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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Granitmauern und ausladenden Treppen, die zu
    lang gestreckten Swimmingpools und Umkleideräumen
    im neoklassischen Stil führten, mit ihren Tennisplätzen
    aus rotem Hartlehm und ihren abstrusen Pavillons, haben
    eine gewisse Aura hinterlassen, wie auch Kinder, die, in-
    zwischen selbst dem Aussterben nah, sich daran erinnern,
    wie sie jedes Jahr im Juni in Daddys privatem Eisen-
    bahnwagen aus Chicago oder Cleveland an die Ostküste
    kamen. Vor einem Jahrhundert, als die Gleise der Boston
    & Maine Railroad von Boston an der Nordküste entlang-
    führten, wurde die Kreuzung nach einem Salzmarsch-Far-
    mer, Enoch Haskell, benannt, dessen Land aufgekauft
    worden war. Seine verwitterten Holzgebäude wurden
    niedergerissen und verbrannt und seine kargen Felder in
    smaragdgrüne Rasenflächen verwandelt, aber sein Name
    hat die Namen derer überdauert, die ihn vertrieben. An
    der Südküste wurden die Pendler-Bahnstrecken nach dem
    Krieg eingestellt, doch in nördlicher Richtung blieben sie
    bestehen, und einmal in der Stunde lässt ein vorbeifahren-
    der Zug das Granitgestein unter Owens und Julias Haus
    leicht, aber merklich erbeben. Ihm gefällt das Elementare
    daran, die h
    i
    andgreifl che Verbindung zwischen Transport
    und Geologie.
    Es gibt ein kleines Stadtzentrum – die Feuerwache, das
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    Kriegerdenkmal, der französische Bäcker, die Bankfiliale,
    ein 7-Eleven-Supermarkt, eine Obsthandlung, ein Natur-
    kostladen, ein Drugstore, der unter dem Konkurrenzdruck
    der CVS- und Walgreen-Ketten in den Einkaufszentren
    schließlich aufgeben musste, eine Buchhandlung, ständig
    davon bedroht, durch Borders und Barnes & Noble im
    zehn Meilen entfernten Einkaufszentrum kaputtgemacht
    zu werden, ein Pizza-Lokal, eine Reinigung, zwei mit-
    einander konkurrierende Friseure, beide aus den Tropen
    (Costa Rica, den Philippinen), ein scheiternder Blumen-
    laden neben einem leeren Ladenlokal, einem ehemaligen
    Reisebüro, das aufgrund des World-Trade-Center-Desas-
    ters und der anschließenden Schwierigkeiten der Flugge-
    sellschaften Pleite gemacht hatte, ein Familienrestaurant
    und ein doppelt so teures Restaurant für Liebespaare und
    die Wohlhabenden am Ort, wenn sie Gäste haben, die sie
    beeindrucken wollen. Es gibt sogar ein Postamt in Haskells
    Crossing, aus der Zeit, als die Haus- und Grundbesitzer ei-
    nes Posta t
    m s mit Bedarfshaltepunkten für würdig e
    b fun-
    den wurden.
    Doch das geisterhafte Zentrum der Macht, das in Wil-
    low an der fünffachen Kreuzung versammelt gewesen war,
    residiert jetzt, drei Meilen und viele Eisenbahnübergänge
    entfernt, im Rathaus, neben der Polizeiwache, im Zentrum
    von Cabot City. Die Stadt, einst ein Weiler an einem Fluss
    und nach dem Heimatort der frühen puritanischen Sied-
    ler Colchester genannt, wurde umbenannt, zu Ehren des
    Gründers der den Fluss verschmutzenden Lederfabrik,
    die, zusammen mit ihren Tochterunternehmen, die mit
    dreistöckigen Häusern dicht bebauten Straßen mit pol-
    nischen, griechischen, irischen und sogar türkischen Fa-
    brikarbeitern bevölkerte. Die Fabriken sind eingegangen,

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    aber die Abkömmlinge der Arbeiter unterstützen weiter-
    hin die Stadtverwaltung, die im Ortsteil Haskells Crossing
    berüchtigt ist für überhöhte Steuerveranlagungen und für
    Korrumpierbarkeit bei der Freigabe von Bauland. 1880
    versuchte Haskells Crossing sich abzuspalten und sich mit
    der benachbarten Sommerhaussiedlung Haven-by-the-Sea
    zusammenzutun, doch der Versuch wurde auf dem Beacon
    Hill vereitelt – nicht von den irischen Gesetzgebern, son-
    dern durch das Veto des brahminischen Gouverneurs von
    Boston, der einigen Quellen zufolge durch eine inoffiziel-
    le Schenkung von Ledergeld beeinflusst worden war und
    sich laut anderen nach dem Bürgerkrieg von hochgesinn-
    tem konservativem Widerstand gegen Revolten und neue
    Grenzziehungen jeglicher Art leiten ließ.
    Wie seine Nachbarn mag Owen Haskells Crossing so, wie
    es ist. Das selbst verwaltete Haven-by-the-Sea mit seinen
    Versammlungen und hitzigen Übersteuerungsdebatten ist
    ihm als Stadt zu selbstzufrieden, zu sehr nach innen ge-
    kehrt. Die Bürokratie im fernen Cabot City lässt ihn, außer
    finanziell, in Ruhe. Wasser, rostig, aber trinkbar, wird von
    einem städtischen Reservoir seinen Hügel heraufgepumpt,
    der Müll wird einmal in der Woche am Fuß seiner Auffahrt
    abgeholt. Als er und Julia ein einziges Mal einen Diebstahl
    anzeigten, erschien am selben Tag ein Polizist und sah sich
    mit

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