Landleben
enthüllte. Ihm ent-
hüllte sich, dass ihre Fotze sich nicht so wie die von Phyllis
anfühlte. Glatter, irgendwie schlichter, ihre Nässe weniger
dick, weniger soßig, mehr eine Art Glasur. Es war bald vor-
bei. Er konnte es nicht verhindern, er war so erregt, so stolz
und so nervös. Als er fertig war, machte er die Augen auf
und sah das Gesicht dieser Fremden, nur zwei Zentimeter
von seinem eigenen, scheinbar schlafend, die geschlosse-
nen Lider zeigten ein dünnes Pulsieren, und ihre breiten
Lippen waren geschwungen, als lullte sie sich ein. «Tut mir
Leid, tut mir Leid», entschuldigte Owen sich. «Du bist zu kurz gekommen. Nächstes Mal mache ich es besser. Wenn
du es ein nächstes Mal mit mir willst.»
«Du warst wunderbar, Dummchen», sagte sie. «So in-
tensiv.»
«Wirklich?» Sie konnte vergleichen; sie hatte mit ande-
ren Männern geschlafen, das wusste er von der geübten Art
her, wie sie das Treffen arrangiert hatte.
«Ja.» Jetzt spürte sie ihre Nacktheit als Verletzlichkeit.
Ihr Mund zog sich zu dem spöttischen Kräuseln zusam-
men, und ihre Augen bewegten sich von einer Seite zur
anderen und nahmen die grüne, sich in der Brise wiegende
Umgebung wahr.
Aber er hatte es nicht eilig, von ihr herunterzurollen.
«Sag mir, wie es war», verlangte er träge, mit einem wei-
chen Grummeln, das seine Kehle wie ein Schnurren rieb.
«Mein Kommen.»
«Es verrät mir, dass das hier wichtig für dich ist.»
«Ist es das nicht für jeden Mann?»
Faye runzelte die Stirn, vielleicht weil sein Gewicht
noch auf ihr lastete. «Nein», sagte sie. «Für manche ...»
Sie zuckte mit den Schultern und beendete den Satz nicht.
Owen vermutete, dass Jock einer von den «manchen» war.
Sie sagte ihm allerlei. Aus ihrer Sicht lebte er mit Phyllis ein
unnatürlich ordentliches und distanziertes Leben und be-
durfte der Unterweisung. «Du solltest mehr trinken», sagte
sie einmal, als wäre sein Maßhalten ein Ernährungsfehler.
Sie wollte, dass er sich mehr bei ihr auf der schmutzigen
Erde bewegte, mehr so wie Jock. Andererseits schätzte sie
es, dass er nicht so wie Jock war. Später erzählte sie ihm,
an dem Tag damals, nachdem sie ihn auf dem Parkplatz
vor Arnes abgesetzt hatte, während sie in ihrem Mercedes mit dem ungegessenen Picknick herumfuhr und dann nach
Hause, habe sie geweint bei dem Gedanken, dass sie ihn
niemals haben könnte, außer für einen Moment in dieser
unerlaubten, vom Ende bedrohten Art und Weise.
Und noch später, Jahre später, fragte er sich manchmal,
warum er sie so geliebt hatte, grell und abgebrüht und
oberflächlich, wie sie laut dem, was Phyllis ihm über Faye
sagte, war. Ein paar Monate lang träumte er davon, sie zu
heiraten, damit er sie immer an seiner Seite hätte, und
ebenso alles, was sie berührte – ihre beiden zu mageren,
bleichen Kinder, ihr verwinkeltes viktorianisches Haus,
ihre unbekümmert improvisierten Gewänder, die zufällige
Mischung von Möbeln (geerbte Antiquitäten von Jock, ihre
exzentrischen Sessel und Schaumstoffsofas), die Fotos von
ihr auf dem Dachboden, die sie ihm gezeigt hatte: sie als
Mädchen, als frisch gebackene College-Studentin, als jun-
ge Braut in weißer Spitze – alles, was sie berührte, schien
heilig. Sie verlieh der Welt eine neue Farbe, gab allem in
ihrer Nähe ein irisierendes Leuchten, und selbst die san-
digen Parkplätze, wo sie sich zum Rendezvous trafen, ge-
wannen durch sie ein strahlendes, eindringliches Funkeln.
Später sollte er kommen und an der Stelle stehen, wo ihre
Autos geparkt hatten, wo der eine Fahrer verstohlen zum
Passagier geworden war, und er sollte das Gefühl haben,
dass alles irgendwie hohl war um ihn herum. Wie kräftiges
Sonnenlicht ließ sie ehemals wichtige Teile seines Lebens
verblassen – seine Kinder, neue Unklarheiten in einem Pro-
grammierungscode, Wachstum und Widrigkeiten bei E-O
Data, sogar die Nachrichten, als Freiheitsmärsche den Sü-
den erschütterten und ein fernes Stückchen Asien immer
mehr Raum auf den Titelseiten beanspruchte –, sodass er
sich gefühllos durch diese Bereiche bewegte, denen früher sein Interesse gegolten hatte. Diese Färbung, diese süße
Liebeskrankheit hielt sich noch über Jahre in seinem Sys-
tem, ein Ungleichgewicht, das ihm kostbar war. Faye war
zu einer inneren Wunde geschrumpft, aber dieser bittere
Rest presste sich tief in sein Selbstgefühl. Sie hatte ihm,
als er einunddreißig war, eine Freiheit gegeben, die ande-
re (Marty Naftzinger,
Weitere Kostenlose Bücher