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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Traum, den er träumte.
    Um sie am Weggehen zu hindern, riskierte er zu geste-
hen: «Ich glaube, ich bin wirklich niedergedrückt gewesen.
Ich war bei der Geburt meiner Tochter nicht dabei, und sie
muss nun wirklich das letzte Kind sein.»
    Faye nickte. «Du und Phyllis», bemerkte sie trocken,
«ihr scheint keine Probleme mit der Fruchtbarkeit zu ha-
ben.»
    Sie und Jock etwa? Sie hatten zwei blasse Kinder, die
zart aussahen und schüchtern, verglichen mit ihren munte-
ren, lebenslustigen Eltern. Owen erzählte ihr: «Es ist auch
nicht so, dass wir die ganze Zeit vögeln. Ich weiß kaum,
wie es passiert.» Wahrscheinlich ging dieses Geständnis
etwas zu weit. Er hatte das Gefühl, sich über einen klei-
nen Abgrund zu beugen – das frische, weiche Gras zu sei-
nen Füßen, das Schimmern seines dritten Gin Tonic. Aber
Faye, mit großen Augen wie die kleine Eve, hörte ihm
ernst zu, die Lippen vor Spannung leicht geöffnet. Owen
fuhr fort: «Und dann, als ich drüben in Kalifornien war, hab
ich gesehen, wie diese neuen Unternehmen sich vonein-
ander bedienen und Personal untereinander austauschen.
Sie nennen es Silicon Valley. Am Ende dachte ich, dass Ed
und ich auch dort sein sollten, und ich hab mich gefragt, ob
nicht Hardware das ist, worum es sich dreht, statt Software,
jedenfalls so lange, bis die Japaner kommen.»
    «Wie faszinierend», sagte Faye in einem Ton, der aus
einem anderen Gespräch zu kommen schien. Phyllis war
plötzlich an seiner Seite aufgetaucht.
    «Baby», sagte seine Frau zu ihm, «ich weiß, dass du dich
prächtig mit unserer charmanten Gastgeberin unterhältst,
aber wir haben dem Babysitter versprochen, dass wir um
sechs wieder da sind, und ich muss nach Eve sehen. Und sie
braucht mich.» Phyllis’ Brüste machten ihn verlegen, sie
waren so groß, so voller Milch, dass sie das Oberteil ihres
Übergroßen Baumwollkleids in schlichtem Beige spannten,
mit dem sie ihren von der Schwangerschaft noch etwas ge-
dehnten Körper umgeben hatte. Doch Phyllis hatte sich        ihre Prinzessinnenhaltung bewahrt und sagte in souverä-
nem Ton zu Faye: «Was für ein wunderbarer Tag, Faye,
und so eine gute Idee für Mai. ‹... die Zeit, die fröhliche
Sommerzeit›.»
    «Könnt ihr nicht bleiben? Ein paar Leute werden noch
bleiben, wenn die meisten gegangen sind. Wir haben einen
Kochschinken. Bitte.»
    «Oh, Faye, meine Liebe, das können wir leider nicht,
aus einem Dutzend guter Gründe. Bei uns zu Hause ist zu
viel los. Ich kann dem Babysitter nicht vertrauen, sie gibt
den Kindern lauter schlechtes Zeug zu essen. Aber es ist
lieb von dir.» Zu Owen sagte sie in einem tieferen, festeren
Ton: «Ich verabschiede uns von Jock, er ist auf der Veranda,
und warte dann am Auto auf dich.»
    Als sie gegangen war, sagte Faye vorwurfsvoll: «Du
klagst, aber du siehst dich nicht, wenn sie schwanger ist
oder bis oben hin voll mit Milch, dann spreizt du stolz dein
Gefieder. Sehr hübsch.»
    «Schade, dass wir nicht bleiben können.»
    «Natürlich kannst du nicht bleiben, Baby. Du hast deine
Frau gehört. Ihre Titten tun ihr weh.»
    Owen machte den ersten Schritt, an ihr vorbei, und
wollte gehen, und Faye drehte sich mit ihm und beglei-
tete ihn über den Rasen, das funkelnde, frisch gemähte
Frühlingsgrün, zur Auffahrt. Sie gingen durch breite Strei-
fen spätnachmittäglichen Sonnenlichts, das zwischen Bäu-
men hindurch und zwischen Menschen einfiel, die lange
Schatten warfen und in der Wärme und der geräuschvol-
len Freiheit einer Cocktail-Party, die schon zwei Stunden
dauerte, herumstanden und plauderten. Ihr Arm legte sich,
überraschend, um seine Mitte, und seiner, in einer glatten
Bewegung, die seine innere Zittrigkeit nicht preisgab, um       ihre Taille. Ihre Hüften drängten sich aneinander, während
sie, die Gesichter gesenkt, als passten sie auf, dass sie nicht
stolperten, zum Rand des Rasens gingen, wo der Kies der
Auffahrt anfing. Ihre Taille fühlte sich unter seiner Hand
fest und flexibel an. Faye war von einer Größe, die gut zu
ihm passte; Phyllis war ein bisschen zu groß. Durch den
Filter seines inneren Zitterns sah er sich und Faye bis ans
Ende des Rasens schreiten, ein Paar in einem Hollywood-
Musical, im Begriff, zur anschwellenden Hintergrundmusik
kompliziertere Schritte zu tun und ihre Münder zu einem
Duett zu öffnen oder, mit Hilfe einer trickreichen Kamera,
zusammen ins Sonnenlicht zu entschweben, das in Streifen
zu ihren Füßen lag wie glatte goldene

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