Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Landpartie mit drei Damen

Landpartie mit drei Damen

Titel: Landpartie mit drei Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
Vom Netzwerk:
überzeugte Eugenia davon, dass es besser wäre, die ganze Angelegenheit Jasper zu überlassen.
    »Wenn er es tatsächlich war, dann dürfte ein kleiner Denkzettel angebracht sein«, sagte Jasper. »Aber wir müssen unbedingt hören, was er zu seiner Verteidigung vorzubringen hat.«
    »Genau deswegen muss es einen Prozess geben«, sagte Eugenia, »und den wird es nicht geben, wenn wir den Mann nicht gefesselt und geknebelt herbeischaffen lassen. Er ist viel zu gerissen und feige, um sich freiwillig in die Löwengrube zu wagen.«
    »Wir müssen uns alles gut überlegen«, sagte Jasper. »Wahrscheinlich gibt es Mittel und Wege.«
    Lady Marjorie, deren leidenschaftliche Gefühle für Mr Wilkins sie von ihrem hohen Ross geholt hatten und die sich nun überraschend gutmütig zeigte, erklärte sich schließlich bereit, als Lockvogel zu agieren. Sie schickte Mrs Lace eine Einladung zum Tee im Jolly Roger. »Wir hoffen sehr, dass Sie kommen können. Mit den besten Grüßen, Ihre Marjorie Merrith. P.S. Gern würden wir auch den reizenden Mr Leader einladen, dessen Bekanntschaft wir auf Ihrer Cocktailparty machen konnten, aber leider ist es uns unmöglich, seine Anschrift herauszufinden. Ob Sie wohl die Freundlichkeit hätten, diese Nachricht an ihn weiterzuleiten?«
    »Sehr gut«, sagte Jasper, als ihm dieser Entwurf vorgelegt wurde. »Mir gefällt besonders der Pluralis maiestatis.«
    Anne-Marie freute sich über die Einladung. Es war das erste Mal, dass sie (außer natürlich von Noel) zu einer Gesellschaft gebeten wurde, die nichts mit dem Kostümfest zu tun hatte, und insgeheim dachte sie, dass es höchste Zeit war. Erfreulich fand sie auch, dass man Mr Leader und nicht ihren langweiligen Ehemann eingeladen hatte. Schon lange wünschte sie sich ein engeres Verhältnis zwischen dem Jolly Roger und Rackenbridge. Wie hübsch wäre es, dachte sie, wenn sich alle zu einer Gesellschaft für die Bewunderung von Mrs Lace zusammenfänden. Außerdem war ihr Noels Verhalten in den letzten Tagen offen gestanden ein wenig beunruhigend erschienen – er wirkte abwesend und leidenschaftslos. Der Anblick von Mr Leaders Liebeskummer wäre gewiss ein fantastischer Ansporn für ihn.
    In Wahrheit zerbrach Noel sich den Kopf. Es war nicht seine Art, wie Jasper in den Tag hineinzuleben, sich seine spontanen Bedürfnisse irgendwie finanzieren zu lassen und alle drei Jahre von unwilligen Verwandten vor dem Bankrott bewahrt zu werden. Diese Einstellung hatte er schon immer an Jasper bewundert, die Mühelosigkeit, mit der er etwas ohne Gegenleistung bekam, und seine ewige Sorglosigkeit. Doch er war unfähig, es ebenso zu halten. Obschon kaum von moralischen Skrupeln geplagt, hatte er von seiner Mutter, einer Schottin, die Sorge um das Morgen geerbt. Wie oft hatte er sich schon verflucht, Jasper von seiner Erbschaft erzählt zu haben. Diese verrückte Idee, wildfremden Erbinnen nachzulaufen (er vergaß, dass er in einem überschwänglichen Moment selbst darauf gekommen war), würde nur bei Jasper zum Erfolg führen. Er selbst hätte, nachdem die erste Begeisterung abgeflaut wäre, in Spanien einen kleinen, kostengünstigen Urlaub gemacht und wäre wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt, zufrieden über die zusätzliche Sicherheit, die ihm der Besitz einer kleinen Summe ermöglichte. Mit der Zeit wäre er in der Kanzlei gewiss zum Teilhaber aufgestiegen.
    In dieser Situation war es besonders ärgerlich, mit anzusehen, wie Jasper weiterhin völlig sorglos in den Tag hinein lebte. Beim Anblick dieses munteren Burschen mochte man annehmen, es gebe kein Morgen.
    Noel seinerseits konnte nichts genießen, nicht einmal seine Affäre mit Anne-Marie. Ihn quälte der Gedanke, dass die Erbschaft seiner Tante sinnlos verpulvert wurde, und nie bedachte er, dass eine unbeschwerte Zeit vielleicht genauso viel wert war wie die materiellen Vorteile, die man sich mit Geld erkaufen kann. Er schickte nach seinem Sparbuch und musste, übermannt von Elend und Selbstvorwürfen, feststellen, dass vierhundert Pfund auf die eine oder andere Weise verschwunden waren.
    Nach dieser Entdeckung war seine Niedergeschlagenheit unübersehbar, und jedermann fand eine andere Erklärung dafür. Jasper vermutete, dass er an der Börse spekuliert hatte, Poppy, dass Mrs Lace ihn unter Druck setzte, und Eugenia, dass er einen Artikel für den Union Jack geschrieben hatte, der von der Redaktion abgelehnt worden war. Ihr selbst passierte das ständig.
    Vergeblich bettelte

Weitere Kostenlose Bücher