weinlaube mit den summenden Japan-
    käfer-Fallen, vorbei an dem großväterlichen Hühnerhaus
    mit den Asbestschindeln und quer über ein Maisfeld zu ei-
    nem Spielplatz, auf einem aufgeschütteten Plateau neben

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    dem Baseball-Feld der Stadt, und sich dort den ganzen Tag
    mit einer Horde anderer braunbeiniger Lümmel herum-
    zutreiben. Ein Sommercamp lag jenseits der finanziellen
    Möglichkeiten der Familie, außerdem war der Gedanke,
    dass der zimperliche, furchtsame, wasserscheue Owen zu-
    sammen mit anderen Jungen in einer Blockhütte wohnen
    und auf einem pechschwarzen eiskalten See Kanu fahren
    sollte, ohnehin erschreckend. Die ganze raue, ihre eigene
    Härte testende Welt der Reichen, die zum Befehlen und
    Herrschen geboren waren, lag glücklicherweise außerhalb
    seiner Reichweite.
    Er fürchtete sich vor Wasser, vor Höhen, vor Spinnen,
    vor Dunkelheit, vorm Ersticken, vor harten Jungen, vor

ekligen Dingen. Bei einem Wanderzirkus war er einmal
    von einem überforderten jungen Helfer ziemlich grob auf
    ein stinkiges, fleckiges Pony gesetzt worden und hatte sich
    viel zu hoch vom Erdboden entfernt gefühlt, schlimmer
    noch, als wenn er auf seines Vaters Schultern saß, weil das
    Tier unter ihm weniger intelligent und unberechenbarer
    erschien – und fast so ängstlich wie Owen selbst. Wenn
    Julia sich in ihrem lokalen Golf-, Tennis- und Reitverein
    vom Steigbügel auf den Pferderücken schwingt und mit
    ihrem roten Rock und der runden schwarzen Kappe zu
    einer drei Meter hohen Reiterin wird, empfindet er eine
    Ehrfurcht, die aufrichtiger ist als damals, vor sechzig Jah-
    ren, wenn er, die Hand auf dem Herzen, zu der Flagge
    aufgeblickt hatte, die Miss Mull jeden Morgen hisste. Sie
    wurde über die quietschende Rolle durch die Neunuhrson-
    ne hochgezogen, und man konnte sie nicht lange ansehen,
    weil der Feuerball einen pulsierenden, purpurnen Fleck
    auf seiner Netzhaut hinterließ, der ihn, so befürchtete er,
    eines Tages erblinden ließ. Auch Computer-Bildschirme
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    hinterlassen oft ein solches pulsierendes Nachbild, aber er
    kann immer noch sehen. Mit siebzig kann er noch sehen
    und auf den eigenen Beinen gehen und, wenn Julia nicht
    aus einem sehr fernen Zimmer nach ihm ruft, ausreichend
    hören. Verwegenere Männer seines Alters sind vom Kano-
    nenfeuer ertaubt, vom Kontaktsport zu Krüppeln gemacht
    worden. Seine ihm angeborene Vorsicht, die sich gegen
    seinen Wunsch, Testpilot zu werden, durchsetzte, hat sich
    gelohnt.
    Angesichts seiner vielen Bedenken und des behüteten
    häuslichen Haushalts, den seine vier Wächter unter Mü-
    hen um ihn herum aufrechterhielten, ist es ein Wunder,
    dass er im Leben überhaupt so gut zurechtgekommen ist.
    Seine Fähigkeit als Einzelkind, sich selbst zu beschäfti-
    gen, seine Geduld beim Lösen von Problemen, die er sich
    selbst stellte oder die er und Buddy Rourke sich zusam-
    men ausdachten, haben ihm in der aufblühenden Com-
    puterindustrie gute Dienste erwiesen; doch auch auf ge-
    sellschaftlicher Ebene ist er nicht ganz ungeschickt. Im
    Auftreten ist er scheu, aber verführerisch. Die Kleinstädte,
    in e
    d nen er gelebt hat, sind Stätt n
    e der Unterweisung ge-
    wesen.
    In Willow entfloh er, dank der unbestreitbaren Vorsor-
    ge des Staates, täglich seinem Elternhaus, um die Schu-
    le zu besuchen, in deren Klassen er bis zum Abgang fast
    ausschließlich von mütterlichen, nur freundlich fordern-
    den Frauen unterrichtet wurde, und danach mit der Horde
    kichernder, albernder Mädchen nach Hause zu gehen, die
    spürten (nicht nur Ginger Bitting, sondern auch Barba-
    ra Emerich mit ihren weizenblonden Zöpfen und einem
    grauen Schneidezahn, der zu sehen war, wenn sie lächelte,
    und die wendige, dunkle Grace Bickta mit den ernsten Au-

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    gen), dass er sie anbetete. Der kleine Owen war nachgie-
    big, leichtgläubig. Er glaubte alles, was man ihm sagte, und
    fand Trost, in unnormal hohem Maße, in den führenden
    öffentlichen Vertretern der Stadt – den Lehrern, den High-
    way-Arbeitern, die von ihrem Kippwagen im Winter Asche
    streuten und im Sommer rauchenden Kies, und den drei
    Stadtpolizisten, einer klein, einer dick und einer, dem

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