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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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eingelassen,
    und eine Horde junger Leute, die sich nach Vermont zu-
    rückziehen und auf Wasserklosetts verzichten, ändert dar-
    an gar nichts.» Er fragte sich, warum er sich so erregte; er
    wollte das alles nicht glauben. Er wollte die Technik und
    wollte auch Illusionen haben: Beides w r
    a en die mildern-
    den Früchte menschlicher Imagination.
    Phyllis sagte zu seiner Unterstützung: «Owen ist nicht

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    gegen Kunst, er geht dauernd in Museen. Und bei Digit-
    Eyes ging es doch auch darum, in sublimierter Form.»
    Owen zuckte bei der Vergangenheitsform zusammen.
    Phyllis hatte Recht: Das Programm war veraltet, er war
    beim Aktualisieren stecken geblieben und suchte tastend
    nach Neuem. Das Gespräch des Abends, das sich dank Ians
    pompösen Auslassungen und Phyllis’ gewinnender Art, ihn
    anzustacheln, bis gegen Mitternacht hinschleppte, interes-
    sierte ihn nicht mehr; er hatte sich überzeugt, dass weder
    er noch Alissa Ian etwas schuldeten. Sie saß mit hochgezo-
    genen Beinen auf dem Sofa, als wollte sie in die Kissen hin-
    einschmelzen, und versuchte hinter ihrer fleischfarbenen
    Brille gegen den Schlaf zu kämpfen. Ihre Lider sahen rosa
    und wund gescheuert aus, ihr dünnes Lächeln war auf ge-
    duldige Weise nachtr

    agend. Auf dem Weg nach Hause im
    Auto sagte Phyllis unvermittelt: «Sie verabscheut ihn.»
    Las sie seine Gedanken, die wie mit einem Leuchtstift
    über die erinnerten Rundungen Alissas hinfuhren? Er war
    überrascht, aber er glaubte, dass seine Frau immer Recht
    hatte – ein Tresor, gefüllt mit Weisheiten, und er war im
    Begriff, die Zahlenkombination gänzlich zu vergessen,
    entschlossen, seine eigenen Wege zu gehen. «Wirklich?»,
    sagte er. «Er ist doch so wie immer, d
    er gute Ian hält seine
    langen Reden. Waru sollte
    m
    sie ihn verabscheuen?»
    «Aus demse ben
    l
    Grund, aus dem er sich selbst verab-
    scheut. Impotenz.»
    «Wirklich?» Der dunkle Raum, den seine Scheinwerfer
    durchbohrten, schien sich zu vertiefen. Es erregte ihn, dass
    sie solche Dinge wie Potenz und Entfremdung erwähnte,
    die groben Angelegenheiten, die anzurühren sie
    r
    no maler-
    weise für unter ihrer Würde hielt.
    «Bestimmt jedenfalls im übertragenen Sinne. Er kämpft
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    gegen Windmühlenflügel, und er weiß es. Nichts ist mehr,
    wie es war. Die Zeitschriften, von denen er gelebt hat, ge-
    hen ein oder sind schon eingegangen. Die Leute gucken
    fern, und wenn sie lesen, dann die Skandalblätter, die sie
    an der Kasse im Supermarkt kriegen. Selbst der New Yorker hat sich verändert. Er ist schrill geworden, was Vietnam betrifft.»
    «Alle werden schrill», sagte er und fügte in einem lötz-
    p
    lichen Anflug von Wärme hinzu: «Außer dir.»
    «Ich bin innerlich schrill», sagte Phyllis, ohne die Stim-
    me zu heben, in resigniertem Ton, als ihr Haus an der Part-
    ridgeberry Road hinter der bogenförmigen Auffahrt, die es
    halb verdeckte, das Licht der Scheinwerferlichter voll auf
    seinen weißen Schindeln empfing, hinter denen ihre vier
    Kinde schlie
    r
    fen.

    Auch Alissa war eine enttäuschte Künstlerin – zumindest
    schlief sie mit Owen so, als müsste es jedes Mal ein Meis-
    terwerk sein. Ob in seinem kleinen, abschließbaren Raum
    in der Fabrik oder in einem Motel- oder Hotelzimmer, für
    das sie hin und wieder Zeit fanden, oder in ihrem eigenen
    Schlafzimmer mit der absackenden niedrigen Decke aus
    der Zeit vor 1750, wenn Ian fort war, um in New York sei-
    ne Waren feilzubieten, und die Kinder in der Schule – sie
    gab sich dem Ficken hin, als wollte sie ihre Seele retten.
    Und dem Lutschen – mit seinem Schwanz in ihrem Mund
    geriet sie in Trance und nickte wiederholt wie eines der
    trinkenden Vögelchen, die man auf den Rand eines Was-
    serglases setzte. Sie war oral: Wenn sie gepfählt auf seinem
    Schoß saß und seine Zunge mit ihren Brustwarzen spielte,
    steckte sie sich zwei Finger in den Mund und begann mit
    geschlossenen Augen einen inneren Aufstieg. Es fiel ihr

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    nicht leicht zu kommen; sie war insofern Künstlerin, als die
    Bedingungen genau stimmen mussten: Ihre Konzentration
    durfte nicht gestört werden, und seine Körperteile – Zun-
    ge, Schwanz, Finger – mussten so verteilt sein, wie sie es
    wünschte. Owen kam sich vor wie ein Übersetzer, dessen
    Anwesenheit erforderlich war, damit sie mit sich selbst ins
    Gespräch kommen konnte. Aber anders als die lächelnde
    Faye mit ihren hellen Lenden kam sie unmissverständlich,
    mit einem immer schneller werdenden,

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