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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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Enkelin noch keinen Schritt nähergekommen.«
    »Das Mädchen ist doch so jung«, sagte Jasper. »Sie werden sehen, es wird sich von ganz allein eine zufriedenstellende Lösung finden.«
    Lady Chalford warf ihm einen forschenden Blick zu. Sie schien etwas sagen zu wollen, besann sich dann aber.
    Auf dem Rückweg durch Chalford Park bemerkte Jasper zu Poppy: »Die arme alte Frau ist wirklich dumm wie Bohnenstroh und blind wie eine Eule. Sie glaubt, ich werde Eugenia heiraten, und findet das auch noch gut. Nach allem, was ich von ihren moralischen Ansprüchen weiß, hätte ich gar nicht angenommen, dass ich nach ihrem Geschmack bin, ganz im Gegenteil.«
    »Vielleicht hat ihr Verwalter noch nichts über dich herausgefunden.«
    »Möglich. Ich muss schon sagen, sie hat wirklich komische Ansichten, was soziale Beziehungen angeht. Sie verteufelt jeden, der Pech im Leben hatte, etwa beim Falschspielen erwischt wurde oder einen lausigen Ehepartner hat. Aber wenn jemand wirklich etwas Schlimmes tun würde wie zum Beispiel arme Leute ausbeuten, wäre es ihr völlig schnuppe. Ich glaube, unsere Generation hat viel bessere Wertvorstellungen; wir treffen uns mit Leuten, die wir mögen, selbst wenn sie unmöglich sind, und gehen allen aus dem Weg, die wir nicht leiden können. Das ist doch das einzig sinnvolle Kriterium, findest du nicht, Miss Smith?«
    »Erzähl mir bitte nichts von Wertvorstellungen und Moral«, erwiderte Poppy böse, »davon verstehst du nämlich nichts.«
    »Ich bin netter, als du denkst«, sagte Jasper unbekümmert. »Ich schade niemandem und stehe loyal zu meinen Freunden, wenn es darauf ankommt.«
    »Mir ist noch nicht aufgefallen, dass du dem armen Noel gegenüber besonders loyal bist.«
    »Da irrst du dich. Niemand versteht, was mich mit Noel verbindet. Wir haben eine sehr komplizierte Beziehung, die vor knapp zwanzig Jahren begann, als wir beide neu auf einer Privatschule waren. Unsere Beziehung gründet vor allem darauf, dass Noel ein bestimmtes Verhalten von mir erwartet und sehr irritiert wäre, wenn ich mich anders verhielte. Die Wahrheit ist, meine Schandtaten bereiten ihm insgeheim großes Vergnügen. Zum Beispiel freut er sich, dass ich hier bin, er genießt meine Gesellschaft und so weiter. Aber besonders toll findet er die Tatsache, dass er dank gewissenloser Erpressung meinerseits gezwungen ist, mich hier auszuhalten. Es wäre nicht halb so schön für ihn, wenn ich, wie jeder andere, für meine Unkosten selber aufkäme, weil das seinem Bild von mir widerspräche.«
    »So kann man es vermutlich auch sehen«, sagte Poppy skeptisch.
    »Und überleg doch mal, was für einen irrsinnigen Gefallen ich ihm mit der Dorfschönheit getan habe. Das Mädchen hatte es doch auf mich abgesehen, sie war ganz scharf auf mich, aber nach unserem halbstündigen Gespräch macht sie eine Kehrtwendung und nimmt sich Noel vor, und seitdem würdigt sie mich keines Blickes mehr. Nein, mangelnde Loyalität kannst du mir nicht vorwerfen.«
    »Ich würde es nicht als Zeichen von Loyalität bezeichnen, dieser schrecklich affigen und prätentiösen Mrs Lace jemanden zum Fraß vorzuwerfen.«
    »Bella, Horrida Bella? Sie ist doch gar nicht so übel. Aber der Punkt ist, du kennst Noel nicht so gut wie ich. Für ihn zählt nur die aussichtslose Liebe. Sobald ein Mädchen seine Gegenwart aushält, ergreift er die Flucht. Wenn die Dorfschönheit immer noch hinter mir her wäre, wäre er verrückt nach ihr. So, wie es aussieht, haben sich seine Gefühle auf wunderbare Weise abgekühlt. Darling Miss Smith, du kannst ruhig anerkennen, dass ich loyal bin.«
    »Na schön, mein Schatz, reg dich nicht auf. Ich vermute, selbst du hast ein paar gute Eigenschaften, wie jeder Mensch. Ich wollte nur sagen, dass du nach den üblichen Kriterien ein kleiner Dieb bist.«
    »Ach ja«, sagte Jasper düster. »Wenn es nur das ist – irgendwie muss man ja leben. Das Dasein ist ein einziger Kampf. Aber hör mal, warum heiratest du mich nicht? Ich verspreche dir, mich nicht mehr als Dieb zu betätigen und meinen Lebensunterhalt auf andere Weise zu verdienen – wie findest du das?«
    »Schauen wir mal«, sagte Poppy. »Ich halte ja nicht viel von der Ehe, heutzutage schließt man Vereinbarungen.«
    »Und warum hast du Anthony St.Julien geheiratet?«
    »Wie dumm du bist! Einmal muss man als Mädchen heiraten, man kann nicht ewig als Miss durch die Welt laufen, das ganze Leben Miss – wie idiotisch das klingt. Aber die Ehe ist furchtbar öde – der
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