Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
Vom Netzwerk:
August zurück war,
    den Klatsch überhört, dass sie, während er Gestrüpp auf
    zukünftigen Baugrundstücken zurückgeschnitten hatte, in

    93
    der öffentlichen Badeanstalt gesehen worden war, wie sie
    sich in einem zweiteiligen Badeanzug auf einem Handtuch
    auf der Wiese aalte, mit einem anderen Jungen, einem Jun-
    gen ihres Alters, aus ihrer Klasse, der auch nach dem Sep-
    tember bei i r sein würde.
    h
    «Meinem Vater gehören in der Nähe von Brechstown
    einhundert Hektar Wald», sagte sie eines Abends nach
    ziellosem Herumfahren. «Es gibt eine t
    al e Straße, die da
    reinführt. Da kommt niemals jemand hin.»
    «Klingt perfekt», sagte er, aber tat es das wirklich? Er
    ließ sich von ihr leiten, Abbiegung nach Abbiegung, auf
    schmalen Straßen, die er noch nie gefahren war. Der An-
    fang der Straße mit dem Schild «Keine Durchfahrt» und
    den rostenden Resten von Stacheldrahtzaun machte ihm
    Angst; dort lag ein Sandsteinbrocken, den er mit seinen
    Sommermuskeln anderthalb Meter zur Seite rollte, so-
    dass sie vorbeikonnten. Sie waren in dem klapprigen al-
    ten schwarzen Chevrolet, den sein Vater, über seine eigene
    Armut spottend, die «Klapperkiste» nannte. Als Zweige
    an dem kriechenden Auto entlangkratzten, hatte Owen
    Schuldgefühle, aber weniger, als wenn es der Chrysler
    ihres Vaters gewesen wäre, der immer tipptopp und po-
    liert war. Herumliegende Dosen und Einwickelpapier im
    Scheinwerferlicht offenbarten, dass andere vor ihnen hier
    gewesen waren und auch den schweren Stein mit der Kraft
    ihrer Begierde beiseite geschoben hatten. Die Straße war
    uneben; das alte Auto schaukelte. Wenn jetzt eine Achse
    brach oder ein Reifen platzte – was dann? Der Skandal, die
    Schmach würde sein unter einem glücklichen Stern ste-
    hendes Leben für immer beflecken.
    «Ist es nicht weit genug?», fragte er. Er hatte das Gefühl,
    dass sich eine Falle hinter ihm schloss.
    94
    «Die Straße führt noch viel tiefer rein, aber sie wird
    schlechter», gab Elsie zu. Er schaltete die Zündung und
    die Scheinwerfer aus. Dieses Dunkel! Es sprang mit einem
    hörbaren Knacken auf sie zu, umschloss die Fenster, als
    wäre das Auto in einen schwarzen Fluss gestürzt. Als Owens
    Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten, sah er ein paar
    Sterne durch die Windschutzscheibe hoch oben, zwischen
    den großen stillen Bäumen über ihren Köpfen. Gelegent-
    lich blinkten Scheinwerferlichter auf der eine halbe Meile
    entfernten unbefestigten Straße auf. Ihre eigenen Schein-
    werfer mussten folglich auch zu sehen gewesen sein. Elsies
    Gesicht war nur ein Schimmer in der Höhle aus Velours,
    Gummi, geformtem Stahl und splitterfreiem Glas. Seine
    Lippen fanden ihre, und sie waren voll und feucht, aber
    das gewohnte Verschmelzen, ein Mund mit dem anderen,
    stieß auf Hindernisse, die er nicht aus seinen Gedanken
    vertreiben konnte. Angenommen, der Chevy sprang nicht
    an, wenn sie wegfahren wollten? Angenommen, er konnte
    nicht rückwärts fahren auf dieser überwucherten Straße,
    wo die Büsche eine feste Wand hinter ihnen bildeten, und
    er hatte nicht die Machete, die er beim Vermessungstrupp
    benutzt hatte? Ihm war, als würde das Leben, ein stummes
    vegetatives Leben, ihn umschließen, hier, auf dem Land
    ihres Vaters, der in jedem Blatt und in jedem sich recken-
    den Zweig gegenwärtig war. Owen war noch so jung, dass
    er die Dunkelheit mit spionierenden Wesen bevölkerte; sie
    lenkten ihn ab, wo er sich doch einfach nur über den Schatz
    hätte be g
    u en sol e
    l n, den er vor sich hatte, in der tiefsten
    Abgeschiedenheit, die er und Elsie je erlebten.
    Es war August – sie trug Shorts und keinen Hüftgürtel.
    Als ihre Umarmung leidenschaftlicher und akrobatischer
    wurde, kam die Stelle zwischen ihren Beinen in seine

    95
    Hand, als hätte sie sich ihr entgegengehoben. Sie stemmte
    ihre Hüften auf dem Sitz hoch, sodass er ihre Shorts her-
    unterstreifen konnte; durch seine Ungeschicklichkeit kam
    ihre weiße Unterhose gleich mit, und Elsie machte keine
    Anstalten, sie festzuhalten. Sie schien sich zu strecken, ih-
    ren Bauch in die Länge zu dehnen. Sogar in dieser Dun-
    kelheit sah er ein feuchtes Glitzern auf ihren Augäpfeln,
    wie ferne Leuchtkäfer, und die Blässe ihres langen Leibes,
    die sich zu einem kleinen, weichen Schatten hinabsenkte.
    Verängstigt von dem Schatten, wandte er seine Aufmerk-
    samkeit ihren Brüsten zu; mit einem kurzen Griff, geüb-
    ter als bei ihrer Unterhose, hakte er ihren

Weitere Kostenlose Bücher