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Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana

Titel: Landlust für Anfänger: Erlebnisse einer Ausgewilderten in der Toskana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elna Uterrmöhle
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der Sonne im Schatten zu stehen oder umgekehrt, entweder tot gegossen zu werden oder zu vertrocknen. Ich dachte zum Beispiel immer, Lavendel, Rosmarin, Oleander und Maulbeerbaum seien Pflanzen des Südens, bräuchten mithin kaum Wasser. Von wegen. Meine gehören eindeutig in die Kategorie der Sumpfpflanzen.
    Ich bin also Feind Nummer eins für die Pflanzen.
    Feind Nummer zwei, drei, vier, fünf, sechs und sieben sind Frucht- und Olivenfliege (die gibt es wirklich), Schild- und Blattläuse, Spinnmilben und Mehltau.
    Tja. Es gibt hier, wie schon gesagt, so ein ungeschriebenes Gesetz, das allerdings nur für Ausländer gilt, und das lautet: Wer hier wohnt, ist bio-bio. Ich erspare mir jetzt die Details zur Anwendung von Waschnuss gegen Blattläuse, Milch gegen Mehltau oder Brennesselsaft (stinkt fürchterlich) gegen Spinnmilben.
    Schon das Abwaschen befallener Blätter mit Spülmittel ist verpönt. Na, warum? Richtig, da ist Chemie drin.
    Ich habe hier mal einen mit Brombeeren überwucherten Garten gesehen, in dem sich alte Matratzen türmten. Einfache Antwort: Die geben nützlichem Ungeziefer ein Zuhause.
    Die haben sie doch nicht alle!
     
    Aber man möchte ja dazu gehören. Also stellte ich mich hin und wusch einem Oleander -  zwei Meter hoch, anderthalb Meter breit – jedes Blatt. Das dauerte viele Stunden.
    Und dieser undankbare Kerl war danach noch nicht mal wirklich geheilt.
    Nur weil wir sozusagen unter uns sind, verrate ich, dass bei uns, natürlich nur in Notfällen, durchaus Chemie zum Einsatz kommt. Rein in die Sprühflasche, einstäuben, fertig. Gesund.
    Also wie gesagt, nur in Notfällen - die allerdings nicht sooo selten sind.
     
    Schluss mit den Problemen des Sommers. Zurück in den Eisregen. Nach dem Verpacken blieb nur Kakao mit Rum vor dem Kaminofen, um wieder aufzutauen. Mit dem Land, in dem Zitronen blühen, hat das wenig zu tun. Die blühen im Moment nur im geheizten Gästezimmer. Vielleicht hocken wir doch in einer Berghütte irgendwo in den Alpen.
     
    Da wechseln aber nicht so viele Menschen ihren Vornamen.
    Das grassiert hier bei deutschen Aussteigern wie eine Epidemie. Nicht nur bei den Oshos und Co.
    Kaum eine Weile da, verkündet Renate, dass sie nun Sheila genannt werden möchte und Klara besteht darauf, ab sofort Anna zu sein. Ob das eine Verbesserung ist, weiß ich nicht. Verstehen kann ich vielleicht noch Gotthilde, die nun Putzi ist. Sehr putzig.
    Auffallend ist, dass es nur Frauen sind, die für ihr neues Leben eine neue Identität wollen.
    Ich komme auf jeden Fall mächtig durcheinander, wenn ich eine von ihnen treffe. Heißt sie nun Renate oder Sheila oder war sie das mit Gotthilde und Putzi?
    Anna, Ex-Klara, lebt allein in einem Häuschen, umgeben von Wald, ohne Blick, in Gesellschaft einiger Enten, die ihre Freunde sind. Wie sie sagt.
    Anna ist eine rundliche Veganerin, die gerne Schokolade isst. Sie müsste doch wissen, dass da Milch, Sahne, Butter und Joghurt drin ist. Will sie vielleicht gar nicht wissen. Diese kleine Selbstlüge macht sie irgendwie sympathisch.
    Anna ist es, die mir den Namenswechsel erklärt. „Ich habe immer schon gespürt, dass ich keine Klara bin. Aber erst seitdem ich hier lebe, weiß ich, dass ich eine Anna bin. Klara liebte die Natur nicht, konnte nicht mit sich allein sein, war für die Energie der Bäume nicht empfänglich. Verstehst Du?“ Nein. Vielleicht lebt sie ja auch nur schon zu lange zu alleine im Wald.
     
    Die Sheilas und Putzis sind es auch, die ernsthaft überzeugt sind, bio-bio sei wichtig für die Pflanzen, die Bienchen und die eigene Seele. Den Pflanzen ist, glaube ich, wurscht, womit sie geheilt werden. Bienengefährliche Mittel kommen nicht zum Einsatz, das ist klar, und ansonsten hängt mein Seelenheil nicht vom Wohlbefinden des Grünzeugs ab. Oder sagen wir: Noch nicht.
     
     
     
                                          XLV
     
    Gute Nachricht : Alle unsere Pflanzen sind unversehrt unter ihren bunten Kapuzen hervorgekommen. Keine Frostschäden, nur ein wenig zerzaust.
     
    Derzeit geht es ein wenig hektisch bei uns zu. Wir hatten die Idee, unser winziges Badezimmer ein wenig zu erweitern. Eigentlich keine große Sache. Eigentlich. Eine schmale Wand raus und ein Stück nach hinten versetzen, für die Verlängerung seitlich ein paar Ziegel und ein neues Fenster. Ein bisschen die Dusche und das WC versetzen und natürlich neue Fliesen.
    Dumm ist nur, wenn Laien oder Naivlinge wie wir so ein

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