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Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen
Autoren: Nancy Mitford
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absolut ehrenwert und die reizendste Person von der Welt«, sagte Poppy. »Sie würde dir gefallen. Die beiden sind glücklich wie die Könige, sie lebt nur für Bertie und die Kinder.«
    »Meine Liebe, was immer du mir über diese Lady Alexander erzählst, ich glaube es dir sofort, aber ich habe nicht die Absicht, sie einzuladen. Sie mag die allerbeste Gattin und Mutter sein, solche Frauen sind das manchmal. Tatsache ist und bleibt aber, dass sie kein geeigneter Umgang für ein junges Mädchen wie Eugenia ist. Glaub bitte nicht, ich sei übertrieben anspruchsvoll. Ich werde dir noch ein paar Namen von dieser unappetitlichen Liste nennen.« Lady Chalford rückte ihre Brille zurecht und fuhr fort. »Hier haben wir The Honourable Adrian und Mrs Duke. Mrs Duke ist offenbar die geschiedene Frau eines Oberst, das heißt, die beiden leben in ehebrecherischer Gemeinschaft.«
    »Dodo wurde nicht geschieden«, sagte Poppy. »Sie hat sich von ihrem Mann scheiden lassen. Er war ein herzloses Scheusal.«
    »Ich staune, dass du da einen Unterschied machst. ›Bis dass der Tod euch scheidet‹, lautet das Gelöbnis. Wenn der Mann sie grausam behandelt hat, könnte sie eine Trennung beantragen und den Rest ihres Lebens zurückgezogen und sittsam zubringen. Bitte unterbrich mich nicht, Kindchen. Dann haben wir Mr John Shipton, Enkel eines Mannes, der in seinen Klubs offen beschuldigt wurde, beim Billard betrogen zu haben. Ich erinnere mich noch gut an diese Affäre, die seinerzeit für viel Unmut sorgte. Er musste England natürlich verlassen. Und obwohl dieser Mr Shipton nichts dafür kann, in eine solche Familie hineingeboren zu sein, und persönlich ein hochanständiger Mann sein mag, kann ich es doch nicht riskieren, ihn einzuladen. Früher oder später zeigt sich, woher man kommt, und bei einem so jungen Mädchen wie der lieben Eugenia kann man nicht vorsichtig genug sein. Sir Archibold und Lady Faircombe, die Ärmsten, haben eine geschiedene Tochter, die in London ein Modegeschäft betreibt – nicht besonders schön, oder? Der Sohn von Major Montgomery flog in Eton von der Schule – wenn zu meiner Zeit eine solche Schande über die Familie kam, zog man gewöhnlich fort in irgendeine Kolonie. Mr Newmans Mutter war halbe Deutsche, und mein Mann weigert sich zu Recht, Personen deutscher Abstammung in diesem Haus zu begrüßen. Lord George Fairbrother ist ein notorischer Trinker, und von General Paisley heißt es, er sei seinem Regiment wegen Spielschulden nicht länger zumutbar gewesen. Ich werde dich nicht mit weiteren Berichten über so grässliche Personen behelligen, dutzendfach stehen sie hier auf dieser Liste. Ich versichere dir, es ist eine über die Maßen abscheuliche Ansammlung von Verkommenheit, Trunk- und Spielsucht. Ich weiß wirklich nicht, was über diese unselige Gegend gekommen ist, man könnte fast glauben, ein böser Fluch liege auf ihr.«
    Für Poppy und Jasper stand inzwischen fest, dass Lady Chalford nicht ganz richtig im Kopf war. Das lange Leben in Abgeschiedenheit, dachten sie, hatte sich auf ihren Geisteszustand ausgewirkt. Man musste ihr mit Nachsicht begegnen.
    Poppy sagte sanft: »Das ist ja alles ganz schrecklich, Cousine Maud. Und nun musst du uns sagen, was wir für das Kostümfest und die Gartenparty am sechzehnten tun sollen.«
    »Das ist es ja, was mir so viel Sorgen bereitet!«, sagte Lady Chalford pathetisch. »Nach all der Mühe, die ihr euch gemacht habt, möchte ich euch nicht enttäuschen, und Eugenia liegt dieses Kostümfest so sehr am Herzen. Ich glaube, ihre Pfadfinder oder Kameraden, oder wie immer sie sie nennt, haben auch hart dafür gearbeitet, und ich freue mich ganz besonders, dass sie endlich etwas für das Dorf tut. Mir ist es nie gelungen, sie dafür zu interessieren. Das hat sich erst geändert, als sie dieser Bewegung beitrat, oder was auch immer man sich darunter vorstellen muss. Nach Abwägung all dieser Dinge habe ich daher beschlossen, dass es keinen Grund gibt, weshalb das Kostümfest nicht stattfinden sollte, wenngleich eine Gartenparty für meine Nachbarn natürlich überhaupt nicht infrage kommt. Wir werden den Park an diesem Tag öffnen, einen kleinen Obolus nehmen, der für wohltätige Zwecke verwendet wird, und auf diese Weise wird eure Mühe nicht umsonst gewesen und meine kleine Eugenia nicht enttäuscht sein.«
    »Das ist ein ganz wunderbarer Plan«, sagte Poppy besänftigend.
    »Allerdings bin ich einer Lösung für die Zukunft meiner armen kleinen
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