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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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mittelalterlichen Jahrmarkt abzuhalten. Sie will sich um Maibaumtänze und Stände mit Kunsthandwerk und solche Dinge kümmern.«
    »Oh«, sagte Mrs Lace, »dieses mittelalterliche Zeug ist doch furchtbar langweilig. Ich finde, wir sollten eher den Geist des achtzehnten Jahrhunderts zelebrieren. Was würden Sie denn von einer Abendparty im Regency-Stil halten?«
    »Wir sind für das Mittelalter«, sagte Jasper, »weil es so wunderbar komisch ist. Außerdem muss ein Kostümfest ganz schlicht und einfach sein, alles andere würde seinem Wesen widersprechen.«
    »Miss Trant ist furchtbar liebenswürdig und hilfsbereit. Sie ist so nett«, sagte Poppy. »Kennen Sie sie?«
    Mrs Lace hielt Miss Trant, mit der sie in den acht Jahren ihrer Ehe immer wieder zu tun gehabt hatte, für eine dumme, ordinäre Person, fast so langweilig wie Mr Wilkins. Die Sticheleien, welche die arme Mrs Lace erdulden musste, schienen einfach kein Ende zu nehmen.
    Eugenia, die seit Mr Leaders Weggang schweigend dagesessen und einen Schokoriegel gemampft hatte, sagte nun, dass sie aufbrechen müsse. Sie rief Vivian Jackson, der aus dem Nichts auftauchte, schnappte sich Mrs Laces Gästeliste und gab dem Reichshund, der in der Sonne schnarchte, einen Tritt. Am Abend wurde Mr Leader von maskierten Männern in Union Jack Shirts aus dem Bett gezerrt und in einen nahe gelegenen Ententeich geworfen. Da es noch immer sehr warm war, trug er keine Erkältung davon und hatte nicht viel mehr zu beklagen als eine kleine Demütigung sowie den Verlust seiner Eau-de-Nil-Pyjamahose. Niemand hatte den Vorfall gesehen, und Mr Leader unternahm keine juristischen oder anderen Schritte. Doch die Saat eines heftigen Grolls gegen den Sozialunionismus und seine treulose Flamme Mrs Lace war gesät.

14

    Lady Chalford schickte ihren Wagen mit der Nachricht zum Jolly Roger, dass sie Mrs St.Julien und Mr Aspect in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünsche und sehr dankbar wäre, wenn sie umgehend nach Chalford House kämen. Der Chauffeur würde warten. Ein wenig verunsichert stiegen die beiden ein, fühlten sich wie ungezogene Kinder und überlegten, welche ihrer Untaten herausgekommen war.
    Bei ihrem Eintreffen zeigte sich jedoch, dass in dieser Hinsicht kein Grund zu Besorgnis bestand. D.A.A.F. war in heller Aufregung, aber nicht um ihretwillen.
    »Mein liebes Kind, mein lieber Mr Aspect«, sagte Lady Chalford und fuchtelte mit der Gästeliste herum. »Ich brauche euren Rat. Etwas wirklich Schlimmes ist geschehen – ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal so außer mir war. Bei der Durchsicht der Namen musste ich mit Entsetzen feststellen, dass ich niemanden, wirklich niemanden in mein Haus einladen kann. Ich habe mir die Liste ein zweites Mal angesehen und konnte kaum glauben, dass es sich nicht um einen Fehler handelte, also ließ ich den Verwalter meines Mannes kommen, der mir versicherte, dass alles seine Richtigkeit hat, jede Familie im Umkreis wird erwähnt. Ich wusste gar nicht, dass wir derart schockierende Nachbarn haben.«
    »Ach ja?«, sagte Poppy interessiert. »Was ist denn mit den Leuten?«
    »Was mit ihnen ist?«, rief Lady Chalford fassungslos. »Keiner von ihnen ist gesellschaftsfähig. Ich verstehe das einfach nicht. Seit ich nicht mehr unter die Leute komme, hat natürlich das eine oder andere Haus den Besitzer gewechselt, aber in den meisten Häusern wohnen noch immer dieselben Familien, die ich gut kannte. Und das waren anständige Leute wie du und ich. Seitdem sind offenbar die unglaublichsten Dinge passiert.«
    »Was denn für Dinge?«
    »Meine Liebe, das fragst du noch? Ich sage dir, diese Liste hat mich über die Maßen erschüttert. Nimm irgendeinen Namen – sie sind alle gleich, über jedem liegt ein Schatten. Schon der erste Name, die Alexanders. Auf Lord Alexander, Gott hab ihn selig, jahrelang der beste Freund meines Mannes, ist in Bruton Park sein ältester Sohn gefolgt, Lord Bruton, den ich als Kind oft in den Armen gehalten habe. Und was muss ich hören? Dieser bedauernswerte junge Mann ging einer viel älteren Frau in die Ehefalle, einer Person aus dem Bühnenmilieu – Varietétänzerin sagt man wohl.«
    Poppy warf Jasper einen raschen Blick zu, beide unterdrückten ein Kichern. In die Ehefalle gegangen war kaum der treffende Ausdruck für Lord Alexander, der seiner charmanten Herzensdame über drei Kontinente gefolgt war, bis sie seinem Werben schließlich nachgegeben hatte.
    »Ach, weißt du, Wilma Alexander ist

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