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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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gewesen.
    Als Owen Buddy Rourke vorschlug, seine Zahnspange
für die Altmaterialsammlung zu spenden, fand Buddy das
gar nicht komisch. Buddy war ein ernster Junge, der eine
Laufbahn als Ingenieur oder als Bautechniker oder Elektri-
ker vor sich hatte. Er konnte Lampen reparieren, wusste,
wie man gebogenen Kupferdraht in die Klemmen eines
Schalters einführte und festschraubte und wie man die
Drähte der Weihnachtsbeleuchtung spleißte, wenn eine
kaputte Fassung die ganze Lichterkette dunkel werden
ließ. Er brachte Owen bei, wie man Strom zähmte, der mît
magischem, sofortigem Ergebnis in eine bestimmte Rich-
tung floss, sich aber bei umgekehrten Kontakten aufbäum-
te und die Drähte zum Schmelzen brachte. Buddy hatte
Popular Mechanics abonniert und sich einen Bausatz für ein
Radio bestellt, das er so weit zusammengebaut hatte, dass
man Statikgeräusche und eine schwache Stimme kommen
und wieder vergehen hörte. Zwar verstanden sich die bei-
den Jungen sehr gut, wenn sie an Projekten in Buddys Kel-
ler arbeiteten – nicht gerade ein Hobbykeller, aber besser
beleuchtet als Owens, und mit einer gut bestückten Ar-beitsbank, die Buddys abwesender Vater gebaut und dann
verlassen hatte –, doch gab es Momente der Befangenheit
in ihrer Beziehung, weil Buddy anderthalb Jahre älter war
als er. Eines Nachmittags, als Owen Buddy zum Monopo-
ly-Spielen erwartete – ein Spiel, das die Jungen eine Sai-
son lang leidenschaftlich spielten, zwischen ihren Leiden-
schaften für Rommé und Schach –, hatte er das Spielbrett
mit liebevoller Sorgfalt auf dem Teppich aufgebaut: Die
Ereigniskarten und Anteilscheine waren spiralförmig aus-
gelegt, wie die große Treppe in einem Hollywood-Musical,
und die roten Hotels und grünen Häuser aus Holz waren
nach einem bestimmten Muster angeordnet, ein perfektes
Dorf in Weihnachtsfarben, wie von einem Flugzeug aus ge-
sehen.
    Als Buddy ins Zimmer kam, sagte er mit deutlichem Ab-
scheu: «Ach, Owen!», schob die Karten zu dem üblichen
unordentlichen Stapel zusammen und warf die Häuser und
Hotels wieder in das Fach. Owen war getroffen und be-
mühte sich von da an sein Leben lang, nicht zu deutlich zu
zeigen, wie wichtig ihm jemand war, um nicht zu riskieren,
dass er dann töricht dastand. Man muss sich versichern,
dass die Stromkreise stimmen, bevor man etwas anschließt,
sonst schmoren die Drähte durch.
    Nach einem Streit Über etwas, das bald vergessen war,
lief Owen unter Tränen aus dem Keller und hörte sich in
Buddys Richtung schreien: «Wenigstens hab ich einen Va-
ter!»
    Dass er seinen Freund damit quälte, mit dem fehlenden
Vater – er war über sich selbst entsetzt. Scham wallte in
ihm auf wie das trüb-schwarze Wasser, wenn sein Fuß das
dünne Eis auf dem Morast hinter dem Highschool-Gelän-
de durchbrach. Er versuchte sich am nächsten Tag zu ent-schuldigen, war sich aber dennoch nicht sicher, ob sich das
selbstverständliche Vertrauen zwischen ihm und Buddy je
wieder einstellte. Abgesehen davon, dass sie Dinge elektri-
fizierten und Modellflugzeuge zusammenklebten, beschäf-
tigten sie sich stundenlang mit kindlichen Bastelarbeiten,
die keinen erkennbaren Nutzen hatten – zum Beispiel
sägten sie aus Sperrholz Disney-Figuren aus. Mit angehal-
tenem Atem führte Owen das dünne Blatt seiner Laubsäge
um eine heikle Ausbuchtung wie Goofys Schnauze oder
Mickeys Ohren herum. Geschöpfe aus allen Disney-Zei-
chentrickfilmen sowie die grünhäutigen Gremlins, die er-
funden worden waren, um den Kriegsjargon zu illustrieren,
erschienen auf Hunderten von militärischen Abzeichen;
fast sah es so aus, als ob Disney und Hollywood den Krieg
führten mit seiner millionenstarken Darstellertruppe. Bud-
dy wollte bei den Pionieren dienen und Brücken errichten,
über die ganze Armeen marschieren konnten; Owen woll-
te Testpilot werden und beim Sturzflug erst in der letzten
Sekunde das Ruder rumreißen. Er hatte Buddy auf dem
Spielplatz im Sandkasten kennen gelernt – er hatte mit
seinem gummibereiften M-4-Spielzeugpanzer gespielt,
und der größere Junge war zu ihm gekommen und hatte
ihm angeboten, ihm seine Sammlung von Modellflugzeu-
gen zu zeigen – P-51er und Zeros und Spitfires und Messer-
schmitts, manche aus Blei, andere hatte er selbst aus Balsa-
holz gebastelt –; sie waren in seinem Keller, in dem Haus
gleich hinter dem Maisfeld, nur sechs ungerade Nummern
von Owens Haus und drei von dem Unglückshaus der
Hoffmans entfernt. Die Rourkes – Buddy, seine gutmütige
Mutter

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